Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
musterte sie neugierig Arne. „Und Sie sind ..."
Arne verbeugte sich. „Gestatten – Arne Skibinski. Ich fühle mich zutiefst geehrt, dass ich Sie persönlich kennen lernen darf. Sie sehen großartig aus", schmeichelte er und überreichte Frau Kissing einen Strauß Rosen in der Farbe ihrer dunkelrot geschminkten Lippen. Mit einem aufmunternden Lächeln hielt sie ihm die Finger der rechten Hand hin. Arne nahm die Hand und berührte sie flüchtig mit dem Mund. Frau Kissing bedachte ihn mit einem langen Blick, anschließend führte sie die kleine Gesellschaft zu einer festlich geschmückten Kaffeetafel in der Mitte der Halle. Auf ihr Klingeln mit einem kleinen Glöckchen huschten zwei Dienstmädchen herbei. Eins der beiden Mädchen trug ein silbernes Tablett, auf dem unter einer dicken Puderzuckerhaube ein unförmiger, dunkelbrauner Hügel hervorlugte, das andere brachte einen kleinen Servierwagen mit Kannen und Karaffen. Der Kuchen wurde vor den Augen der Gäste in Stücke geschnitten. An der Klinge des Messers blieb eine Schicht aus schwarzen Krümeln, Puderzucker und Teig haften. „Er ist nur ein kleines bisschen dunkel geworden, weil mich während der Backzeit eine Freundin anrief. Aber ansonsten muss er köstlich sein. Zehn Eier habe ich verwendet und reichlich Milch, der Teig war herrlich cremig", schwärmte Frau Kissing.
„Ja, und als Gesichtsmaske eignet er sich ebenfalls, nicht wahr, Liebling? Der Mixer erspart dir die Mühe, den Teig gleichmäßig auf der Haut zu verteilen. Und die Blümchentapete in der Küche hatte dir ohnehin nicht mehr gefallen", stichelte Herr Kissing.
Frau Kissing überhörte die Bemerkung. „Nun, wem darf Julia ein Stück auftun?" Erwartungsvoll blickte sie von einem zum anderen. Phil und Arne waren die Einzigen, die sich opferten.
„Und was ist mit Ihnen?", wunderte sich Arne.
„Oh, wir essen keinen Kuchen. Wir müssen leider auf unsere Taille achten", erwiderte Herr Kissing mit einem abfälligen Seitenblick auf seinen Sohn, worauf dieser rot anlief.
Der Kuchen war klebrig und schmeckte verbrannt. Trotzdem würgte Phil sein Stück tapfer hinunter und trank reichlich eisgekühlten Mangosaft hinterher.
„Möchtest du noch ein Stückchen, Phil? Du kannst es vertragen."
„Nein, danke, der Kuchen macht schnell satt", erwiderte Phil.
„Na ja, kein Wunder bei den Zutaten. Leo, mein Engelchen, geht doch beide ein wenig spielen, ja?"
„Ja, Mama." Leo sah aus, als würde er am liebsten im Marmorboden versinken.
Während sich die Erwachsenen aus einer Karaffe eine honiggelbe, ölige Flüssigkeit einschenken ließen, gingen Leo und Phil eine breite Treppe hinauf, vorbei an vielen goldgerahmten Plakaten, auf denen ihnen Frau Kissing in verschiedenen Kostümen entgegenstrahlte. Dazwischen hingen Urkunden, die Herr Kissing als bester Verkäufer bei Sanders' Playworld erhalten hatte, geordnet nach Jahreszahlen. Von Leo war kein einziges Bild dabei.
Leo schniefte. „Ich hasse es, wenn sie mich Engelchen nennt."
„Das kann ich verstehen", erwiderte Phil, obwohl Leo ihn tatsächlich an einen pausbackigen Engel erinnerte. Aber das behielt er lieber für sich.
Leos Zimmer ließ keine Wünsche offen. Dort reihten sich sämtliche Spielkonsolen, die es derzeit auf dem Markt gab, ein Laptop, ein Flachbildfernseher, der eine Wand fast vollständig bedeckte, eine gewaltige Stereoanlage – alles die neuesten und teuersten Modelle – sowie jede Menge Spiele, DVDs, CDs und ein Regal voller technischer Bücher aneinander.
„Hier lässt sich's leben", stellte Phil anerkennend fest. Er zeigte auf eine zweite Tür. „Wohin führt die?"
„In meinen Schlaf- und Ankleideraum", antwortete Leo verlegen. „Dahinter kommen mein Bad und der Fitnessraum."
„Du hast ein eigenes Bad?" Phil war erstaunt über so viel Luxus. „Kann ich mal den Fitnessraum sehen?"
Leo zögerte. „Meinetwegen, aber nur kurz." Er führte Phil durch das Schlafzimmer und das Bad. Phil erhaschte einen Blick auf ein riesiges Aquarium, das die Wand neben der Badewanne einnahm. Schillernde Fische schwammen gemächlich durch eine fantastische Unterwasserlandschaft. Hinter einer Blätterwand vermutete er die Toilette.
Im Fitnessraum fiel ihm sofort ein Basketballkorb auf, ein teurer Lederball lag daneben. Lässig beförderte Phil ihn in den Korb. Dann sah er sich genauer um. Den größten Platz nahm ein Laufband vor einem Panoramabildschirm ein. Daneben gab es einen Hometrainer, eine Ruderbank und einige Geräte, die
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