Die Suche nach dem Wind
wollen, stattdessen erntete er jetzt laute fassungslose Blicke.
»Gut, dass wir mal drüber gesprochen haben«, erklärte Gerrit heiser.
Anna schluckte schwer. »In zwölf Jahren kann man tatsächlich ganz schön rumkommen.«
Ziemlich betreten sahen sie sich alle an.
»Das ist völlig egal«, erklärte Holly schließlich mit Nachdruck. »Wir müssen nur den Berg sprengen, dann ist alles andere eine Kleinigkeit. Wenn wir Eriks Vater jetzt nicht finden, muss der eben hinterher zur Erde kommen. Die Hauptsache ist doch, dass das Iridium zerstört wird. Dann kann jeder Magier von hier fort.«
»Ja, du! Das stimmt!« Gerrit nickte seiner Kameradin freundlich zu, und Erik war wieder etwas leichter ums Herz.
Adrian prüfte noch einmal die aufgestapelten Säcke und gähnte herzhaft. »Dann lasst uns schlafen und lieber wieder früh aufstehen. So gut gefällt es mir hier ehrlich gesagt nicht. Ich werde froh sein, wenn wir wegkommen.«
Keiner widersprach.
Aeneas landete zu dieser Zeit unweit der Stelle, an der viele Stunden zuvor auch die Jugendlichen angekommen waren, und blieb stehen, als wäre er vor eine Wand gerannt.
Lennart sah ihm erwartungsvoll entgegen, und neben ihm stand die offizielle Assistentin, in Khaki gekleidet, als wollte sie auf eine Safari gehen. Jede Hoffnung, die Angelegenheit geheim halten zu können, löste sich im Bruchteil einer Sekunde in Luft auf.
»Was hast du nur so lange getrieben?«, fragte Lennart entsetzlich munter. »Wir wollten schon ohne dich losgehen.«
»Wie kommt ihr denn hierher? Woher wusstet ...«
Sein Adjutant unterbrach ihn mit breitem Grinsen: »Computer, Aeneas! Der Brief war gespeichert.«
Der Ringlord schloss kurz die Augen und fuhr dann aufgebracht seine offizielle Assistentin an: »Hat es Ihnen nicht gereicht, die anderen Jugendlichen hierherzubringen? Mussten Sie jetzt auch Lennart in Gefahr bringen?« Er sah sich wild um. »Sind vielleicht noch mehr hier? Haben Sie flugs einen kleinen Abenteuerausflug organisiert?«
»Was erlauben Sie sich eigentlich?«, protestierte sie aufgebracht. »Ich habe die Kinder unwissentlich hierher gebracht, ich werde sie zurückholen.«
»Unwissentlich? Die seltsamen Koordinaten haben Ihnen nicht einmal zu denken gegeben?«, schnappte er bissig zurück.
Sein Ton ärgerte sie maßlos, noch mehr ärgerte sie allerdings, dass seine Vorwürfe nicht unberechtigt waren. Zugeben wollte sie das aber nicht und fragte stattdessen: »Warum regen Sie sich eigentlich so auf? Wir werden ihnen helfen, diesen Berg zu sprengen, und dann reisen wir alle wieder nach Hause.«
Das Lachen des Ringlords klang bitter. »Oh ja, genau das machen wir und ignorieren dabei völlig den hiesigen Schwarzmagier, dessen Magie der Berg noch bindet.«
Diese Worte sorgten erst einmal für Stille.
»Hier haust ein Schwarzmagier?«, würgte Lennart endlich heraus.
»Sie machen Scherze«, keuchte auch Frau Kossolowy.
Er starrte sie mit blitzenden Augen an. »Sieht man mir das so deutlich an? Ich bin tatsächlich so richtig in der Stimmung, um zu scherzen.«
Lennart blickte überrascht seinen Freund an. So ein Ausbruch sah dem nun überhaupt nicht ähnlich. Normalerweise konnte den nichts aus der Ruhe bringen. Beschwichtigend legte er ihm die Hand auf dem Arm. »Aeneas, bitte, das konnten wir doch nicht ahnen. Du hast uns ja kein Wort gesagt, bevor du abgereist bist. Sei jetzt nicht ungerecht!«
Der Ringlord hätte nach den Erfahrungen der letzten Stunden am liebsten laut geschrien oder auf etwas oder irgendwen eingeschlagen, sah ihn länger an, atmete tief durch und nickte. »Lasst uns gehen! Wir müssen unbedingt verhindern, dass sie den Berg sprengen.« Bei den letzten Worten setzte er sich bereits in Bewegung.
»Aber, wenn er nicht gesprengt wird, wie sollen wir denn dann wieder von hier wegkommen?«, fragte Lennart stirnrunzelnd.
»Mit der Hilfe der Mutter Oberin. Das kriegen wir schon hin.«
»Ach, deswegen warst du so lange fort. Dann bleibt nur zu hoffen, dass unsere jungen Freunde genauso lahmarschig sind wie sonst auch. Immerhin haben sie fast einen Tag Vorsprung.«
»Eben! Rede also nicht, geh!
Lennart marschierte schweigend einige Minuten neben ihm her, bevor er fragte: »Was ist das für ein Schwarzmagier? Und was tut er hier?«
»Er heißt Karon und konnte vor vielen Jahren hierher verbannt werden.«
»Der Herr von Loth?«, keuchte die Assistentin und blieb stehen. »Gütiger Himmel! Der hätte fast Rhanmarú zerstört. Er soll die
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