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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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mit einem Pinsel abzubilden vermag, kann ich gut gebrauchen.« Er entließ den Geheimschreiber und widmete sich der Überlegung, wie er de Longueville den Verrat vorhalten und ihn noch fester in sein Netz ziehen könnte.

    »Louise von Savoyen«, stotterte de Longueville. »Aber natürlich stehe ich im Briefwechsel mit vielen der großen Familien Frankreichs – warum sollte ich nicht mit meinen Freunden korrespondieren?«
    »Mitten in den heikelsten Geheimverhandlungen? Mylord de Longueville, von dieser wichtigen Angelegenheit hängt Eure Zukunft genauso ab wie meine.«
    »Dann darf ich Euer Gnaden höflichst daran erinnern, daß wir Louise von Savoyen und ihren Sohn, den Herzog von Angoulême, in dieser Sache auf gar keinen Fall vor den Kopf stoßen dürfen. Die beiden verlieren durch diese Ehe möglicherweise auf immer den Thron. Die Prinzessin wird bei Hofe mächtige Feinde haben, daher ist es geraten, die Verbindung mit ihnen aufrechtzuerhalten.«
    »Unfug. Ludwig XII. wirkt mit seinen zweiundfünfzig Jahren zwar alt, ist jedoch gesund. Und sollte er sterben, so ist seine neue Königin die Königinmutter und unseren Interessen höchst gewogen.«
    »Und ich sage Euch, er soll den Tod der alten Königin noch immer nicht verwunden haben. Er hat an ihrer Gruft geweint und geschworen, ihr binnen eines Jahres zu folgen.«
    »Reines Theater. Eine jüngere Frau wird ihn heilen.«
    »Oder ihn umbringen, Mylord, und in diesem Fall braucht Ihr andere Freunde am französischen Hof.«
    »Mylord de Longueville, Ihr argumentiert in Eurem eigenen Interesse.« Wolsey täuschte einen Tobsuchtsanfall vor, hielt inne, schien sich zu fassen und schüttelte den Kopf, als läge sein christliches Gewissen im Streit mit seinen niederen Instinkten. Dann fuhr er sich mit der Hand über die Stirn, und als er sprach, hörte es sich an, als wäre er von dem inneren Kampf ganz ermattet. »Gleichwohl, ich übe mich in Vergebung und bin Euch sehr verbunden für Eure privaten Bemühungen in dieser Sache. Euch winkt eine reiche Belohnung, falls es zu dieser Ehe kommen sollte. Doch das A und O ist Geheimhaltung – die Kundschafter des Heiligen Römischen Reiches sind in dieser großen Stadt so zahlreich wie die Flöhe. Gebt also acht, daß Ihr kein Sterbenswörtchen verlauten laßt, auch nicht versehentlich.« Es war eine prächtige Vorstellung und dazu gedacht, den Jüngeren einzuschüchtern und ihm zugleich zu vermitteln, daß er irgendwie Macht über den Älteren hätte, daß er ihn verstünde. Doch das war eine Täuschung. Wolsey hatte geheime Tiefen, die niemand auslotete. Das finstere Hängelid zuckte. Der Knittermund gab keine Gefühle preis.
    »Aber meine Ausgaben«, rutschte es dem jungen Mann heraus.«
    »Ach ja, Kostüme, Maskenspiele, weltliche Vergnügungen. Wie ich höre, wart Ihr auf dem Ball in Richmond prächtig anzusehen. Und dann«, fügte Wolsey durchtrieben hinzu, »ist da noch die Sache mit den drei Pfund für ein Miniaturporträt. Eine wirklich fürstliche Summe. Ihr hättet es doch gewiß für weniger bekommen können?« De Longueville blickte erschrocken. »Mein lieber junger Mann, vergeßt nie, daß ich alles weiß«, setzte Wolsey gutgelaunt hinzu. »Wie ich höre, soll die Miniatur von einem Geist gemalt worden sein. Erklärt das den ungewöhnlich hohen Preis?« De Longueville war froh, daß er das Thema wechseln konnte, und begann mit seiner Geistergeschichte, mit der er sich während der vergangenen Woche bei Abendeinladungen so beliebt gemacht hatte. Und Wolsey tat überrascht und staunte im stillen über die Leichtgläubigkeit des sonst so nüchternen Franzosen.

Kapitel 6
    A ch, wie ungemein entmutigend ist es doch, wenn man eine alte Frau mit Drachenblick anstarrt und sich ausdenken muß, wie man sie verschönern kann, ohne alles zu erfinden, sondern nur ein wenig zu flunkern, und ihr Porträt nach dem Bild zu gestalten, das sie sich von sich selbst macht. Das Atelier sah schrecklich kahl aus, desgleichen unser Zimmer, beides wirkte recht erbärmlich. Aber immer noch besser, als auf der Straße zu liegen oder in einer wohltätigen Institution für griesgrämige fromme Menschen Fußböden zu schrubben oder Schlimmeres. Ich hatte ja nun schon immer insgeheim Erbauliches malen wollen wie Christus und die Jungfrau Maria, die allen guten Menschen ein Vorbild sein sollte, die dann wiederum staunen würden, daß ich so hübsche Gemälde anbot, und sie kaufen und uns dadurch ein behagliches Leben gestatten würden. Doch

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