Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
weiteren Bechern schaffte er es, ohne Hilfe aufzustehen und sich umzuziehen.
Auch die meisten anderen Schüler sahen beim Mittagessen im wahrsten Sinne des Wortes etwas angeschlagen aus. Paul hielt sich einen Eisbeutel aufs Gesicht. Auf Phils Frage, was passiert sei, erwiderte er grinsend, er sei mit einem blauen Auge davongekommen. „Herr Kinsky meinte, ich hätte es nicht besser verdient, weil ich im Unterricht geschlafen habe."
„Sein Gegner war ganz schön brutal, dem möchte ich nicht allein im Dunkeln begegnen", mischte sich Lukas ein. „Dabei war der ziemlich klein und dünn."
Kai, Michael und die Zwillinge verglichen ihre blauen Flecken.
Claudia, die neuerdings mit an der großen Tafel saß, schwärmte von den Katzenmenschen: „Sie sind so nett und zuvorkommend."
Susanne haute mit der Faust auf den Tisch, dass die Teller hüpften. „Zuvorkommend, dass ich nicht lache. Meiner ist mir auch andauernd zuvorgekommen und hat mir eine verpasst. Wenn ich den zu fassen kriege, stampfe ich ihn in den Boden." Sie schleuderte ihre geflochtenen Zöpfe, die sich teilweise aufgelöst hatten, nach hinten, worauf Lukas sich an die Wange griff.
Claudia lächelte nachsichtig. „Ich habe dem Katzenmenschen mein Gesicht gezeigt und ihm erklärt, dass es doch schade wäre, wenn es verschandelt wird. Danach haben wir uns sehr gut verstanden. Er zeigte mir einige Tricks, die ich anschließend an ihm ausprobieren durfte." Sie funkelte Marcel an.
Stefan guckte zu, wie Leo seine Gemüsepizza in winzigen Häppchen aß, damit die Lippen nicht wieder aufplatzen. „Na, Poldi, hat dich die Miezekatze tüchtig verhauen?"
„An deiner Stelle würde ich still sein. Ich habe gesehen, wie dich dein Gegner durchs ganze Zimmer gejagt hat wie einen feigen Hasen", sagte Melanie laut. Stefan wurde knallrot und schwieg. Melanie berührte Leos Arm. „Gehen wir nachher schwimmen?"
„Ich weiß nicht, ob ich mich heute über Wasser halten kann. Ich glaube, ich kriege Muskelkater. Als ob ich nicht so schon genug Ärger mit den Katzen hätte."
„Gegen Muskelkater hilft eine Massage, ich werde mir auch eine gönnen." Mit dem Finger zeichnete Melanie das Muster auf Leos Strickpullover nach.
Überraschung
Nach dem Essen trafen sich Phil, Leo und Melanie an der Treppe und gingen gemeinsam nach oben.
Sangria grüßte nur kurz über die Schulter. Sie wirbelte zwischen einer Staffelei und einem Servierwagen mit vielen geöffneten Farbdosen umher und verteilte mit zwei Pinseln gleichzeitig Farbe auf der Leinwand.
„Bloß schnell weg hier", flüsterte Phil, „sonst fragt sie uns noch, ob sie uns malen darf."
Zum ersten Mal herrschte vor den Massageräumen Andrang.
Melanie hatte sich für die ganze Woche angemeldet und wurde von einem bärtigen Mann mit wuchtigen Händen erwartet. Sie schob Leo vor.
„Würden Sie ihn bitte zuerst drannehmen? Er hat es nötiger als ich."
Der Masseur grinste. „Von den Katzenmenschen waren auch schon einige hier."
Während sich die anderen massieren ließen, lag Phil mit geschlossenen Augen in einer Felsengrotte in der Nähe des Wasserfalls. Das Wasser war flach und angenehm warm. Meistens hielten sich Claudia und Marcel hier auf, aber heute warteten sie Hand in Hand auf eine Massage.
Melanie gesellte sich zu ihm. Eine Weile lagen sie schweigend nebeneinander. Es entging Phil nicht, dass Melanie seinen muskulösen Oberkörper anstarrte. Gerade wollte er sich unter einem Vorwand entfernen, als sie ihn ansprach: „Kannst du Leo nicht irgendwie helfen? Ich mache mir Sorgen um ihn."
„Ich auch. Aber was soll ich tun?"
„Du könnest mit ihm trainieren."
„Glaubst du ernsthaft, dass Leo nach solch einem Tag noch kämpfen will?"
„Na ja, ich weiß es selbst nicht. Aber wenn doch, würdest du mit ihm üben?"
„Natürlich würde ich das."
„Du bist ein echter Freund, danke." Melanie umarmte Phil.
„Ist ja gut", sagte Phil verlegen. Plötzlich sah er Leo am Eingang der Grotte. Sofort löste er sich aus der Umarmung und erhob sich. Leo stand wie versteinert, dann drehte er sich wortlos um und ging.
Phil rief ihm hinterher, doch Leo reagierte nicht. „Jetzt haben wir ein echtes Problem."
Melanie biss sich auf die Lippe. „Ich konnte doch nicht ahnen, dass er so empfindlich ist."
„Ich rede mit ihm."
Leo war weder im Umkleideraum noch im Zimmer, nur seine Badeshorts lagen im Bad. Phil suchte in allen Räumen, die nicht verschlossen waren, sogar in der Küche. Herr Bertoli hackte Zwiebeln, als
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