Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
trocken. Da Phil die Zähne fest aufeinandergepresst hielt, konnte er nur nicken. Mit der Zeit ließ der Schmerz nach, und als Frida ihm sanft über das Haar strich, verschwand er gänzlich.
Leo suchte seinen Körper nach einer Schramme ab, fand jedoch keine. Er schien froh zu sein, als Frida sich von Phil entfernte, um die Purpureiche zu behandeln.
Den restlichen Nachmittag verbrachten sie entspannt in der Sonne. Frida wollte alles über das Leben in der anderen Welt wissen. Manchmal schüttelte sie staunend den Kopf, vor allem, als sie erfuhr, was die Kinder alles in der Schule lernten, wenn auch Phil bei diesem Thema stark übertrieb.
Er verdrehte die Augen, als Leo verkündete, dass er sein Referat für den Biologieunterricht dabei habe. Während er mindestens eine halbe Stunde lang über Aufbau und Funktionsweise des menschlichen Ohrs sprach, döste Phil vor sich hin. Dafür lehnte sich Leo bei Phils ausführlichem Vortrag über die Regeln des Basketballspiels gelangweilt zurück.
Sie brachen erst auf, als es bereits dämmerte. Frida belehrte ihre Hündin, gut auf die Schafe aufzupassen, dann fragte sie Phil und Leo, ob sie lieber laufen oder reiten würden.
„Reiten" – „Laufen" kam es gleichzeitig. Leo stand die Angst ins Gesicht geschrieben. „Bis jetzt sind wir doch auch gelaufen, ist doch gar nicht so weit."
Phil zuckte die Schultern „Versuchen kann man's ja."
Frida zwinkerte Leo zu. „Meine Emma hat noch niemanden abgeworfen." Sie drehte sich zur Seite und suchte mit den Augen den Horizont ab. Nach einer Weile tauchten in der Ferne drei Punkte auf, die sich mit unglaublicher Geschwindigkeit näherten. Bald darauf tänzelten drei Pferde vor ihnen: Fridas Schimmel, ein schwarzer Hengst und eine fuchsrote Stute, die ihren Kopf zärtlich an Fridas Arm rieb.
„Hallo, Emma, meine Liebe", begrüßte Frida sie, „bringst du Leo nach Hause? Aber sei bitte nett zu ihm, er fürchtet sich ein wenig." Sie wandte sich dem kreidebleichen Leo zu. „Schaffst du es allein?"
„Irgendwie komme ich da schon hoch." Auf Leos Hals bildeten sich rote Flecken.
Frida packte Decke und Leinentuch zusammen. Da Phil noch nie auf einem Pferd gesessen hatte, stand er vor dem schwarzen Hengst und überlegte, wie er am besten aufsteigen könnte. Er sah zu Leo hinüber, doch der schlich nervös um die Stute herum, die ungeduldig mit den Hufen scharrte.
Phil setzte seinen Rucksack auf, griff dem Pferd in die Mähne und sprang auf dessen Rücken.
Leo hatte den abgebrochenen Ast als Fußbank benutzt und hing nun bäuchlings quer auf dem Pferderücken.
„Du guckst in die falsche Richtung." Phil fiel es schwer, nicht laut loszulachen.
„Du weißt ja nicht, in welche Richtung wir reiten", erwiderte Leo gereizt.
„Ich nicht, aber dein Pferd bestimmt."
Frida strich der Stute über die Nüstern. „Dieser Reitstil ist riskant, Leo. Emma läuft sehr schnell. Du solltest dich besser umdrehen, damit du dich festhalten kannst."
„Nichts lieber als das", murmelte Leo verlegen. Frida half ihm, sich richtig hinzusetzen, und gab der Stute einen leichten Klaps. Kaum war sie davongestürmt, schoss der schwarze Hengst hinterher. In weiser Voraussicht hatte Phil die Arme um den Hals des Tieres geschlungen. Die Landschaft verschwamm vor seinen Augen. Um nicht herunterzufallen, presste Phil seine Schenkel an den Pferdeleib. Er spürte jede Muskelbewegung des Tieres. Es berührte mit seinen Hufen kaum den Boden, sodass Phil das Gefühl hatte, zu fliegen.
Als das Pferd sein Tempo verlangsamte, blinzelte Phil. Vor ihm lag ein Garten, in dessen Mitte ein Holzhaus stand. Neben der Terrasse hockte Leo und übergab sich. Seine Stute hatte sich abgewendet.
Der schwarze Hengst blieb in einiger Entfernung zu Leo stehen. Mit zitternden Beinen ließ Phil sich hinuntergleiten.
Fast zur selben Zeit wie er war Frida eingetroffen. „Vergesst nicht, euch zu bedanken. Sie sind sehr empfindlich", mahnte sie.
„Ähm, vielen Dank", sagte Phil. Der schwarze Hengst neigte kurz seinen Kopf und galoppierte mit wehender Mähne davon. Die Stute stupste Frida in die Seite. Ohne Leo eines Blickes zu würdigen, verschwand sie, Seite an Seite mit dem Schimmel.
„Komm, Leo, nicht den Kopf hängen lassen. Du wirst dich schon daran gewöhnen."
„Nie wieder!", würgte Leo hervor.
Für kurze Zeit verschwand Frida im Haus. Sie kam mit einem feuchten Tuch wieder, das sie Leo unter die Nase hielt. Augenblicklich wich die grünliche Farbe aus seinem Gesicht.
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