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Die Suche nach der Sonne

Die Suche nach der Sonne

Titel: Die Suche nach der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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letzten, verzweifelten Blick zu. Sines Finger berührten die nackte Haut seines Arms und streichelten sie. Sie spielte mit ihm; beide wußten, daß ihn nur eine Sekunde vom Tod trennte, und sie zog sadistischen Genuß aus der Macht, die sie über ihn hatte.
    »Lassen Sie ihn!« sagte Land-a plötzlich. »Er kann uns nicht schaden, und ein Toter genügt. Wir verschwinden von hier, bevor das Sonderkommando eintrifft.«
    Sine Anura ließ zögernd von ihrem Opfer ab, ließ es sich aber nicht nehmen, Treem einen Schock zu versetzen, der ihn mit einem Aufschrei nach hinten schleuderte. Dann brach er zitternd zu Füßen seiner Herrin zusammen. Sie rollte ihn geringschätzig mit einem Fuß auf den Rücken.
    »Wenn du jemals irgend jemandem hiervon erzählst, komme ich zurück und bringe das hier zu Ende.«
    Land-a wies seine Leibwächter an, die Leiche ihres ehemaligen Kameraden in eines der Schauaquarien zu werfen, und sah grübelnd zu, wie die Meeresbestien auf ihr Festmahl zuschossen. Es entging ihm nicht, daß es dasselbe gräßliche Aquarium war, in das Sine Anura dreimal täglich zur Unterhaltung der gaffenden Menge eintauchte. Das bestätigte nur das Ergebnis seiner Nachforschungen: Sine Anura wurde ihrem Ruf gerecht; sie war tatsächlich eine der cleversten und gefährlichsten Frauen Solarias.
     
    Maq Ancor stand am Rande des Zirkus-Landefelds und verfolgte argwöhnisch die Ankunft der pfeilförmigen Gleiter eines Sonderkommandos der Föderation. Der Entzug der politischen Unterstützung, die registrierten Angehörigen der Mördergilde relative Immunität vor Polizeieinmischung garantierte, machte ihn in unbehaglicherweise Weise verwundbar. Die Liste seiner Triumphe in den todbringenden Künsten befand sich in Polizeibesitz, und es gab nichts, was seiner Verhaftung und Aburteilung für ein halbes hundert Hinrichtungen im Wege stand, die man jetzt als Morde bezeichnete.
    Normalerweise fürchtete sich Maq vor niemandem. Seine Ausbildung in Kombination mit den Spezialwaffen, die sich noch in seinem Besitz befanden, versetzten ihn in die Lage, es mit mindestens zehn gewöhnlichen Polizisten zugleich aufnehmen zu können. Die schwarzgekleideten Männer der Sonderkommandos aber waren ein anderes Kaliber. Sie traten in perfekt aufeinander abgestimmten Dreiergruppen in Erscheinung, verfügten über Waffen und Schilde, zu denen gewöhnliche Waffenmeister keinen Zugang hatten, und ihre Geschicklichkeit bei Festnahmen und Tötungen wurde selbst von professionellen Mördern beneidet. Die Chance, daß er das Ziel gerade dieser Razzia war, stand zwar eins zu einer Million, aber trotzdem erzeugten das Timing und der Ort ein unangenehmes Gefühl in seinem Magen.
    Die Männer des Sonderkommandos wurden auf dem Landefeld vom Zirkus-Marschall empfangen, der sie eilig in eine angrenzende Promenade führte. Ancor schöpfte wieder Hoffnung. Ihr schneller Aufbruch verriet ihm, daß sie ein Ziel vor Augen hatten, und dieses sich in dem Teil des Zirkus befand, durch den er noch nicht geschlendert war.
    Der ehemalige Mörder entspannte sich und widmete sich wieder seiner Bestandsaufnahme der gelandeten Schiffe. Er versuchte, die Identität seines unbekannten Gönners zu erraten. Nachdem er die Residenzen der Superreichen in der Nähe des Zirkus untersucht hatte, war er zu der Überzeugung gelangt, daß sein geheimnisvoller Wohltäter der Besitzer eines Exosphärenschiffs sein mußte. Der wahrscheinlichste Kandidat auf dem Feld war ein hohes, zweckmäßiges Gefährt mit einem Antriebskomplex, der es als das schnellste Schiff im Aster-Raum erscheinen ließ. Die Markierungen der Hülle waren in Buchstaben geschrieben, die ihm nicht einmal ansatzweise vertraut waren. Aber es war die geschmeidige Wachsamkeit der Wachen an der Bodenluke, die seine Aufmerksamkeit erregt hatten. Das waren keine gewöhnlichen Matrosen, sondern Männer, deren Ausbildung von einem Meister mit überdurchschnittlichem Scharfsinn beaufsichtigt worden war.
    Ancor zog sich auf den breiten Grasstreifen am Rande des Felds zurück und legte sich hin. Er bedeckte den Kopf mit einem bunten Taschentuch und gab vor zu schlafen. Durch das dünne Tuch konnte er das Schiff weiter im Auge behalten und darauf hoffen, daß niemand an Bord sein eingehendes Interesse bemerkte. Seine Beobachtung verriet ihm wenig, aber sein Interesse wurde von neuem entfacht, als ein ausnehmend attraktives, grünhäutiges Mädchen durch die Luke geleitet wurde. Die Art, wie sie den hochaufragenden Rumpf

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