Die Suche nach dem Regenbogen
und es wurde ein annehmbarer Garten Eden. Ich mußte einiges verändern, beispielsweise den seltsamen Felsen im Hintergrund hinter all dem Blattwerk. Er trug eine Burg auf dem Gipfel. Doch da es im Garten Eden keine Burgen gibt, ließ ich die Burg einfach weg und setzte auf den Gipfel ein goldenes Licht, das aus einer Wolke fiel, so als befände sich Gott dort oben. Diesen fremdländischen Ort verwendete ich auf die eine oder andere Art für alle meine Evas nebst Adam. Und irgendwie machte ich mich lustig, vor allem über Vater, dem es mit dieser Landschaft sehr ernst gewesen war und der gesagt hatte, wenn die Menschen Landschaften mehr zu schätzen wüßten als Bildnisse von sich selbst, dann könnten sie auch ein Meisterwerk erkennen.
Ich hatte die Landschaft gerade fertig und verpaßte Eva eine weitere Lasur, damit sie hübsch und rosig wurde, als Mistress Hull nach oben kam und sie sich ansehen wollte.
»Ei, habt Ihr tüchtig gearbeitet. Laßt einmal sehen.« Evas Haar war mir besonders hübsch gelungen, es wellte sich lang und dunkel, und Augen kann ich wirklich ausdrucksvoll malen, selbst diesen »Komm, Süßer«-Ausdruck, mit dem Mistress Pickering meinen Mann vermutlich in seinen vorzeitigen, jedoch nicht unverdienten Untergang gelockt hat. Es gab noch einige kleinere Probleme, doch ich fand, die meisten hatte ich gut gelöst. »Hach! Diese Eva ist ein leichtes Mädchen! Wer hätte gedacht, daß eine Frau so was malen kann! Sollten ihre Knie wirklich so fett werden? O nein, nur keine Bange. Ich kenne meine Kunden. Die mögen allesamt fette Knie. Ha! Davon könnte ich glatt ein Dutzend verkaufen! Was für ein Glück, daß Ihr so begabt seid!«
Ich war ihr so dankbar, daß ich ihr meine besten Skizzen zeigte, und Mistress Hull prüfte sie mit gewitztem, kaufmännischem Blick, was mich sehr beeindruckte.
»Hmm. Eva führt Adam in Versuchung. Hübsch, dieser lüsterne Blick, mit dem er den Apfel ansieht. Aber warum ist er denn ganz zugerankt? Diese Eva – ei, ist die obenherum großzügig ausgestattet. Oh – meiner Treu – die hier! Ha! Davon müßt Ihr mehrere machen. Ich bin sicher, die geht für das Doppelte weg. Wie seid Ihr nur darauf gekommen?« Ihre Augen funkelten als sie meine Skizze Evas Versuchung erblickte, insgesamt meine gewagteste Arbeit, denn sie bewies, daß ich die Evas allmählich so gut zeichnen konnte, daß man Adam kaum mehr vermißte. Das heißt, Eva räkelte sich hier auf einem grasbewachsenen Ufer, unzüchtig von der Schlange umspielt und mit wirklich unbußfertigem Gesichtsausdruck, während ihr der angebissene Apfel aus der Hand rollte, die wiederum ganz schlaff herunterhing, weil Eva so aufgelöst war. Ich staunte selbst, daß mir soviel dazu eingefallen war, aber zuweilen kommt es einfach über mich, und außerdem hatte mich der Gedanke in Rage versetzt, was für eine Schlange mein Seliger doch gewesen war, der meine ganze Mitgift vergeudet hatte, nur um vor dieser gräßlichen Mistress Pickering großzutun, und angelogen hatte er mich auch und mir erzählt, sie hätte einen Klumpfuß.
Während ich meine Zeichnungen zeigte, kam Cat herauf und schnüffelte herum, da sie davon überzeugt ist, daß ich es mir oben schlicht wohl sein lasse, statt Töpfe zu schrubben, wohingegen ich in Wahrheit sehr hart arbeite, außer daß mir diese Arbeit mehr Spaß macht, als einen Haufen schmutziges Geschirr mit Sand zu bearbeiten. Sogar sie machte Augen, und wenn man eine säuerliche Jungfer, die auch nicht einen freundlichen Gedanken hegt, mit etwas erstaunen kann, ist das wirklich eine Leistung.
»Mutter, dieses Badebild sieht genauso aus, als hätte es ein Mann gemalt. Und es ist so klein, daß man es hinter einem Vorhang verstecken kann, denn so halten sie es. Ich denke, das wirst du auf der Stelle los.« Sie betrachtete es aus einem anderen Blickwinkel. »Aber die Farben leuchten zu stark. Die sehen überhaupt nicht wie Vaters aus. Willst du uns den Büttel auf den Hals holen?«
»Verlaß dich auf deine alte Mutter, mein Kind. Das hier sind Gemälde von Master Dallet, und sie zeugen von seinen geheimen Neigungen, die er vor seiner Frau verborgen hat. Und das ist auch ganz natürlich, wenn man bedenkt, worum es sich dabei handelt, und daß sie so jung und frisch verheiratet waren und so weiter. Er hatte sie gelagert, und ein Freund hat sie allesamt zurückgebracht. Siehst du, wie die Lasur schimmert? Sie sieht genauso aus wie die auf seinen Porträts. Man kann es doch seiner armen Witwe
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