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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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Die Perlenschnüre, das Geschmeide, alles strahlte und glühte. Das rotgoldene Haar der Prinzessin glänzte wie Seide; ihre Haut wirkte so zart und schimmernd, als wäre sie lebendig; aus ihren Augen blitzten Kühnheit und Jugend – so sah sie die verbitterte, wachsame ältere Frau aus dem Kasten heraus an.
    Beim Anblick des hübschen Rotschopfs und der blitzenden Augen kniff Louise ihre zusammen. »Ja, die ist es«, sagte sie. »Der kann er nicht widerstehen. Der Vertrag mit den Engländern ist so gut wie unterzeichnet. Er wird sich einbilden, sie bringt ihm den dahingeschwundenen Frühling zurück. O Gott, verflucht sei die Verblendung, die alten Männern vorgaukelt, sie könnten noch immer Söhne zeugen! Und die Augen – sieh sie dir an, Marguerite. Wie findest du die Augen?«
    »Kokett, Mutter, und verwöhnt. Dieser Prinzessin hat man jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Mutter, Ihr müßt achtgeben, daß sie dem König nicht einen Erben mit einem Herrn bei Hofe macht.«
    »Du hast recht, Tochter. Der Gedanke wäre mir nie gekommen, wenn ich nicht dieses Bild gesehen hätte. Ich dachte, man hätte ihm ein gottesfürchtiges kleines Milchgesicht angeboten, das besser zu einem alten Mann paßt. Dieses Geschöpf ist zu klug, zu eigensinnig. Schließlich war ihr Vater ein skrupelloser Usurpator. Denk daran, es liegt ihr im Blut.«
    »Aber denkt auch daran, daß er gewitzt war und alt geworden und im Bett gestorben ist.«
    »Um so schlimmer. Die hier ist zumindest jung. Ungelegte Eier sind am leichtesten unschädlich zu machen.«
    »Was wollt Ihr unternehmen, Mutter?«
    »Ich werde bei Hofe das Gerücht ausstreuen, daß sie in England einen Liebhaber hatte. Das macht den alten König eifersüchtig und wachsam. Und es wird sie zumindest davon abhalten, mit einem kräftigeren Erzeuger einen falschen Erben zu machen.«
    »Schreibt de Longueville und fragt ihn, ob es viele Männer gibt, denen sie ihre Gunst zu schenken scheint, dann könnt Ihr auch das noch ausstreuen.«
    »Nicht nötig. Der König wird seine eigenen Kundschafter schicken. Er wird seine eigenen Aufpasser benennen. Aus Angst, daß sie ihm Hörner aufsetzt, wird er eine eherne Mauer um sie errichten.«
    Marguerite lachte. Blitzartig war ihr alles klar. Ein eifersüchtiger alter Mann, von Gerüchten umgetrieben, der sich verzweifelt bemühte, jung zu sein und ein anspruchsvolles Mädchen zu befriedigen. »Fürwahr, Mutter, er wird sich verausgaben!« platzte sie heraus.
    »So ist es«, sagte Louise und lächelte mit schmalen Lippen. »Diese englische Prinzessin ist zu verwöhnt und zu launisch für die Aufgabe, auf die die Engländer sie angesetzt haben. Es fehlt ihr an Willenskraft, Regentin von Frankreich zu werden.« Marguerites gescheiter Blick wanderte von der Miniatur zu der unbeugsamen Miene ihrer Mutter. Ein Kätzchen und eine Löwin. Ein ungleiches Paar.

    »So, so, Mistress Susanna, Ihr seid wieder einmal auf Reisen gewesen. Warum beehrt Ihr unseren bescheidenen Laden noch, da Ihr doch so hoch gestiegen seid?« Die weißen Haare, die Master Ailwin aus den Ohren wuchsen, schienen während meiner Abwesenheit noch länger geworden zu sein, und er sah noch wunderlicher aus als zuvor, falls das überhaupt möglich war. Er tappte herum und summte vor sich hin. »Vermutlich seid Ihr jetzt zu hochstehend, um noch das Auripigment zu verwenden, das in meinem armseligen kleinen Laden hergestellt wird. Schickt nach Frankreich, schickt nach Italien! Ich bin jetzt jemand! Ich erinnere mich an eine Zeit, da wart Ihr dankbar und habt mir etwas zugesteckt. Jetzt weiß ich nicht, ob ich noch Zeit für Euch habe.« Er begann, Feiellbraun abzuwiegen, vergaß dann, was er tun wollte, und räumte es wieder weg.
    »Master Ailwin, daß man mich nach Richmond zum Malen eingeladen hat, heißt noch lange nicht, daß ich nicht wieder nach Haus komme und genau wie früher Farben brauche. Für Lady Guildford habe ich alles aufgebraucht, was ich hatte. Ihr kleinformatiges Bild hat ihr so gut gefallen, daß sie es auch in groß haben mußte. Ist es meine Schuld, daß ich eine Begabung habe, alten Damen zu schmeicheln? Dabei war das Ganze ermüdend, und nicht einmal das Essen war gut. Außerdem machen mich Herrenhäuser ganz elend. Da behandelt man mich wie eine zu große Truhe, die im Wege steht. ›O ja, tut die Malerin hierhin – nein, vielleicht dorthin.‹ So geht es einem, wenn man zum Gesinde gehört und keine hohe Dame ist. Wenn ich Glück habe, bekomme ich einen

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