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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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Bemerkungen zu machen, oder mutwillige Blicke zu schleudern, wie er es so häufig tat, wenn er mit Aeneas sprach, saß er jetzt steif auf dem Stuhl, hatte die Hände gefaltet und blickte ihn zurückhaltend fast ängstlich an.
    Duncan spürte eine nagende Eifersucht auf seinen jungen Kollegen in sich aufsteigen. Er selbst hatte sich ohne seine geliebte Julia nur noch einsam gefühlt. Die Rhan respektierten ihn, aber sie gingen ihm möglichst aus dem Weg und suchten nie eine Unterhaltung mit ihm. Aeneas wurde von seinen redseligen Schützlingen umlagert, sobald er auftauchte. Doch selbst diese ausgesprochen muntere Schar verstummte regelmäßig bei seinem Erscheinen. Er musste sich ändern, war das Alleinsein endgültig leid. Energisch räusperte er sich und erklärte laut und zusammenhanglos: »Ja, genau!«
    »Was?«, fragte Erik irritiert.
    »Ich freue mich, dass du hier bist.«
    »Das ist nett«, erwiderte sein Sohn mit dünner Stimme. »Obwohl dieser Schwarzmagier jetzt frei ist?«
    »Ihr habt tatsächlich unüberlegt gehandelt«, begann von Gandar, stutzte und fuhr dann mit ausgesprochen heiterer Stimme fort: »Ach, was! Es war ja nicht eure Schuld. Waren ja wohl Karons Leute, die die Sprengung vorgenommen haben. Außerdem ist es völlig in Ordnung. Konnte nicht ewig so weiter gehen mit den Höhlen und den Kindern. Wer lebt schließlich gern unter der Erde? War doch kein Zustand hier, oder?« Er langte über den Tisch, drückte kräftig die Schulter seines Sohnes und schüttelte ihn heftig durch.
    »Nein«, hauchte der verdutzt.
    »Dein Ringlord und ich, wir werden das schon machen. Der kann ‘ne Menge Sachen, und ich bin auch nicht ohne. Du wirst sehen: Wir werden diesem Karon die Flügel stutzen. Müssen wir ja auch, sonst wird es nämlich eng.«
    Er lachte schallend. »Das kommt alles wieder in Ordnung. Hab ich dir schon gesagt, dass ich sehr glücklich darüber bin, dass du hier bist?«
    Erik nickte, ziemlich überfordert von den Stimmungsschwankungen seines Vaters.
    »Ja, dann! Wir haben viel zu tun.« Er erhob sich, wollte offensichtlich gehen, überlegte es sich anders und machte zur Abwechslung mal einen verlegenen Eindruck. »Erik, ich habe nie damit gerechnet, dich jemals wieder zu sehen. Was auch immer noch geschieht, du hast mich sehr, sehr glücklich gemacht. Kein Vater könnte sich einen besseren Sohn wünschen. Ich bin unglaublich stolz auf dich und ich liebe dich von ganzem Herzen.« Etwas unbeholfen nahm er ihn in den Arm und presste ihn an sich. Erik blieb in der engen Umklammerung die Luft weg, aber er strahlte überglücklich seinen leicht verstörten Erzeuger an.

    Mitten in der Nacht wachte er auf. Er hatte schlecht geträumt und musste jetzt erst einmal etwas trinken. Gähnend tastete er sich durch die Gänge und hörte Stimmen aus Aeneas’ Zimmer. Die eine Stimme gehörte dem momentanen Bewohner, die andere eindeutig seinem Vater. Die Lords hielten sich mit ihren Ausführungen derart zurück, dass Erik unverzüglich beschloss, ein bisschen zu lauschen. Man konnte nie wissen, ob man nicht ein paar wichtige Details erfuhr.
    Er hörte Gläserklirren und die Stimme seines Vaters. »Nach so viel Wasser haben wir uns das verdient. Meinst nicht auch?«
    Sie waren also zum
Du
übergegangen. Er freute sich, dass die beiden Erwachsenen, die seinem Herzen am nächsten standen, sich offensichtlich näher gekommen waren, und grinste breit bei Aeneas’ Worten.
    »Meine Güte! Dieses Zeug brennt so, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass ich das irgendwie verdient haben könnte. Ich hab nichts angestellt, verlier aber gleich meine Stimme oder sonst was.«
    »Stell dich nicht so an! Die Flasche ist noch nicht einmal halb leer.«
    »Wenn du die mit mir zusammen leer kriegen willst, betrachte ich das als Mordversuch. Außerdem würde ich lieber schlafen.«
    »Du kannst doch nicht schlafen«, bemerkte Duncan.
    »Kann ich nicht?«
    »Nein«, erklärte der Ältere lachend. »Du hast schließlich Besuch.«
    Eine kurze Pause entstand. »Duncan, wir drehen uns im Kreis. Sag endlich, was du willst, und dann verschwinde. Prost!«
    Erneut klirrten Gläser. »Ich wollte dir sagen, dass du recht hattest. Ich schick die Kinder morgen weg, will sie nicht der Gefahr aussetzen, und auf ein paar mehr oder weniger kommt es nicht an, oder?«
    »Mein Reden!«
    »Du würdest deinen Sohn auch in Sicherheit bringen, nicht wahr?«
    »Meiner wäre längst weg.«
    »Aber ich stelle damit meine privaten Wünsche über meine

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