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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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seine üblen Zwecke benutzen wollte, und er ist eine widernatürliche Bestie.«
    »Ich werde daran denken.«
    Ihr Blick wurde ungewöhnlich sanft. »Oh, Kind, ich habe immer mein möglichstes getan, um dich zu schützen, aber bei dem, was vor dir liegt, kann ich dir nicht helfen. Du musst unbedingt verhindern, dass der Berg gesprengt wird. Wenn das Iridium Karon nicht mehr bindet, muss ich Rantaris zerstören. Es wird sechs, sieben Tage dauern, bis Karon nach all den Jahren die magische Stärke wiedererlangt, um Rantaris verlassen zu können. Ich könnte dir also fünf Tage geben, um die Kinder zu finden und zurückzubringen, mehr nicht.«
    »Großmutter, der Berg muss gesprengt werden. Niemand wird Rantaris sonst wieder verlassen können.«
    Die Oberin hielt ihm einen Ring hin. »Das ist der Ring des Kerkermeisters. Trotz des Iridiums kann sein Träger Rantaris verlassen. Er ist ein Einzelstück, verliere ihn also nicht! Schick die Kinder damit nacheinander zu mir. Ich weiß noch nicht wie, aber ich finde einen Weg, den Ring zu dir zurückzuschicken.«
    Er nickte. »Danke!«
    Sie nahm seine Hand und legte eine schmale, schwarz glänzende und eiskalte Kette hinein. »Die Schlangen von Loth! Karon hat sie deiner Mutter geschenkt, um auch sie an die Schwarze Burg zu binden. Du wirst tun, was du für richtig hältst, aber benutze sie nur im äußersten Notfall, und versprich mir, danach sofort zu mir zu kommen.«
    Er schluckte schwer und nickte, unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen.
    Sie sah ihn ernst an. »Du weißt, was dich erwartet, wenn irgendjemand erfährt, wer dein Vater war. Trotz all meiner Macht kann ich dich dann nicht mehr schützen. Wenn die Vorkommnisse auf Rantaris bekannt werden, ...«
    »Werde ich nicht mehr zurückkommen«, vollendete er und nahm ihre kalten Hände in seine. »Deine Erziehung muss Früchte getragen haben, denn auch ich werde immer tun, was getan werden muss, und ich werde unserem Namen keine Schande machen!«
    Eine Weile sahen sie sich schweigend an, dann nahm sie sein Gesicht in beide Hände, zog es zu sich herunter und küsste ihn auf die Stirn. »Ich weiß. Ich habe auch keine Angst um unseren Namen, ich habe Angst, dich auch noch an Karon zu verlieren. Denk immer daran: Du bist zwar als sein Sohn geboren worden, aber aufgewachsen bist du als mein Enkel. Du bist ein van Rhyn - nie warst du ein anderer und nie wirst du ein anderer sein. Ich bin mir sicher, dass du den richtigen Weg gehen wirst, denn du bist viel zu sehr der Sohn deiner Mutter, um ihn nicht zu gehen. Mein Segen wird dich begleiten, wo auch immer du bist und was auch immer du tust. ... Und grins mich nicht so an. Ich bin alt und habe ein Recht auf seltsame Stimmungen. Außerdem dachte ich, ich könnte dir zur Abwechslung einmal etwas Nettes sagen. So missraten bist du schließlich nicht. Viel konnte ich ja von Anfang an nicht erwarten. Aber merke dir gut: Wenn du diese Angelegenheit versaust, wirst du dir wünschen, mir nie begegnet zu sein, und dich nach dem Scheiterhaufen sehnen.«
    Er ließ sich auf ein Knie nieder und küsste ihre Hand. »Habt Dank, Ehrwürdige Mutter!« Mit einem wehmütigen Blick drückte er ihr einen Kuss auf die Wange. »Du hast meinetwegen unglaublich viel auf dich genommen. Ich habe ... zumindest habe ich das nie geahnt und würde dir jetzt gern mehr sagen, aber ich habe keine Zeit dafür. ... Sollten wir uns nicht wiedersehen: Danke für alles, Oma!«
    Die letzten Worte, die er hörte, waren: »Unverschämter Bengel! Du weißt, dass ich es nicht ausstehen kann, wenn du mich Oma nennst. Mögen unsere Urväter dir beistehen!«

6. Kapitel
    Erik erwachte fröstelnd und mit höllischen Kopfschmerzen. Ein Presslufthammer schien in seinem Kopf am Werk zu sein, und er wagte kaum, sich zu bewegen.
    Die Lichtung war menschenleer und in Dämmerlicht getaucht. Neben ihm stöhnte Holly und presste die Hände an die Schläfen. »Lieber Himmel, ich fühl mich scheußlich.«
    »Mir geht’s, als wenn ich mehrere Tage durchgezecht hätte«, seufzte Adrian. »Wenn ich das gemacht hätte, hätte ich vorher zumindest Spaß gehabt. Aber so finde ich das unfair.« Auch er hielt bei diesen Worten seinen Kopf mit beiden Händen fest.
    Ein unheimliches Heulen ließ sie alle aufhorchen. »Wir sollten zurück ins Dorf und einen Unterschlupf für die Nacht suchen«, raunte er unbehaglich und erhob sich ächzend.
    »Im Wald bleib ich jedenfalls nicht«, flüsterte Gerrit, als ein erneutes Heulen erklang.
    »Das

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