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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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dir reden will«, sagte der kleine blonde Cherub.
    »Nein, es ist der Student. Der, dem das Meßbuch so gut gefallen hat. Ich glaube, jetzt will er es kaufen. Ich höre Geld in seiner Tasche klimpern. Und seht euch nur seine Kapuze an! Er hat Fleischküchlein stibitzt!« Im Handumdrehen wurden die Musikinstrumente versteckt, und Hadriel warf sich den alten grauen Umhang über die fest zusammengefalteten Flügel. Die Tür ging auf, hinter Nicholas stäubte Schnee herein und schmolz auf dem Fußboden zu winzigen Tropfen.
    »Ich wollte mich erkundigen, ob Ihr das Meßbuch noch habt«, sagte er zu der Ladenbesitzerin, »das alte mit dem Kalbsledereinband aus Maître Gregoires Werkstatt.«
    »Oh, schon möglich«, sagte Hadriel. »Es hat nur auf den richtigen Käufer gewartet. Und Ihr seid Student der Theologie, stimmt's? Ihr seid ja ein Glückskind, daß Ihr soviel Geld beisammen habt. Und dazu noch den ganzen Fleischkuchen.«
    Nicholas wurde rot. »Es… es war ein Geschenk. Möchtet Ihr etwas abhaben?« fragte er erwartungsvoll.
    »Oh, ich, ich mache mir nicht viel aus Essen«, sagte Hadriel und tat das Angebot mit blasser Hand ab.
    Irgendwie wirkte das Gesicht der Besitzerin so nett und freundlich, und sie schien nur darauf zu warten, daß Nicholas mit der Wahrheit herausrückte, und da sprudelte die ganze Geschichte aus ihm heraus. »Das Geld habe ich durch ein Versehen bekommen, von einem Ausländer, der Kupfer nicht von Gold unterscheiden konnte«, sagte er, »und ich habe gedacht, das ist eine Fügung, weil das Meßbuch für mich bestimmt ist, aber jetzt weiß ich, daß ich seiner nicht würdig bin. Ich habe den Herrn betrogen, der mich angestellt hat und dessen Diener mich bezahlt hat, und dann habe ich obendrein den restlichen Fleischkuchen mitgehen lassen, obschon ich glaube, der war wirklich für mich gedacht, weil er gesagt hat, ich kann alles aufessen, wenn ich will.«
    »Ein merkwürdiger Herr«, sagte Hadriel. »Und dann noch Dienstboten, die Kupfer nicht von Gold unterscheiden können.«
    »Oh, er ist mehr als merkwürdig. Und diese Diener! Pechschwarz und furchterregend wie die Teufel. Sie haben rote Augen, seltsame Kleider, und die Sprache, die sie sprechen, die habe ich noch nie im Leben gehört. Sie klingt wie Geknurr und Gebrumm, nicht wie Worte.«
    »Hmm. Hört sich nach Unterteufeln an«, sagte Hadriel mehr zu sich selbst.
    »Ich habe ihn schon immer wunderlich gefunden. Sein Haus riecht nach Schwefel, obschon es stets heimelig warm ist, und da ich mir meistens kein Feuer leisten kann, bin ich dankbar, daß ich mich dort aufhalten darf. Er geht überaus höflich mit mir um, obschon er ein hoher Herr ist und sich so schön kleidet, und er sagt, er betrachtet mich wie einen Sohn. Wie konnte ich nur? Signor Belfagoro vertraut mir, und jetzt, und jetzt…« Nicholas´ knochiges Gesicht sah verquält aus.
    Hadriel strahlte. Sein Lächeln erhellte den ganzen Raum. Nicholas erschrak. Wie konnte sie bei seinem Geständnis noch lächeln?
    »Signor Belfagoro? Dann ist er jetzt also Italiener und nach der neuesten Mode gekleidet? Das ist ein toller Witz. Und was heckt er in seinem überaus heimeligen, aber übelriechenden Haus mit seinen beiden Unterteufeln so alles aus?«
    »Er sagt, er will sich bilden. Mich hat er als Vorleser angestellt.«
    »Als Vorleser? Was läßt sich ein ungebildeter alter Narr denn so vorlesen?«
    »Zuerst habe ich ihm aus dem Rathgeber für den Höfling vorgelesen, der von der neuesten Mode in feinen Umgangsformen handelt. Von da an ist er mit einer Gabel zum Bankett gegangen. Jetzt lese ich ihm einen Burschen vor, der sich Machiavelli nennt und darüber schreibt, wie man Macht an sich reißt und seine Feinde besiegt.«
    Hadriel lachte schallend, und das hörte sich an wie tausend Silberglöckchen. »Natürlich versucht er nun, Macht an sich zu reißen und seine Feinde zu besiegen. Der alte Belphagor war schon immer ziemlich durchsichtig.«
    Und zum ersten Male seit Wochen, seit dem Tage, als er diesen Signore in einer Schenke kennengelernt hatte, fühlte sich Nicholas gut aufgehoben. Hier war er am richtigen Fleck. Und Madame Hadriel war auch richtig, so selbstbewußt, so reizend, auch wenn sie mißgestaltet war. Sie mußte mächtige Verbindungen haben, daß sie es wagte, sich über Signor Belfagoro lustig zu machen. Vielleicht konnte sie ihm helfen. Er würde ihr sein schreckliches Geheimnis anvertrauen.
    »Das… das Schlimmste habe ich noch gar nicht erzählt. Heute… ist ein

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