Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
Namen auf einem Zettel, anschließend musste Phil seinen Namen buchstabieren. Dabei ließ er die Finger auf seinem Rucksack tanzen.
„Das Problem ist, dass niemand erfahren darf, wo wir herkommen, sonst könnte jemand auf die Idee kommen, den Digitalisierer zu stehlen."
Da konnte Frida ihn beruhigen. „Keine Sorge, den Direktor interessieren nur eure Namen und das Alter, für den Schulbesuch müsst ihr mindestens vierzehn Jahre alt sein. Das seid ihr doch, oder?"
Leos Miene hellte sich auf. „Ach, das ist ja schade, aber ich bin noch zu jung, um ..."
„Wir sind beide fast vierzehn", unterbrach ihn Phil.
Frida gab Leo den Ausweis zurück. „Ich werde euer Alter aufrunden. Ihr seht ohnehin älter aus." Nachdem sie angestrengt in die Ferne gesehen hatte, als ob sie nach etwas Bestimmtem Ausschau hielt, kam wie aus dem Nichts ein schneeweißer Schimmel angaloppiert. Elegant schwang sich Frida auf seinen Rücken.
„Ich vertraue euch meine Herde an", rief sie, bevor sie davonritt.
Phil fand als Erster seine Sprache wieder. „Hast du schon mal Schafe gehütet, Leo?"
„Bis gestern wusste ich noch nicht mal, dass Schafe Beine zum Laufen haben und nicht als Wölkchen am Himmel herumschweben, wie meine Mutter mir immer einreden wollte."
„Hoffentlich tauchen keine Wölfe auf, um ein paar Schafe zu reißen."
„Reißwölfe? Ich hab mich wohl verhört!"
„Nein, hier gibt es echte Wölfe. Manne und ich haben gestern ein paar abgenagte Knochen und Wolle im Wald gefunden. Ein weißer Wolf soll besonders gefährlich sein."
Nachdenklich ließ Leo eine weißblonde Haarsträhne durch seine Finger gleiten. „Ich hoffe doch, die Biester sind schlau genug, mich von einem Schaf zu unterscheiden."
„An deiner Stelle würde ich sie mir lieber abschneiden lassen." Phils Mundwinkel zuckten. Von seiner panischen Angst angesichts der Haarbüschel im Wald würde Leo nie etwas erfahren.
„Auf keinen Fall." Leo begutachtete den Baum. „Hm, vielleicht sollte ich von dort oben Ausschau halten. Man weiß ja nicht, wer oder was hier alles rumläuft. Wenn du mir auf diesen Ast helfen würdest, hätte ich einen besseren Überblick und könnte dich frühzeitig warnen."
Phil grinste. „Wie du meinst." Als er im nächsten Moment versuchte, Leos Gewicht mit den Knien abzufedern, bereute er seine Hilfsbereitschaft.
Nach etlichen Versuchen hatte Leo es geschafft, ein Bein über den Ast zu schieben. Nun klammerte er sich mit aller Kraft daran fest.
Erschöpft ließ sich Phil ins Gras plumpsen und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Und, was siehst du?", keuchte er.
„Im Moment nur viele grüne Blätter." Mühsam richtete sich Leo auf, wobei sich die Astspitze bedenklich nach unten bog.
„Ich sag' es nur ungern, aber der Ast macht's nicht mehr lange", warnte Phil.
Leo seufzte laut und begann, sich auf den nächsten Ast hochzuhangeln. Ein verdächtiges Knacken beschleunigte seine Anstrengungen. Irgendwann hatte Leo den höheren Ast erklommen. Mit dem Gesicht zum Stamm hing er darauf wie ein nasser Sack und versuchte, seinen Kopf so weit zu neigen, dass er durch eine Lücke zwischen den Zweigen spähen konnte.
Plötzlich hielt er inne. „Da hinten läuft was – was großes Weißes ..."
Sofort war Phil auf den Beinen. Bevor er etwas erkennen konnte, rief Leo von oben: „Mann, es kommt direkt auf uns zu, und zwar ziemlich schnell ..."
Immer noch zögernd griff Phil nach dem untersten Ast.
„Warte mal, wenn mich nicht alles täuscht, ist das Frida auf ihrem Pferd. Meine Güte, hat die ein Tempo drauf!"
Erleichtert ließ Phil den Ast wieder los.
Frida sprang leichtfüßig von ihrem Schimmel und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin er davontrabte.
„Alles erledigt. Ab morgen dürft ihr die Schule besuchen", verkündete Frida strahlend.
„Das freut mich aber", hörte Phil Leo murren.
„Ich habe dem Direktor erzählt, dass ihr bei den Aussteigern gelebt und euch erst jetzt dazu entschlossen habt, Kämpfer zu werden. Das kommt der Wahrheit am nächsten."
Frida breitete eine Decke aus, die um ein weißes Leinentuch geschlungen war. Im Leinentuch waren ein kleines, duftendes Brot und ein Stück saftiger Schinken eingewickelt. Das Brot brach Frida in mehrere Teile, von dem Schinken schnitt sie mit einem großen Taschenmesser dünne Scheiben ab.
„Wo ist Leo?"
„Leo sitzt auf dem Baum."
„Warum denn das?" Verwundert sah Frida zu Leo hoch.
„Ich genieße hier die ... atemberaubende Aussicht", japste
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