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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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Welt zu etwas brachte. Ashford mit seinem lebendigen, klugen Gesicht, den haselnußbraunen Augen und dem ungebärdigen kastanienbraunen Lockenschopf würde stets anecken und nie elegant wirken, während Cavendish wiederum mit seinem weichen, hellen Aussehen und der gelassenen, ritterlichen Veranlagung Wolsey das Gefühl vermittelte, heiter und Gott gleich zu sein.
    »Natürlich.« Wolsey reagierte auf den übereifrigen Welpen, den er da vor sich hatte. »Was sonst würde die Geschichte so wunderbar abrunden? Aber fahrt fort.« Wolsey interessierte sich wider Willen. Er machte es sich auf seinem großen Stuhl bequemer. Gut, er hängt am Haken, dachte Ashford.
    »Mistress Popincourt erriet durch einen Versprecher, daß der beteiligte Edelmann de Longueville war, und kam zu dem Schluß, er hätte eine andere Mätresse, eine, die höher in seiner Gunst stand, denn wann hätte er je ihr Porträt um den Hals getragen? Sie durchsuchte seine Sachen, fragte seine Dienerschaft vorsichtig aus und stellte fest, daß er in der Tat ein Porträt hatte malen lassen und auch drei Pfund dafür gezahlt hatte, und das machte sie noch zorniger. Doch das Porträt befand sich nicht in seinem Besitz. Aus dem Diener bekam sie nicht mehr heraus, der bekreuzigte sich nur, um den bösen Geist abzuwehren. Ich war jedoch neugierig geworden, stellte Nachforschungen an und fand heraus, daß de Longueville eine Kuriertasche nach Dover geschickt hatte – Inhalt: eine kleine Schachtel, die in gewachste Seide eingenäht war –«
    »Das Porträt.«
    »So ist es. Es wurde einem französischen Kapitän anvertraut, der es Louise von Savoyen überbringen sollte.« Mitten ins Schwarze. Ashford blickte heiter und gelassen.
    »Louise von Savoyen? Der französische Herzog spielt ein doppeltes Spiel mit mir!« sagte Wolsey wütend und stand jäh auf. »Dann muß das Porträt –«
    »Euer Gnaden, einen Augenblick, und Ihr wißt es genau.«
    »Was meint Ihr damit?«
    »Euer Gnaden, da ich weiß, wie Ihr in solchen Angelegenheiten denkt, und da ich Euch in allem getreulich diene, habe ich einen Schnellkurier hinterhergeschickt und das Schiff abfangen lassen. Mein Diener hat den Diener des Kapitäns bestochen und das Päckchen sichergestellt, sozusagen ausgeliehen –«
    »Brillant! Ashford, ich prophezeie Euch eine große Zukunft.«
    »– und hier ist es.« Ashford zog einen Lederbeutel hervor und legte ihn mitten zwischen die Papiere und Depeschenbehälter auf Wolseys riesigen Eichenschreibtisch. Der kecke junge Sekretär sah, wie es in Wolseys Auge unter dem finsteren Hängelid aufblitzte; erleichtert erkannte er das unmerkliche Lächeln und die Tatsache, daß sich der Bischof um eine gelassene Stimme bemühte, als er sagte: »Mein lieber Master Ashford, würdet Ihr die Güte haben, diesen trefflichen Priester nach draußen zu begleiten und meinen Geheimschreiber zu rufen?«
    Der Schreiber, ein junger Priester und kundig im Entschlüsseln abgefangener Korrespondenz, löste die Siegel mit geübter Hand, ohne sie zu beschädigen, und durchtrennte dann behutsam die Fäden der gewachsten Seide, in die die Schatulle fest eingenäht war. Drinnen befanden sich ein mehrfach gefalteter, verschlüsselter Brief und ein schlichter runder Behälter von ungefähr zwei Zoll im Durchmesser.
    »Der Schlüssel ist einfach, de Longuevilles gewohnter, Euer Gnaden«, sagte der Schreiber, der seine Entschlüsselungsutensilien mitgebracht hatte. Er entzündete eine Kerze am Feuer und erhitzte den Brief vorsichtig, denn er konnte in verborgener Schrift aufgezeichnet worden sein, dann machte er sich an die Arbeit. In der Stille hörte man nur seinen Gänsekiel kratzen, während Wolsey die Schatulle mit der geübten Behutsamkeit des großen Kunstkenners öffnete. Doch selbst ihm verschlug es den Atem, als er das schimmernde kleine Bildnis im Innern des gedrechselten Holzkastens erblickte.
    »Die Prinzessin Mary, wie ich vermutet hatte«, sagte er. »Louise von Savoyen möchte wissen, wie ihre Feindin aussieht.« Er hielt die Schatulle schräg und ließ das Licht in einem anderen Winkel einfallen. Wolsey hielt sich für einen hervorragenden Kenner in allem, was in der bildenden Kunst und Musik erlesen war, so wie es sich für einen Kirchenmann von Rang geziemte. »Es ist eine Kopie von Dallets Porträt. Doch sie übertrifft das Original, was für eine Kopie höchst erstaunlich ist.« Er hielt das Porträt dichter an sein gutes, linkes Auge. »Und meiner Ansicht nach nicht von Dallets

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