Die Suche nach der Sonne
Einsatz von Gewalt gegen Zeus unter der Bedingung verzichtet, daß er und Sine die Sonne sehen durften. Aber er hatte vergessen, es zum Teil ihrer Abmachung zu machen, daß sie wieder zurückgebracht wurden! Von ihrer Rückreise war nie die Rede gewesen.
Sie standen jetzt vor dem Dilemma, daß sie nicht wußten, ob Zeus ihre Rückkehr zur Shellback als stillschweigenden Teil des Handels betrachtete. Wenn das der Fall war, würde er möglicherweise versuchen, sie über jenen Speichenterminal zurückzuverfrachten, in dem ihr erstes Auftauchen ein Gemetzel nach sich gezogen hatte. Andernfalls konnte er sich damit begnügen, sie im Schiff zurückzulassen; aus Angst, daß es ohne sie starten könnte, würden sie es nicht zu verlassen wagen. Cherry und die Shellback stellten für sie die einzige Chance dar, lebendig zurückzukehren – und soweit sie wußten, war die Shellback von Sammlern eingekreist und mußte auf ihrer Position bleiben, bis Zeus eine zustimmende Antwort gab, falls er das jemals tun würde.
Dreimal stieg im Abstand von jeweils sieben Tagen hinter den Gipfeln das Sonnenlicht auf, dreimal beobachten sie es traurig durch die Sichtluken. Sie wagten nicht, das Schiff noch einmal zu verlassen. In der Zwischenzeit verbrachte Ancor viele Stunden am Funkgerät. Er konnte nicht verstehen, warum seine Leistung auf einmal so schwach war, daß es praktisch unbrauchbar wurde, hatte er doch unmittelbar nach der Landung ein lückenhaftes Gespräch mit Cherry führen können. Er überprüfte die Energieversorgung sorgfältig, konnte aber keinen Fehler finden. Er wußte, daß die Sender der Shellback sich automatisch so einstellten, daß sie die optimale Leistung brachten. Es mußte also noch ein weiterer Faktor im Spiel sein. Außer der gelegentlichen schwachen Spur des Erkennungs-Signals der Shellback konnte er keinen Kontakt herstellen, und er begann langsam zu zweifeln, daß sich daran jemals etwas ändern würde.
In Ermangelung einer sinnvolleren Beschäftigung richtete Maq seine Aufmerksamkeit auf den Sieben-Tage-Zyklus, in dem er die Sonne sehen konnte. Das war keine einfache Aufgabe, da sich der Zyklus nicht einfach aus der Drehung der Käfigwelt ergab. Er mußte im Computer mehrere theoretische Modelle entwerfen, bevor er das Wechselspiel der unterschiedlichen Bewegungsrichtungen der Käfigwelt verstand.
Dann sprang er mit einem Fluch auf den Lippen auf. Er schimpfte sich selbst für seine Dummheit, als ihm klar wurde, daß er mit der Lösung des Problems des Sieben-Tage-Zyklusses gleichzeitig das Problem der fehlenden Funkverbindung gelöst hatte. Aus Gewohnheit standen sie alle sieben Tage an den Sichtluken, um dem Untergang der Proto-Sonne zuzusehen und die Magie der Sonne zu erleben, die langsam hinter den Felsen aufging… und das war wahrscheinlich die einzige Zeit, in der ein Funksignal, nur einmal von der Wand der Höhlung reflektiert, durch das enge ›Fenster‹ zwischen der Masse der Käfigwelt und dem Kraterrand entschlüpfen konnte.
Als sie diese Chance erkannte, mußten sie jedoch noch zwei Tage warten, das Experiment zu wagen. Unter diesen Umständen war aber selbst eine kleine, entfernte Hoffnung besser als gar keine, und ihre Stimmung stieg merklich. Die letzten Stunden davor waren voller Spannung. Ancor hatte an jedem Schaltkreis, zu dem er Zugang fand, eine Feinabstimmung vorgenommen, um ihre Chancen auf eine störungsfreie Kommunikation zu maximieren. Seine Anstrengungen wurden belohnt, als eine Minute nach der berechneten Zeit das Knistern des bis zum Anschlag aufgedrehten Empfängers von den starken, klaren Tönen des Ruf-Signals der Shellback verdrängt wurde.
»Ancor ruft die Shellback. Ancor ruft die Shellback! Könnt ihr mich hören?«
»Dich hören?« Cherrys Stimme klang erfreut und belustigt. »Maq, wenn du noch etwas lauter wirst, kannst du das Funkgerät abstellen und einfach schreien.«
»Sieh mal, Cherry, ich habe nicht viel Zeit. Dieses Funkfenster ist nur kurz offen. Irgendwie mußt du Zeus zu einer Entscheidung zwingen.«
»Da bist du etwas spät dran, Maq. Das haben wir bereits getan. Ich, Cherry…«
»Du meinst, er hat zugestimmt?«
»Völlig. Aber selbst ich muß zugeben, daß er auf ein perfektes Meisterwerk der Illusion hereinfiel.«
»Das ist fabelhaft! Aber ich muß schnell reden, bevor sich das Fenster wieder schließt. Wir sind gestrandet. Ihr müßt uns abholen. Wie lange, schätzt du, braucht ihr, um hierherzukommen?«
»Ah! Ich denke, wenn ihr den
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