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Die Suche nach Zei

Titel: Die Suche nach Zei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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emotionalen Nachwirkungen gehabt hatte, weder unmittelbar danach noch später. Allerdings litt er seither unter gelegentlichen Alpträumen, in denen er, nach seiner Mutter rufend, von einem Schwarm riesiger Hornissen verfolgt wurde.
    Er wusste jedoch, dass es ihm wenig helfen würde, Tangaloa von diesen nächtlichen Alpträumen zu erzählen, da dieser sich lediglich darüber lustig machen würde.
    Zwar verfügte George über einen bemerkenswerten Verstand (so flogen ihm zum Beispiel Fremdsprachen nur so zu, und in seinem Fachgebiet, der Xenologie, war er eine unbestrittene Koryphäe), aber er gehörte nicht zu der Sorte von Mensch, die auch die Disziplin aufbringen, sich mit Dingen zu befassen, die ihnen schwer fallen, oder sich zum Arbeiten zu überwinden, wenn ihnen nicht danach zumute ist. Vielleicht lag es daran, dass viele Dinge ihm zu leicht fielen, vielleicht auch an seiner nachgiebigen polynesischen Erziehung. Er war auf eine unverbindliche, unpersönliche Art freundlich und gutmütig, besaß jedoch keinen emotionalen Tiefgang oder Elan; brillant an der Oberfläche, exzellent mit Worten, aber schwach und ohne Schwung, wenn es um Taten ging: kein Mann, der geeignet war, bei einem Unternehmen von großer Tragweite die Führungsrolle zu übernehmen. Barnevelt war sich sicher, dass (obwohl George älter war als er und nominell sein Vorgesetzter) die gesamte Verantwortung für das Unternehmen über kurz oder lang auf seinen eigenen knochigen Schultern ruhen würde.
    Schließlich wurde der Fluss so breit, dass die Häuser am gegenüberliegenden Ufer wie Streichholzschachteln aussahen und die Leute klein wirkten wie Ameisen. Die Chaldir fuhr, sich nahe am Ufer haltend, an den Villen der Reichen von Majbur vorüber, deren Sprösslinge auf dem Rasen Huckepack spielten oder sich mit lautem Gelächter und Gejohle gegenseitig ins Wasser des Hafenbeckens stießen. An dieser Stelle herrschte dichter Verkehr auf dem Wasser. Überall ankerten Ruderboote mit Anglern; eine Flußbarke, die ihrer eigenen glich, schaukelte quer über den Fluss, um ihre Besatzung zum Treidelpfad am Nordufer zu bringen.
    Da die tonnenförmige Chaldir nicht sehr wendig war, sicherte sich der Kapitän sein Vorfahrtrecht, indem er auf einen zerbeulten Kupfergong schlug, sobald ein anderes Schiff in ihre Nähe kam. Trotzdem entgingen sie einmal nur um Haaresbreite einer Kollision mit einem Holzfloß, das, noch schwerfälliger als ihr eigenes Fahrzeug, fast unbemerkt in ihr Fahrwasser trieb, so dass die Flößer und die Besatzung der Chaldir sich mit Stangen und Bootshaken voneinander abstoßen mussten, um Schlimmeres zu verhindern. Dabei überschütteten sie sich gegenseitig mit solch heftigen Schimpfwörtern, dass die beiden Erdbewohner schon fast damit rechneten, dass die beiden Besatzungen jeden Moment mit Messern übereinander herfallen würden. Aufgeschreckt durch das Gebrüll, begannen zu allem Überfluss die im Heck untergebrachten Shaihans laut zu heulen. Als die Barke jedoch glücklich um das Floß herummanövriert worden war, beruhigten sich die Gemüter rasch, und man trennte sich schiedlich-friedlich voneinander.
    Die Villen wichen Vororten und die Vororte schließlich der Innenstadt. Diese wies weder den Reichtum an Zwiebeltürmen auf, der Hershid auszeichnete, noch den grimmiggrauen Festungscharakter Mishés, sondern besaß ihren ganz eigenen Stil, der gekennzeichnet war durch grazile, phantasievoll geschmückte Bögen und Kuppeln, fünf- und sechsstöckige Gebäude und einen brodelnden Verkehr, der selbst während der Nacht nicht zur Ruhe zu kommen schien.
    Längs des Ufers zogen sich zahllose Kaianlagen hin, an denen viele Barken von der gleichen Bauart und Größe wie der ihren festgemacht hatten. Dahinter sah Barnevelt den Wald von Masten und Sparren der Hochseeschiffe. Der Kapitän der Chaldir erspähte einen freien Liegeplatz und steuerte das Schiff darauf zu. Ein paar Mann der Besatzung versuchten mit langen Rudern der Strömung entgegenzuarbeiten. Ein Fischerboot, dessen wild flatternde Takelage aussah wie ein neapolitanischer Hinterhof an einem Montag, hatte denselben Anlegeplatz entdeckt und versuchte, die Barke abzudrängen, aber es war nicht schnell genug. Philo, der Papagei, untermalte die darauf entbrennende Schimpfkanonade der beiden Besatzungen mit einer Auswahl erlesener Flüche.
    Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als die Barke endlich festgemacht hatte. Barnevelt und Tangaloa sagten dem Kapitän und seinen Leuten

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