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Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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registriert hatten, kam eine Gruppe Flugmenschen auf ihn zugerannt. Ihr Anführer befahl, die Pflöcke, die das Netz am Boden verankerten, herauszuziehen. Dann hoben mehrere Männer vorsichtig das Netz an, und zwei der Flugmenschen duckten sich mit Scheren unter das Gewebe, um die Widerhaken abzuschneiden. Als sie zu den Haken gelangten, die sich in Ancors Haut gegraben hatten, eilten zwei weitere herbei und entfernten die metallenen Peiniger mit einer Geschicklichkeit, die offensichtlich von langer Übung herrührte. Ein dritter legte gelbe, mit Salbe beschmierte Blätter auf Ancors Wunden. Zu Maqs völliger Überraschung drückten die Bewegungen und Gesten der Käfigwelt-Bewohner nur eines aus: abgrundtiefe Verzweiflung.
    Ancor, der sich zum erstenmal in seinem Leben damit abgefunden hatte, verloren zu haben, war ihre Haltung unerklärlich. Als er sich schließlich umwenden konnte, sah er, daß Cherry und Tez ebenfalls befreit wurden, und eine dritte Gruppe Flugmenschen mit derselben Absicht auf Sine zulief. Nur von Carli war keine Spur zu sehen; sie mußte sich noch in der Mühle befinden. Aber gerade Carli hatte sich auf ihren bisherigen Missionen am wenigsten als Kämpferin hervorgetan. Konnte sie das Ruder für sie herumgeworfen haben?
    Die letzten Reste des Netzes wurden zerschnitten, und Ancor, der am ganzen Körper mit gelben Blättern bedeckt war, wurde mit Gesten zur Mühle geleitet. Eine Gruppe Erwachsener stand um die offene Tür herum, doch niemand schien es wagen, ins Innere des Gebäudes vorzudringen. Mit einem Schlag wurde Ancor klar, daß die sechs oder sieben Kinder der Stammesgruppe wie vom Erdboden verschwunden waren, und er verstand, was passiert sein mußte. Die Flugmenschen hatten die Netze über den Eindringlingen abgeworfen, waren gelandet und hatten ihre Kinder in die Mühle gebracht, um sie aus der Gefahrenzone zu schaffen. Dann waren sie losgehastet, um die Pflöcke in den Boden zu schlagen. Was sie nicht hatten ahnen können, war, daß sich Carli noch in der Windmühle befunden hatte. Irgendwie mußte es ihr gelungen sein, die Kinder als Geiseln zu nehmen und so die Freilassung des Expeditionsteams zu erzwingen.
    Ancor erklomm die Stufen zur Werkstatt und blickte sich um. Der Raum war verlassen. Einige der hageren Flugmenschen folgten ihm zögernd. Ein Geruch drang an Maqs Nase, den er sofort erkannte. Einige Sekunden später fand er einen großen versengten Fleck am Fuß der Treppe, der eindeutig von einem Brandgeschoß verursacht worden war. Einige Stufen weiter kauerte Carli mit gezückter Waffe. Ihr Gesichtsausdruck war der eines Menschen, der flehentlich hoffte, daß er nicht gezwungen sein würde, ein zweitesmal zu schießen. Hinter ihr hockten die Kinder. Die meisten von ihnen weinten, und alle schienen zutiefst eingeschüchtert von der Riesin, die sich gelegentlich umdrehte und sie ausschimpfte.
    Carlis Erleichterung bei Ancors Anblick war grenzenlos. Sie nahm einige der jüngeren Kinder auf die Arme, trug sie vorsichtig an dem immer noch schwelenden Fleck auf dem Boden vorbei und brachte sie den verängstigten Eltern, die sich hinter Maq Ancor drängelten. Carlis Zuneigung für die Kinder war aber so groß, daß einige von ihnen versuchten, wieder in ihre Arme zu klettern, um umhergetragen zu werden. Ancor ging zu den übrigen Kindern und führte sie vorsichtig an dem Brandfleck vorbei zu ihren Eltern.
    Sine Anura hatte von allen Mannschaftsmitgliedern der Shellback die geringsten Verletzungen davongetragen. Als sie aus der Mühle ins Freie getreten war, hatte sie augenblicklich die Lage erfaßt, und als sich das Netz über sie gesenkt hatte, war sie völlig bewegungslos verharrt und damit bis auf ein, zwei Kratzer ohne Wunden geblieben. Cherry hatte der Panik nachgegeben, bis mehrere der Widerhaken sich tief in seine Muskeln gebohrt und ihn eines besseren belehrt hatten. Tez, der unter demselben Netz wie der Illusionist gefangen war, wurde trotz seiner eigenen Besonnenheit in Mitleidenschaft gezogen.
    Die Rückgabe der Kinder veränderte aber ihren Status: Die Flugmenschen schienen sie jetzt eher zu respektieren als zu fürchten. Carli und Sine spielten mit den Kindern, um die Käfigwelt-Bewohner weiter von ihrer Harmlosigkeit zu überzeugen, während Maq trotz der Sprachbarriere zu erklären versuchte, daß Cherry ihnen Visionen von der Welt jenseits des Horizonts zeigen würde.

 
Kapitel 21
     
    Sie warteten, bis das Licht der Proto-Sonnen über ihnen zu einem

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