Die Suche nach den Sternen
flinken Bewegung warf sie etwas durch die Öffnung, dann drehte sie sich wieder und winkte in den Himmel.
Ancor, der das gesamte Geschehen auf den Ortern verfolgte, erriet ihre Absicht und wandte sich an Manaou Aanabis.
»Sprich mit Yena. Sag ihr, was wir vorhaben!«
»Mit ihr sprechen?« Im Gesicht des Leuchtturmwärters zeichnete sich Unglauben ab. Dann ging ihm auf, daß in die Ferne zu sprechen kein größeres Hexenwerk war, als mit Hilfe der erleuchteten Kästen in die Ferne zu sehen. Er nahm den kleinen Metallstab, den Maq ihm reichte.
»Yena, kannst du mich hören? Ich bin’s, Manaou.«
Ein schriller Schrei, der von allen Seiten zu kommen schien, antwortete ihm. Dann folgte Schluchzen und schließlich ertönte Yenas angsterfüllte Stimme.
»Manaou, bist du tot? Wo bist du?«
»Ich bin in einem fliegenden Haus, das über euch schwebt. Vertraut der grünen Frau, sie ist eine Freundin und hat ihr Leben für euch riskiert. Das fliegende Haus wird versuchen, euch an die Küste zu schleppen. Steuere den üblichen Kurs, und ich werde ihnen sagen, wohin sie das Schiff führen sollen. Lieber Gott, bring meine Liebste sicher an Land!«
In den ersten Minuten stand das Schleppmanöver auf Messers Schneide. Keiner wußte, ob das Ankertau der Belastung widerstehen würde. Aber allmählich richtete die Shellback das Schiff aus, bis es in Windrichtung durch die Wellen schnitt. Dennoch benötigten sie drei Stunden, um das Schiff aus der aufgewühlten See in die relative Ruhe der Bucht und schließlich an den Landesteg zu bugsieren. Manaous wache Augen hatten mit Leichtigkeit den eigenen Leuchtturm unter einer Reihe von Lichtern entlang der Küste ausgemacht, und der Leuchtturmwächter hatte Cherry umsichtig um einige Abschnitte ›schlechten Wassers‹ herumdirigiert, die der Illusionist für Felsen oder Sandbänke hielt. Dann lag das Schiff endlich sicher am Anlegeplatz. Die Freude auf allen Seiten war überschwenglich, und die Mannschaft der Shellback wurde schließlich in die Stadt eingeladen und herzlich empfangen.
Der Sturm hatte sich mit der Morgendämmerung erschöpft, und Maq und die übrigen kehrten müde und zufrieden zur Shellback zurück. Sie sträubten sich dagegen, bereits wieder aufzubrechen, aber vor ihnen lag noch eine sehr lange Reise. Bald verabschiedeten sie sich von ihren neuen Freunden und sahen zu, wie die Stadt unter ihnen zusammenschrumpfte. Dann setzte Cherry Kurs auf die Öffnung, die ihnen den Durchflug zur geheimnisvollen Außenseite der Boxa-Schale ermöglichen würde. Während der Umrundung der Käfigwelt setzten sie alle Orter und Teleskope der Shellback ein, um jede Einzelheit dieser bezaubernden und mittelalterlichen Welt festzuhalten.
Unterhalb der Öffnung reduzierten sie ihre Geschwindigkeit und untersuchten die Turbulenzzone. Die Turbulenzen stellten sich als überaus heftig heraus, aber die meisten Abschnitte unterschiedlichen Drucks und schwankender Temperatur waren kleiner als die Shellback. Mit etwas Glück würden sich die Gewalten zumindest teilweise gegenseitig aufheben.
Cherry entschied sich dafür, dieses Mal selbst die Steuerung zu übernehmen, und Ancor war froh über den Beschluß des Holo-Illusionisten. Die letzten drei Durchflüge mit Hilfe des Autopiloten hatten unweigerlich in gefährlichen Situationen geendet: einmal in gigantischen ›Borsten‹, einmal in der Bahn einer Flugabwehrrakete und einmal zwanzig Meter tief in einem dunklen und sturmgepeitschten Meer. Die Risiken eines Durchflugs durch die Turbulenzzonen mochten beträchtlich sein, aber es schien, als ob die eigentlichen Gefahren immer am anderen Ende auf sie warteten. Dennoch begaben sie sich alle in die Rettungskokons oder schnallten sich an, und Cherry setzte zum Durchflug an.
Von Anfang an ging alles schief. Cherry zündete die Haupttriebwerke, aber eines von ihnen stotterte nur und verstummte dann ganz. Mit einem Schlag hatten sie die Hälfte ihrer Schubkraft verloren, und Cherry fragte Maq, ob sie den Durchflug abbrechen sollten. Ancor blickte kurz auf die Instrumente, sah, daß sie jede Menge Schub in Reserve hatten, und entschied sich für den Weiterflug. Zehn Minuten später mußten die mörderischen Vibrationen einen Kontakt in einem der Generatoren gelöst haben; die Hauptbeleuchtung und ungefähr die Hälfte der Überwachungsanzeigen fiel aus. Aber es war bereits zu spät für eine Umkehr: Ein solches Manöver wäre schwieriger gewesen als der Weiterflug. Ihnen blieb keine andere Wahl,
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