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Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Titel: Die Suche nach dem Drachenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Scheufler
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sich auf der Wiese unter den Bäumen ein schattiges Plätzchen gesucht. Einige seiner Freunde spielten Karten an einem der Holztische.
    Der Weg zu ihnen führte an der großen Kastanie vorbei. Auf der Rundbank um ihren Stamm saßen drei Mädchen aus Phils Klasse und strickten. Vor ihnen hockte jemand mit weißblonden Locken und erklärte offensichtlich etwas. Es war Leo.
    Schnell wandte Phil den Blick ab, doch Leo hatte ihn bereits bemerkt und kam auf ihn zu. „Ich muss dir was zeigen."
    Die Mädchen kicherten. „He, Phil, willst du auch stricken lernen?"
    Leo steuerte auf eine Trauerweide zu, deren Zweige bis auf den Boden reichten. Zögernd folgte ihm Phil.
    „Ist da jemand?" Leo schob die Zweige auseinander. Ein Mädchen und ein Junge brachen durch den Blättervorhang und rannten davon. Erschrocken wich Leo zurück. „Ich hab doch nur gefragt."
    „Weshalb hast du mich hierhergelockt?" Phil verschränkte die Arme.
    „Tja, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll … die Sache ist nämlich die ..." Leo schaute den Baumstamm an, als würde er zu ihm sprechen und nicht zu Phil. „Ich habe dir am Sonntag was verheimlicht. Die letzten Nächte hab ich kaum geschlafen deswegen." In der Tat war Leo ungewöhnlich blass und hatte dunkle Schatten unter den Augen.
    „Was denn noch?"
    „Ich habe ... die DVD aus dem Büro deiner Eltern mitgenommen, letzten Freitag." Hastig zerrte Leo eine dünne Kunststoffhülle aus seiner Hosentasche und reichte sie Phil, den Blick an den Baumstamm geheftet. Phil starrte auf die Hülle. Die krakelige Handschrift seiner Mutter ließ keinen Zweifel zu. Seine Gedanken überstürzten sich. Die unregelmäßigen Buchstaben tanzten vor seinen Augen, als Phil sich bemühte, die Worte zu entziffern. „Die Suche nach dem Drachenring", murmelte er.
    „Bevor du dich aufregst, denk bitte daran, dass die DVD ohne mich wahrscheinlich dem falschen Polizisten in die Hände gefallen wäre", verteidigte sich Leo.
    „Und warum rückst du erst heute damit raus? Meine Eltern hätten schon längst wieder hier sein können!" Der hat vielleicht Nerven, dachte Phil.
    „Weil ich ... ich dachte ..." Leo scharrte mit der Schuhspitze auf dem Boden.
    Was sollte das Theater? Wollte Leo ihn zwingen, sein Freund zu werden? Darauf konnte er lange warten! „Hast du sie etwa absichtlich dort eingesperrt, um mich zu erpressen?", fragte Phil drohend.
    Jetzt sah Leo ihn erschrocken an. „Nein, nein, würde ich dir sonst die DVD geben? Wahrscheinlich bin ich inzwischen der Einzige, der dieses Spiel besitzt."
    Da musste Phil ihm allerdings recht geben. Bedächtig öffnete er die Hülle und strich mit dem Finger über die glänzende Oberfläche der DVD.
    „Dann sind meine Eltern also hier drauf?"
    „Theoretisch ja, ähm, in digitalisierter Form. Ich habe die DVD überschrieben, deine Eltern müssten darauf gespeichert sein. Wirst du sie der Polizei geben? Oder Herrn Sanders?" Leos Hände krallten sich in den Saum der Strickjacke.
    Phil überlegte. „Nein, jedenfalls nicht gleich. Zuerst möchte ich mir das Spiel ansehen. Kannst du heute Nachmittag mit dem Digitalisierer zu mir kommen?"
    Leo riss die Augen auf. „Du willst doch nicht etwa ...?", flüsterte er.
    „Wenn es keine andere Chance gibt, werde ich es tun." Phil hatte es satt, untätig warten zu müssen, während seine Eltern vielleicht in Lebensgefahr schwebten.
    „Okay, ich komme gegen vier, ich muss nur noch mein Referat in Bio vorbereiten."
    „Aber zu keinem ein Wort!"
    „Ehrenwort."
    Die Klingel beendete ihre Unterhaltung. Die DVD ließ Phil in seiner Jeans verschwinden.
    Vor der Eingangstür wurde Leo von Ronny Duckert, einem älteren Schüler, angerempelt. „Na, Kissing, du Niete, hast wohl 'nen neuen Freund gefunden? Ach, hätt' ich doch glatt vergessen, du hattest ja noch nie einen." Beifall heischend blickte er sich nach seinen Kumpanen um.
    Der Kleinste von ihnen grinste unsicher, die anderen machten dümmliche Gesichter.
    „He, Duckert, das war ein echter Schenkelklopfer, aber du hast vergessen, deinen Leuten das Zeichen zum Lachen zu geben", rief Phil.
    Hier und da gluckste jemand. Bevor Ronny ein Licht aufging, waren Phil und Leo in ihrem Unterrichtsraum verschwunden.
    Für den Rest des Schultages zog Leo es vor, sich in Phils Nähe aufzuhalten. Nach der letzten Stunde gingen sie gleichzeitig durch das Schultor.
    Plötzlich stand Ronny vor ihnen – breitbeinig, die Fäuste in die Hüften gestemmt. Im Nu waren sie von seinen Anhängern

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