Die Suche nach dem Wind
Arme.
Karon grinste daraufhin boshaft. »Es ist nicht immer einfach, ein Held zu sein, nicht wahr? Du hältst dich gut. Ich finde langsam Gefallen an dir. Vielleicht behalte ich dich sogar als Maskottchen.«
»Nie im Leben«, keuchte Erik, »lieber sterbe ich.«
»Auch das lässt sich einrichten«, gab Karon lachend zurück.
Sie erreichten den Hügel, und Erik sah seinen Vater und Aeneas auf sie zukommen. Alle blieben wie auf ein stummes Kommando hin stehen. Es trennten sie noch zirka fünfzehn Meter.
Duncan musterte seinen Sprössling besorgt. »Geht es dir gut, mein Sohn?«
Erik wagte kaum, ihn anzusehen, und nickte nur voller Scham.
Sein Vater wandte sich dem Magier zu. »Lass deine Truppen außer Reichweite! Es wird hier nicht zu einer Schlacht kommen.«
»Glaubst du, du kannst Forderungen stellen?«, fragte Karon höhnisch.
»Meine Magier konzentrieren sich zurzeit alle auf deinen Sohn. Sollte Erik oder mir etwas zustoßen, wird er sofort sterben«, antwortet Duncan kühl.
Die beiden Männer fixierten sich eine Weile.
Schließlich nickte Karon und betrachtete Aeneas interessiert.
Der ignorierte seinen Vater völlig und blickte stattdessen Erik an. »Geht es den anderen gut?«
»Ich weiß nicht, ich glaube aber schon«, stammelte der.
»Wir sollten jetzt den Tausch vornehmen«, unterbrach Karon und gab dem Jungen einen Schubs.
Aeneas und Erik gingen aufeinander zu. Auf gleicher Höhe beugte der Ringlord sich zu ihm herunter und zwinkerte ihm zu. »Es wird alles gut. Vertrau mir! Geh schnellstens in die Höhlen! Da bist du in Sicherheit.« Mit diesen Worten schob er ihn schon in Duncans Richtung.
Erik spürte, wie ihm Tränen in die Augen schossen. Er drehte sich nicht um, bis sein Vater ihn in die Arme schloss.
Duncan wandte sich zum Eingang und es wunderte ihn nicht, dass Wölfe sich ihnen in den Weg stellten. Er hatte mit nichts anderem gerechnet.
»Du musst vorerst bleiben«, erklärte er mit Wut in der Stimme.
»Ich wäre ohnehin nicht gegangen«, hauchte der. »Aeneas ist doch mein Freund. Was geschieht jetzt, Vater?«
»Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler.« Oder auch nicht, setzte er in Gedanken hinzu.
Aeneas sah das erste Mal in das milde lächelnde Gesicht seines Vaters. Es kam ihm seltsam vertraut vor, und er fühlte sich plötzlich bleischwer. Er sah die Handzeichen des Schwarzmagiers und musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, was geschehen war. »Du spielst falsch. Ich mag das nicht.«
Karon ging gar nicht darauf ein. »Bei Loth, du hast die ausdrucksvollen Augen deiner Mutter. Dieser Blick: eine Mischung aus Vorwurf und Traurigkeit! Ich sehe Joanna vor mir. Immer konnte ich allein in ihren Augen lesen, was sie fühlte.«
»Tatsächlich? Ich habe sie nie kennen gelernt.«
Karon hob in einer verzweifelten Geste die Arme. »Aber nicht durch meine Schuld. Ich habe deine Mutter geliebt, mein Sohn. Ich habe sie wirklich geliebt und hätte gut für sie und für dich gesorgt. Sie wäre die größte Herrscherin von allen geworden. Ich hätte ihr Planeten geschenkt.«
Aeneas zog die Augenbrauen hoch. »Uns liegt nichts an hauseigenen Planeten. Du wirst uns Rhan niemals verstehen!«
Sein Vater lachte leise. »Du kannst mich ja lehren. Wir werden viel Zeit füreinander haben, nur jetzt sind wir ein bisschen in Eile. Die ehrwürdige Mutter Hexe wird kaum tatenlos zusehen, wie ich diesen Planeten verlasse, aber ich habe bereits meine Vorbereitungen getroffen. Möchtest du hierbleiben, oder ziehst du es vor, den Tod von Gandars und seiner kleinen Magier nicht mitzuerleben?«
Der Ringlord drehte ihm den Rücken zu. »Ich werde zu den kleinen Magiern zurückgehen. Ich bin ehrloses Verhalten nicht gewöhnt.«
Er blieb vor einer unsichtbaren Wand stehen. »Ach, bitte! Was willst du? Mich bis in alle Ewigkeit mit deiner Magie einsperren?« Seine Stimme klang gelangweilt bis genervt.
»Du wirst mir folgen«, donnerte Karon. »Komm zu mir!«
Aeneas hatte für einen Moment die Augen geschlossen. Er hatte das Gefühl, als verglühe er innerlich, und biss die Zähne zusammen, um ein Ächzen zu unterdrücken. Einen derartig heftigen, mentalen Angriff kannte er selbst von seiner Großmutter nicht. Er atmete tief durch, drehte sich wieder um und sah seinen Vater verächtlich an. »Glaubst du ernsthaft, du könntest mich mit deinen telepathischen Fähigkeiten beeindrucken? Damit hättest du schon zwanzig Jahre früher kommen müssen.«
»Nicht übel«, erkannte Karon an. »Aus dir lässt
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