Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Suche nach der Sonne

Die Suche nach der Sonne

Titel: Die Suche nach der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
Vom Netzwerk:
du jemals eine 200 Quadratkilometer große Projektion erzeugt hättest. Deine Grenze liegt eher bei 200 Quadratmetern.«
    »Die Qualität zählt, nicht die Größe, du ungläubige alte Vettel. Castor weiß das und die übrige Mars-Schale ebenfalls. Wieso, zum Teufel, siehst du das anders?«
    »Weil ich weiß, was für ein lausiger Schwindler du in Wirklichkeit bist.« Carli duckte sich unter den Navigationstabellen weg, die Cherry auf sie warf, dann wurde sie ernst. »Ich sage dir noch was, Cherry. Wenn du und Castor nicht aufhören, in der Öffentlichkeit mit Holo-Illusionen herumzuspielen, wird irgend jemandem ein Unglück zustoßen.«

 
Kapitel 2
     
    Cherrys Spezialität waren dramatische Effekte. Er trat in einer schmucklosen weißen Toga auf und benutzte ein schlichtes Podium, das er in der Mitte einer grauen Traglufthalle plazierte. Der kreisförmige Raum machte die Projektion erheblich schwieriger, aber Cherry, der die nötigen Techniken nach Jahren gemeistert hatte, wußte, daß seine Show denen seiner Rivalen einiges voraushatte. Selbst Carlis Ansage war absichtlich verhalten und zielte darauf, den Zuschauern den Eindruck zu vermitteln, daß sie eine herkömmliche Illusions-Show erwartete. Cherry bestand darauf, daß ein solches Understatement den Kontrast zwischen seinen eigenen technischen Errungenschaften und der Arbeit von Illusionisten wie Castor unterstrich, die Wunder versprachen, aber allzu Weltliches lieferten.
    Als Cherry zu den Klängen einer bescheidenen elektronischen Fanfare in die Halle trat, musterte er das Publikum und identifizierte rasch mehrere unbedeutendere Illusionisten, die versuchen würden, einen Teil seiner Techniken zu stehlen. Die meisten Sitze waren von Besuchern belegt, die lediglich nach Aufregung dürsteten und wahrscheinlich zwischen seiner eigenen Show, den Furchterregenden Leidenschaften der Riesen-Amazonen und dem Debüt der Eisjungfern geschwankt hatten.
    Es gab nur einen Zuschauer, den Cherry nicht einzuordnen vermochte. Dieser Zuschauer bestand zu zwei Dritteln aus einer Lebenserhaltungsmaschine und war nur noch zu einem Drittel Mensch. Er war auf lautlosen Rädern hereingeglitten und hatte zwischen den teuersten Sitzen in der Nähe des Podiums angehalten. Um ihn herum standen mehrere Männer, die entweder Leibwächter oder Mitglieder seines Gefolges waren. Die geradezu unwirkliche Behinderung des Mannes änderte allerdings nichts daran, daß seine intelligente Stirn, sein energischer Kiefer und sein vernichtender Blick auf eine furchterregende Überlegenheit deuteten, während die Verarbeitung seines Körper-Vehikels ihn als einen Mann von außerordentlichem Wohlstand kennzeichnete. Wer oder was auch immer er sein mochte, Cherry verbeugte sich vor allem in seine Richtung.
    »Meine Freunde… heute abend nehme ich Sie auf eine phantastische Reise mit – eine Reise, die Sie zu den rätselhaftesten Geheimnissen des Solaren Universums und zu Regionen außerhalb jeder menschlichen Erfahrung führen wird. Stellen Sie sich den Boden dieser Halle als eine Art Beobachtungsplattform vor – ein Gefährt, das sich in einzigartiger Weise in alle Richtungen zu bewegen vermag. Es wird uns als Fahrzeug für unsere Reise dienen, die uns durch Reiche führen wird, die an die Stelle der Realität treten werden.«
    Mit einer dramatischen Geste richtete er den Zauberstab auf Carli. Eine große Stichflamme schoß empor. Vor den Augen des verwunderten Publikums verschwand das Mädchen in einer Feuersäule, die so naturgetreu projiziert war, daß man sich beherrschen mußte, um nicht vor der eingebildeten Hitze zurückzuschrecken. Irgendwo im Publikum schrie eine Frau auf, als Carli im Zentrum der sich windenden Flamme wie eine übergroße Wachspuppe dahinschmolz. Dann griffen die Flammen hungrig nach dem Dach und entzündeten die lichtdurchlässige Kuppel. Die kalte Feuersbrunst breitete sich rasch über das Dach und die Wände hinunter aus. Die gesamte Halle schien vom Feuer verzehrt zu werden. Das zutiefst beeindruckte Publikum war überzeugt, geradewegs auf das glitzernde Panorama des sie umgebenden Solaren Zirkus zu blicken.
    Cherrys ruhige Stimme drang vom Podium, um die leichte Panik zu beschwichtigen, die seine dramatische Eröffnung ausgelöst hatte.
    »Ich, Cherry, bringe Ihnen Illusionen realer als die Realität!«
    Der einzige Teil der ursprünglichen Halle, der sichtbar blieb, war der Kreis weißen Betons, auf dem die Stühle standen. Jetzt schien sich selbst diese

Weitere Kostenlose Bücher