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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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Schlange. Eva, wie sie von Adam belauscht wird, nebst Schlange. Mein Mann konnte gar nicht genug davon liefern, das könnt Ihr mir glauben. Die Hälfte aller Mönche in der ganzen Christenheit dürfte eine Eva haben. Gottlob hat er mir gut zwei Dutzend hinterlassen, obschon nicht alle fertig sind. Ach, ich Arme, wenn die verkauft sind, weiß ich nicht, wie ich noch an einen Wurstzipfel für meine Suppe kommen soll.«
    »Bilder von Nackten? Aber die habe ich noch nie im Laden gesehen.« Nan klang verdutzt. Ich streckte den Kopf jetzt ganz unter der Bettdecke hervor, damit ich besser hören konnte.
    »Sie stehen hinter den Christus-Bildern, sie sind ja so schlüpfrig. Aber Leute, die so etwas haben wollen, wissen, an wen sie sich wenden müssen.« Ich konnte sehen, wie sich Nan bemühte, sie abzulenken und aus dem Atelier zu schieben, doch sie schnüffelte weiter, drehte Tafeln um, musterte die Borde. Auf einmal hörte ich einen Aufschrei: »Oh! Was ist das hier auf dem Arbeitstisch? Ihr könnt mich nicht hinters Licht führen, ich war zu lange Frau eines Malers. Nein, wie winzig, und dann diese Farben! Die Züge sind vollkommen; sie sieht so lebendig aus, als könnte sie aus der Schatulle heraustreten. Und man kann ihr den Charakter an den Augen ablesen. Daran mißt sich nämlich ein wahres Porträt. Was für ein Juwel! Wie geschaffen für einen Kaiser.« Sie trat vom Arbeitstisch zurück, stemmte die Hände in die Hüften und musterte die Miniatur mit schief gelegtem Kopf. »Jetzt, wo ich weiß, wie kunstfertig er war, bedaure ich fast, daß dieser hochmütige Master Dallet nicht mehr ist«, bemerkte sie.
    »Das hat meine Herrin gemalt.«
    »Eure Herrin? Soll das ein Witz sein? So gut malt nur ein Mann.«
    »Meine Herrin ist die einzige Tochter des großen Meisters Cornelius Maartens.«
    »Martin? Vielleicht habe ich meinen Mann von ihm sprechen hören, vielleicht auch nicht. Nach einem Zunftbruder hört er sich jedenfalls nicht an. Hoffentlich war er kein Ausländer, der anständigen Engländern das Brot wegnehmen wollte. Eins könnt Ihr mir glauben, wenn die Zunft ihre Arbeiten nicht verbrannt hätte, wären wir allesamt in der Gosse gelandet.«
    »Master Maartens war Flame.«
    »Oh – nun ja – was ich bislang von Ausländern gesehen habe, war durchweg minderwertig. Keiner von ihnen bringt ein anständiges Wappen zuwege. Und ihre sonderbaren Sitten…«
    »Meine Herrin ist von Kindesbeinen an zur Malerin ausgebildet worden. Und vor seinem Tod hat er sie seine ganzen Geheimnisse gelehrt.«
    »Also, wenn das nicht ein seltsamer Brauch ist, eine Tochter in Männerarbeit zu unterweisen.« Die Witwe konnte es nicht fassen. Sie trat näher und musterte das Bild noch einmal. »Man denke nur! Es lenkt sie von ihren Pflichten ab. Wie konnte sie eine anständige Ehefrau sein, wenn sie sich in einem Männergewerbe auskannte? Nein, Mädchen sollten wie Mädchen erzogen werden, sag' ich, sonst tragen sie demnächst noch allesamt Pluderhosen und Kurzschwerter, und wohin soll das führen?« Sie nahm die Miniatur vom Arbeitstisch, und ihr Hirn arbeitete so angestrengt, daß ich es fast vom Bett im anderen Zimmer aus hören konnte. »Aber… wenn sie so malen kann… es wäre ein Verbrechen, diese Gabe nicht zu nutzen… das Kind ist ohnedies in den Brunnen gefallen, warum also nicht Gewinn daraus ziehen?«
    Auf einmal fiel mir etwas ein. Ich kam mit einem Ruck hoch.
    »Die Miniatur! Nan, die Franzosen können jeden Augenblick hier sein. Wir müssen die Leiche verstecken!«
    »Welche Franzosen?« fragte die Witwe, die brühwarmen Klatsch witterte.
    »Die Franzosen, die diese Miniatur bei meinem Mann in Auftrag gegeben haben«, sagte ich und setzte mich, schier außer mir, im Bett auf. »Wenn sie herausbekommen, daß er tot ist, bleiben wir darauf sitzen. Nan, wir brauchen das Geld.«
    »Wollt Ihr damit sagen, daß Ihr ihnen Eure eigene Arbeit als Master Dallets andrehen wollt?«
    »Was denn sonst?« gab ich zurück. »Einer muß doch Geld ins Haus bringen, und Master Dallet tut es gewiß nicht – weder jetzt noch früher.«
    »Mein gutes Kind«, sagte die Witwe mit einem vielsagenden Lächeln. »Ich helfe Euch, die Leiche zu verstecken, unter einer Bedingung jedoch –«
    »Wir können es uns nicht leisten, das Geld der Franzosen zu teilen«, sagte Nan. »Wir müssen ihn nämlich bestatten.«
    »Aber, aber, ich würde den Ärmsten doch nicht seines Leichentuches berauben. Deshalb schlage ich vor, Eure Herrin hier füllt meinen

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