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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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aufrechtzuerhalten. Er wollte weder Karon begegnen, noch ihn ins Grab bringen, er wollte auch nicht der neue Herr von Loth werden. Aber nichts von all dem ließ sich vermeiden, ohne eine unüberschaubare Zahl von Opfern in Kauf zu nehmen.
    Also erwiderte er heftig: »Was wollt ihr eigentlich von mir? Ich kenne den Mann nicht besser als ihr, sogar weit weniger als du, Duncan. Er ist ein Schwarzmagier, der unser aller Leben bedroht. Nicht mehr und nicht weniger! Wenn wir ihn nicht vernichten, wird meine Großmutter dafür sorgen, dass dieser ganze verdammte Planet mit all seinen schuldigen und unschuldigen Bewohnern in die Luft fliegt. Wäre euch das lieber? ... Nein? Dann kommt mir nicht mit Gefühlsduselei! Wir befinden uns vor einer Schlacht, nicht in der Sonntagsschule.« Er atmete tief durch und vermied es, Erma anzusehen.
    Duncan betrachtete seinen Kollegen länger und nickte. »Entschuldige! Weiß gar nicht, was in mich gefahren ist. Diese mehr als unangenehme Entwicklung der Dinge hat mich wohl durcheinandergebracht. Es steht so furchtbar viel auf dem Spiel. Ich hätte mich besser gefühlt, wenn ich zumindest die Kinder in Sicherheit gewusst hätte. Aber, so! ... Mögen die Götter uns allen beistehen! Ich geh jetzt und instruiere die anderen.«
    Erma saß bleich und zusammengesunken auf ihrem Stuhl und starrte den Ringlord unverwandt an. »Tun Sie es nicht, Aeneas! Lassen Sie uns Karon gemeinsam gegenübertreten. Wenn Sie im Hintergrund bleiben ...«
    Er unterbrach sie. »Erma, wir benötigen schon eine List, denn im offenen Kampf sind wir ihm nicht gewachsen. Ich bin zwar sein Sohn, aber ich verfüge leider nicht über die Macht der Schlangenburg - zumindest noch nicht.«
    Sie schlug die Hand vor den Mund und schloss die Augen. Während ihm in den Sinn kam, dass er sich im unwahrscheinlichen Fall seines Überlebens wohl auf derartige Reaktionen einstellen musste, öffnete sie die Augen, schniefte laut, putzte sich geräuschvoll die Nase und sah ihn fest an. »So etwas darfst du nie wieder sagen! Du bist kein Schwarzmagier und du wirst nie einer werden. Daran musst du fest glauben.«
    Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Erstaunt aber auch erleichtert nahm zur Kenntnis, dass sie zum »Du« übergegangen war und offensichtlich alle Ansichten hinsichtlich zwangsläufig ererbter schlechter Anlagen irgendwie über Bord geschmissen hatte. Er erklärte mit mehr Zuversicht, als er selbst verspürte: »So mache ich es. Wird schon werden.«
    »Tu es nicht! Es muss eine andere Lösung geben«, beharrte sie. »Wir müssen nur gründlich überlegen.«
    Er nahm ihre eiskalten Hände in seine und sah sie mit einem warmen Lächeln an. »Nein, Erma, es gibt keine andere, und das weißt du längst. Ich mag auch nicht mehr darüber diskutieren. Du hast mir einmal vorgeworfen, dass mir allein aufgrund meines Namens alles in den Schoß gefallen wäre. Weißt du, du hast dich ein klein wenig geirrt. Stundenlang musste ich als kleiner Junge den endlosen Berichten über meine großen, tapferen und angeblich stets uneigennützig und ehrenvoll handelnden Vorfahren lauschen, damit mir ja klar wurde, was ich diesem Namen schuldig war. Mit meiner Herkunft verbinde ich, seit ich denken kann, keinerlei Rechte sondern nur Verpflichtungen, und das Einzige, was mir jemals ohne mein Zutun in den Schoß gelegt wurde, war Verantwortung. Allein aufgrund meiner Erziehung könnte und würde ich mich niemals und unter keinen Umständen dieser Verantwortung entziehen. Kein Schwarzmagier darf jemals wieder zur Bedrohung der Rhan oder anderer Völker werden. Karon muss in diesen verdammten Schacht, und ich dürfte der Einzige sein, der ihn dort hineinbringen kann. Also werde ich tun, was getan werden muss, weil ich mit keiner anderen Entscheidung leben könnte. Das klingt vielleicht blöd, aber nicht anders habe ich es gelernt. Verstehst du das?«
    Erma nickte nach einer Weile unglücklich und schloss die brennenden Augen.

13. Kapitel
    Eriks Beine wurden mit jedem Schritt schwerer, als er neben Karon herging. Auf ihrem Weg kamen sie an Hunderten von bewaffneten Wölfen vorbei. Alle verbeugten sich tief und jaulten laut. Wild schwangen sie dabei ihre Äxte und Keulen.
    Erik wurde fast von Panik überwältigt. Niemals konnten sie gegen diese entsetzliche Übermacht gewinnen. Aber seltsamerweise flößte Karon allein ihm größere Angst ein, als alle Kreaturen zusammen. Er konnte kaum noch atmen und rieb sich die trotz der schwülen Hitze kalten

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