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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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pfeifenden Atem, der bedächtigen und gemessenen Sprechweise hemmte und enttäuschte er als Verhandlungspartner. Das Turnier wiederum war eine Wohltat. Mit Franz' Betrug, soweit er ihn verstanden hatte, war eher fertig zu werden als mit der Listigkeit des alten Königs. Das war freiheraus und französisch. Er, Charles Brandon, Herzog von Suffolk, würde durch Waffengewalt siegen. Er würde die Franzosen mit Schmach bedecken. Allein schon bei dem Gedanken ging sein Atem schwer, und er knirschte mit den mächtigen Kiefern. Es war ihm einerlei, was er ritt. Die Pferde waren verdammt gut.
    Über ihm lachte der kleine Cherub laut auf und klatschte in die kleinen, rosigen Hände. An dem bösen Streich war nur der Dämon Belphagor schuld. Den konnte Hadriel ihm nicht anhängen, falls er überhaupt dahinterkam. Er hatte ganz und gar nicht gegen die Abmachung verstoßen. »Drei zu fünf«, rief er glücklich und schoß pfeilschnell aus dem Zelt des Herzogs davon.

    »Einen dickeren Verband«, sagte Herzog Franz. »Wenn ich den Zuschauer spiele, muß man den Verband von den Tribünen aus sehen können.« Sein Wundarzt wickelte ihm geflissentlich eine weitere Lage weißes Leinen um die Hand und gab ihm eine dunkle Seidenschlinge.
    »Das war's, Monsieur. Achtet darauf, daß Ihr den Finger so haltet, damit sich nichts staut und Euch böses Blut macht.«
    »Ganz recht«, pflichtete ihm Franz bei. »Augenblicklich sollte ich lieber kein böses Blut machen.« Er lachte. Draußen hielt ein Junge seinen weißen Zelter. Sehr mit sich zufrieden, stieg er auf und trabte zu den Turnierschranken. Dort metzelte man sich jetzt im Kampf zu Fuß. Verdammt, dachte er, die Erschlagenen sind allesamt Franzosen. Wir müssen etwas unternehmen. Sogar noch hinter der Schranke, am anderen Ende des Platzes, spürte er die Augen der Damen auf sich. Eine winkte mit dem Taschentuch. Er wußte, was sie gerade sagten. »Was für ein Held. Seht, sogar noch verwundet stellt er sich ein und leitet das Turnier der Königin. Was für ein Bild von einem Mann.« Da war seine Schwester. Da war seine Mutter. Da war seine häßliche kleine Frau. Da waren sein König und die englische Prinzessin, die Königin geworden war. Mein Gott, sieh einer diesen Prahlhans Suffolk an, wie er in vollem Galopp reitet und plötzlich anhält, daß der Dreck in alle Richtungen spritzt, und wie er sich verneigt, daß seine Federn den Sattel berühren! Und sein Pferd trägt keinen Harnisch. Er muß sich seiner Sache sehr sicher sein, muß glauben, daß er seinen Gegner kampflos vom Pferd stechen kann. Dieses Mal, Suffolk, bekommst du, was du verdienst.
    Auf der Tribüne brandete Jubel auf. Der französische Herausforderer kam auf einem mächtigen grauen Hengst aus Franz' eigenem Stall geritten und verneigte sich. Wenn er saß, merkte man kaum, wie hünenhaft groß der Deutsche war. Warte nur, bis er absteigt und dich erledigt, Suffolk, dachte Franz, dann kannst du etwas erleben. Doch die beiden Ritter hatten den Helm geschlossen und rasselten über den Platz geradewegs aufeinander zu. Es krachte, beide Lanzen trafen mitten auf die Markierung, gräßliches Gewieher, und dann ging der Graue zu Boden. Doch der riesige Mann im französischen Umhang hatte die Steigbügel abgestreift, und als der Graue mühsam hochkam und dann wieder zusammenbrach, gelang es ihm abzusteigen. Gut gemacht, dachte Franz, denn er hatte schon so manchen Ritter gesehen, der von seinem fallenden Pferd zerquetscht wurde, weil er sich nicht aus dem engen Turniersattel befreien konnte.
    Suffolk hatte seine zersplitterte Lanze fortgeworfen. Bislang war er der Sieger. Die Franzosen auf der Tribüne tobten, als der Herausforderer wieder stand. Suffolk stieg vom Pferd und wollte sich ihm zu Fuß stellen, er staunte und wußte auch, warum. Der Mann war ein Riese. Das ist kein Franzose, dachte Suffolk, während sie mit gezogenem Schwert aufeinander zugingen. Er merkte, daß ihn die Wut packte. Es kam ihm vor, als sähe er die ganze Welt durch die Schlitze seines Helms in Rot getaucht. Und die Wut feuerte ihn so an, daß er die Hiebe, die seine Deckung passierten, kaum spürte. Er war zu wütend, um den Hieb von unten nach oben zu verwenden, auf den sich sein Gegner so beflissen vorbereitet hatte. Mit einem Kriegsschrei auf den Lippen zerschlug er die Deckung seines Gegners und hieb auf ihn ein. Der Mann stolperte und stürzte. »Aufhören«, kam ein Schrei, und er sah, daß Blut aus dem Helm seines Gegners sprudelte. Dann

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