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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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andere Lobesworte sagte, verklangen zu bedeutungslosem Blättergeraschel in einer fernen anderen Welt. Mein ganzer Körper freute sich an der Farbe, und eine reinere und vollkommenere Freude konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Meine winzigen Pinsel trafen mit merkwürdiger Präzision genau den Ton und das Licht und ließen die Gestalt allmählich aus der Fläche hervortreten. Schließlich war ich fertig: Im letzten Tageslicht nahm ich gebranntes Elfenbein für das Schwarz des Auges, das kleiner als ein Pünktchen war, und zerstieß es frisch, ehe ich es mischte und auftrug, denn nur so strahlt es auf dem Bild wie ein wirklicher Blick. Der Hintergrund aus Azurblau, satter als Sommerhimmel, brachte das rote Haar und das frische, blasse Gesicht zur Geltung. Jeder Edelstein hatte ein Glanzlicht, und das üppige Gewand schimmerte wie Seide. Ich blickte mich um, als erwachte ich aus einem Traum. Der Nachmittag war schon fast vergangen. Das Gefühl, daß mir jemand zusah, schien sich auch zu verflüchtigen. Die Werkstatt war wieder düster, dunkel und leer.
    »Was ist das für ein Krach da unten?« fragte ich Nan.
    »Zweifellos die Witwe, die sich mit Kunden zankt. Laß dich nicht davon stören. Die französischen Herren können jeden Augenblick zurück sein.«
    »Ich bin fertig, Nan, und es gefällt mir besser als alles, was Master Dallet überhaupt je gemalt hat. Horch an der Tür, während ich das Porträt in die Schatulle lege; du weißt doch, wie wild ich auf Klatsch bin.« Ich hatte mehrere schlichte, runde gedrechselte Holzschatullen vorrätig. Für eine Prinzessin sollte sie mit Edelsteinen besetzt sein, seufzte ich im stillen. Ach laß, wenn es unbedingt Edelsteine sein müssen, sollen sie sich doch von einem Goldschmied eine andere Schatulle anfertigen lassen. Aber angenommen, sie kommen nicht wieder? Dann hat es nicht sollen sein, dachte ich. Dann behalte ich das Bildchen als Arbeitsprobe. »Aber ich muß es verstecken«, redete ich zerstreut mit mir selbst. Schließlich hatte Rowland Dallet meinen Salvator Mundi als Werk eines vor langer Zeit verstorbenen burgundischen Meisters verkauft.
    Das Geschrei war so laut geworden, daß sogar ich es verstehen konnte, obschon es Nan war, die an der Tür lauschte. Holzpantinen klapperten die Treppe hoch, gefolgt von einem eindeutig rohen Gehämmere an unserer Tür. Nan riß sie auf, und da stand die Tochter der Witwe.
    »Mutter sagt, den läßt sie sich da nicht hinlegen. Der Mietvertrag gibt ihr das Nutzungsrecht, und ihr Laden ist auch ohne den voll genug. Ihr müßt ihn mit nach oben nehmen.«
    »Wovon ist eigentlich die Rede?« fragte Nan.
    »Das werdet Ihr schon sehen«, gab die Tochter zurück, und ihre Augen wurden schmal und ihr Lächeln hämisch. Vielleicht ein Geschenk, dachte ich und stieg vor Nan die enge Wendeltreppe hinunter. Unten standen zwei Seeleute neben einem in Segeltuch eingehüllten langen, blutbefleckten Ding, das sie in den uralten Binsen auf dem Fußboden abgelegt hatten. Sie sahen verlegen aus, als ich hinzutrat und es aufdeckte. Einen Augenblick verschlug es mir den Atem. Dann merkte ich, wie mich eine merkwürdige Kälte ergriff, und dann hörte ich einen schauerlichen Schrei, der aus mir heraus und gleichzeitig von weit her zu kommen schien. Die Haut war bläulichgrau, und die blutverkrusteten offenen Wunden zeigten ein so dunkles Braunrot, wie ich es noch nie gesehen hatte… Das Ding war der Leichnam von Master Dallet.
    Der größere der Seeleute, der mit dem schwarzen Haar und dem Ohrring, sah auf einmal peinlich berührt aus, als er meinen gewölbten Leib und den Trauring an meinem Finger bemerkte.
    »Hmm, ein Unfall in dem Gäßchen hinter Captain Pickerings Haus«, sagte er.
    »Straßenräuber«, setzte der Kleinere mit dem rostroten Bart hinzu.
    »Der Kapitän ist unerwartet von See nach Haus gekommen«, warf die Tochter der Witwe mit vielsagendem Blick ein. »– und auf dieses Unglück gestoßen«, fiel ihr der kleinere Seemann ins Wort. Mir war alles klar. Das war Gottes furchtbare Strafe für meine Dreistigkeit und Schlechtigkeit, vor allem aber für meinen Wunsch, der Teufel möge ihn holen, wo man doch den Namen des Teufels nie aussprechen soll, er könnte ihn nämlich hören. Doch der Teufel hatte meinen Wunsch erfüllt, also war es vielleicht doch keine Strafe, sondern ein Fluch, und der Teufel war ganz in der Nähe und lachte sich ins Fäustchen, wie Nan immer behauptet. Ach, es war alles meine Schuld, mir waren Worte

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