Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
Augen zu und hielt sich die Arme schützend vor den Kopf. Nach einem unsanften Ruck fand er sich nur wenige Meter von den ersten Bäumen entfernt auf der Straße wieder. Er riskierte nochmals einen Blick nach oben. Grelles Licht trieb ihm die Tränen in die Augen.
Mit butterweichen Beinen startete Phil den Wagen. Es fiel ihm schwer, sich auf die Strecke und die plötzlich auftauchenden Hindernisse zu konzentrieren. Nur knapp verfehlte er ein Reh, einen Igel übersah er beinahe. In letzter Sekunde lenkte er den Wagen so, dass das Tier zwischen die Vorderreifen geriet, und hoffte, dass es sich nicht von der Stelle bewegte.
Hinter dem Wald tauchte an der rechten Straßenseite ein Verkehrsschild mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von einhundert Kilometern pro Stunde auf. Phil kam ins Grübeln. War dies eine Falle? Oder sollte die Aufmerksamkeit der Schüler getestet werden? Irgendwie erschien ihm die Sache unsinnig. Sie fuhren um die Bestzeit und noch niemals hatte er gehört, dass es in einem Autorennen eine Geschwindigkeitsbegrenzung gab. Er beschleunigte. Wenig später stand ein Mann mit erhobener Kelle am Straßenrand. Beim Bremsen fiel Phil auf, dass sich der Mann nicht bewegte. Vermutlich hatte sich jemand einen Scherz erlaubt. Phil erhöhte wieder das Tempo. Zwar konnte er auf der geraden Strecke aufholen, doch er blieb bis zum Ende des Rennens Zweiter. Das konnte Phil verschmerzen, aber inzwischen fragte er sich, ob ihm jemand ernsthaft nach dem Leben trachtete.
„Alles in Ordnung, Phil?", fragte Herr Schumann, als Phil erschöpft aus dem Wagen kletterte und mit bebenden Händen den Helm absetzte.
Offenbar hatten die Techniker das Problem bei der Überwachung noch nicht beheben können, sonst wäre die Frage überflüssig gewesen. Andererseits wusste dadurch niemand, dass Phil das Gebirge ausgelassen hatte. Es sei denn, ein Mitschüler hatte ihn beobachtet. Phil beschloss, den Mund zu halten. „Danke, es geht schon wieder. Das sind nur die Nerven", sagte er.
Herr Schumann sah ihm prüfend in die Augen. „Du siehst aus, als hätte dich jemand durch einen Fleischwolf gedreht und hinterher wieder zusammengesetzt. Hattest du einen Unfall?" Er betrachtete Phils Wagen. Gleich sieht er die Löcher im Dach und in den Scheiben, dachte Phil, aber das Auto wies keinen Kratzer auf.
„Ähm, ich hatte im Fluss eine Reifenpanne. Ich musste mich sehr beeilen, um wieder aufzuholen." Phil zwang sich, den Blick von Herrn Schumann zu erwidern.
Olaf kaute auf seiner Unterlippe. Falls er etwas mit den Übergriffen zu tun hatte, fragte er sich sicherlich, wie es Phil geschafft hatte, zu überleben und ihn beinahe noch einzuholen.
Die anderen Schüler trafen ein: zunächst die Zwillinge, dann Paul und der lange Lukas, Marcel und Susanne. Somit stand die erste Gruppe fest. Als erster Fahrer der zweiten Gruppe erreichte Stefan die Ziellinie, dicht gefolgt von Melanie.
Melanie, die sonst immer vor Stefan angekommen war, empörte sich lautstark, weil er im Gegensatz zu ihr das Verkehrsschild und den Polizisten ignoriert hatte. „Welchen Polizisten?", fragte Susanne erstaunt.
„Der stand doch einige hundert Meter hinter dem Schild und hat mit seiner Kelle gewunken", erklärte Melanie. „Ich habe angehalten, doch anscheinend wollte er mich nicht kontrollieren, jedenfalls hat er nichts gesagt. Also bin ich weiter gefahren."
„Du hast angehalten?", fragte Paul belustigt. „Ich hab freundlich zurückgewunken und bin an ihm vorbeigerauscht."
„Stopp mal, was für ein Polizist, was für ein Schild? Wovon redet ihr?" Herr Schumann sah sie fragend an.
„Hinter dem Wald waren nur hundert erlaubt und ich habe mich daran gehalten", sagte Melanie beleidigt.
„Ich auch", rief Claudia Schiefer, die gerade aus ihrem Wagen stieg.
Frau Ferrani rannte an ihnen vorbei. „Ich habe soeben ein Notsignal von Leo empfangen. Er behauptet, er habe einen Polizisten überfahren."
Der Transporter fuhr vor und Frau Ferrani sprang auf den Beifahrersitz. Das Fahrzeug schoss wie ein Pfeil vorwärts. Allerdings fuhr es nicht auf der Straße, sondern mitten durch die Zuschauerreihen. Wider Erwarten hinterließ es keine Spur der Verwüstung.
„Ist das Auto schnell genug?", zweifelte Phil.
„Natürlich. Das Auto ist während der Fahrt entmaterialisiert. Dadurch kann es die Luftlinie nehmen", versicherte ihm Herr Schumann.
Es verging trotzdem eine Weile, bis der Transporter wieder eintraf – mit einem leichenblassen Leo, einem zerflederten
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