Die Suche nach dem Wind
Helden machen das schon, was? Der Sohn eines Schwarzmagiers und ein Geächteter – da kann gar nichts schiefgehen. Weißt du, was lustig ist? Wir beide haben dabei nichts zu verlieren. Nur Karon muss sterben. Das ist mir wirklich wichtig. Merk dir das! Sollten wir darüber hinaus auch sterben, wäre das in Anbetracht der Alternativen vielleicht nicht einmal das Schlechteste, besser jedenfalls als Turm und Scheiterhaufen.«
Sein erneutes Lachen klang fast irre, aber Aeneas fiel ein, bevor er bestätigte: »Recht hast du. Gut, dass wir drüber gesprochen haben. Lässt sich beruhigt kämpfen so. Wenn das unsere Feinde wüssten, würden sie garantiert in alle Himmelrichtungen fliehen. ... Wenn du jetzt nichts weiter willst, verschwinde endlich! Ich bin zum Umfallen müde. Stell dir vor, ich schlaf sonst in der Entscheidungsschlacht ein. Das wäre nun wirklich unpassend, oder?«
Beide Männer gaben sich erneut herzhaftem Gelächter hin, und Erik ging mit wackeligen Beinen in sein Zimmer, um nicht noch seinem Vater zu begegnen.
Im Gegensatz zu seinem Ringlord fand Erik keinen Schlaf mehr. Ausgerechnet die beiden Menschen, denen er unbedingt hatte helfen wollen, befanden sich durch seine überstürzte Aktion in einer schier aussichtslosen Lage. Sein Vater hätte zwar weiter auf Rantaris bleiben müssen, aber zumindest wäre er am Leben geblieben. Seinetwegen musste er jetzt sterben oder ins Gefängnis. Was für eine Alternative! Und Aeneas? Immer wieder brachte er ihn in Schwierigkeiten. Schwierigkeiten? Erik schniefte laut. Man konnte es wohl kaum als Schwierigkeit bezeichnen, wenn der Tod unausweichlich schien.
Den Rest der Nacht wälzte er sich im Bett und seine Probleme im Kopf hin und her. Bilder von dunklen Verliesen und lodernden Flammen wechselten sich vor seinem geistigen Auge ab.
Irgendwann, kurz vor dem Aufstehen, musste er dann wohl doch eingeschlafen sein, da Adrian ihn wecken musste.
Als er den Gemeinschaftsraum betrat, saßen alle anderen schon beim Frühstück.
Gerrit drehte sich zu ihm um. »Es geht nach Hause. Aeneas hat es uns gerade erzählt. Er und die Assistentin bleiben.«
»Oh, toll«, antwortete Erik mit dünner Stimme.
Holly sah ihn verständnisvoll an. »Du willst deinen Vater nicht so schnell wieder verlassen, nicht wahr? Aber ich glaube, in Zukunft wirst du ihn häufiger besuchen können, oder Aeneas?«
»Ich denke schon«, erwiderte der Ringlord, und Erik fragte sich, ob er die Finger gekreuzt hatte, weil er log.
Er war nicht der Einzige, der nicht abreisen wollte. Adrian erklärte, unterstützt von seinen Kameraden, immer wieder, dass sie den Höhlenkindern versprochen hätten zu helfen, und Lennart versuchte seinem Mentor ebenfalls klarzumachen, dass auch er bleiben wollte.
»Nein«, unterbrach der bestimmt. »Du wirst alle durch den F-Ausgang hinausbringen und Kontakt mit der Oberin aufnehmen. Sie weiß Bescheid und wird euch umgehend abholen. Du trägst die Verantwortung dafür, dass alle heil bei ihr ankommen. So ist es beschlossen. Hör auf, zu diskutieren!«
Er sah in die Runde. »Es ist tapfer und mehr als lobenswert von euch, dass ihr euch für die Höhlenkinder einsetzen wollt, aber ihr könnt getrost davon ausgehen, dass Duncan, Erma und ich alles tun werden, um ihnen zu helfen. Ihr dürft zur Siegesfeier wiederkommen. Für den Krieg seid ihr noch viel zu jung.«
»Das ist doch lächerlich«, protestierte Adrian ungestüm. »Du warst in meinem Alter bei den Schattenkriegern.«
»Das war etwas anderes«, erwiderte Aeneas trocken.
Lennart lachte rau auf. »Ja, bei dir ist es immer etwas anderes, nicht wahr?«
»So ist es«, bestätigte der ungerührt. »Schluss jetzt! Wir haben noch viel zu tun, und unsere Entscheidung ist unabänderlich. Ihr wollt mich doch nicht dazu zwingen, euch persönlich zur Mutter Oberin zu bringen.«
Zähneknirschend gaben die Jugendlichen nach und befanden sich kurze Zeit später unter Lennarts unwilliger Führung in den Gängen nach draußen.
Erik hatte eine ungestüme Umarmung seines Vaters erlebt und Aeneas hatte sie alle kurz aber innig umarmt und sie mit den besten Wünschen in die Sicherheit des Turms entlassen.
Erik blieb plötzlich stehen und erklärte in das ungewohnte Schweigen. »Ich gehe nicht zurück.«
Lennart drehte sich zu ihm um. »Ach, nein? Darf ich auch fragen, warum nicht?«
Der hielt nicht viel von Geheimniskrämerei und erzählte alles, was er in der letzten Nacht erfahren hatte. Nur Lennart war nicht völlig
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