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Die Suche nach Zei

Titel: Die Suche nach Zei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Im selben Moment ließ ein gellender Schrei Barnevelt herumfahren. Über der Bordwand erschien, gleichsam mitten aus der Luft, den Hals im Nebel verborgen, ein riesiger krokodilartiger Kopf, dessen Kiefer ausgereicht hätten, einen ausgewachsenen Mann mit einem einzigen Zuschnappen zu verschlingen. Der Kopf neigte sich auf die Seite und schoss hinab auf das Deck. Dahinter kam ein kolossaler Hals zum Vorschein. Klapp! machten die Kiefer, und ein zappelnder Seemann verschwand schreiend im Nebel.
    Barnevelt war so überrascht, dass er erst zum Handeln schritt, als das Opfer sich schon auf dem Weg ins Wasser befand. Er riss ein Reserveruder aus seiner Halterung und rannte nach achtern – jedoch zu spät. Die Schreie des Opfers erstarben jäh, als der furchterregende Kopf unter der Wasseroberfläche verschwand.
    »Rudern!« brüllte Chask, und die Ruderer tauchten die Riemen ein.
    Entsetzt gab Barnevelt Befehl, für den Fall eines erneuten Angriffs eine Deckwache mit Hellebarden aufzustellen. Er selbst ging zurück zum Bug und spähte angestrengt in den Nebel, jede Sekunde darauf gefasst, dass das Untier wieder auftauchte. Nachdem eine gewisse Zeit verstrichen und nichts dergleichen geschehen war, ging er zurück zum Ruderhaus.
    Er öffnete die Tür, als ihn ein Fußscharren und ein Räuspern zum Umdrehen bewogen. Hinter ihm standen Zanzir und drei andere Seeleute.
    Zanzir ergriff das Wort: »Kapitän Snyol, die Jungs und ich haben nachgedacht und beschlossen, dass es das beste für alle wäre, wenn wir jetzt umkehrten.«
    »Was?« schrie Barnevelt, der nicht wusste, ob er recht gehört hatte.
    »Ja, so haben wir es beschlossen. Ist es nicht so, Freunde?« Die anderen drei nickten bestätigend. »Einige von uns fühlen sich ganz elend in diesem Nieselregen. Andere haben zu Hause Familie. Durch diesen unheimlichen Nebel in ein Reich nicht verzeichneter Klippen und blutrünstiger Menschen vorzudringen …«
    »Und unbekannter, todbringender Ungeheuer, nicht zu vergessen«, erinnerte ihn einer der anderen.
    »Und unbekannter, todbringender Ungeheuer, wie das, welches vorhin unseren Kameraden geraubt hat, bedeutet, die Gefahr herauszufordern«, vollendete Zanzir seinen Satz. »Und da wir wissen, dass Ihr ein guter Freund von uns seid …«
    »Der zugibt, dass wir ebenso gut sind wie er«, erinnerte ihn derselbe Souffleur.
    »Der zugibt, dass wir ebenso gut sind wie er, sind wir überzeugt, dass Ihr unseren Rat befolgt und uns rasch in unsere glückliche Heimat zurückbringt. Ist es nicht so, Freunde?« Alle drei nickten heftig.
    »Einen Teufel werde ich tun!« sagte Barnevelt. »Ich werde nicht umkehren. Die Gefahren waren euch vorher bekannt, und jetzt werdet ihr sie auch durchstehen.«
    »Aber Kapitän, lieber Freund«, sagte Zanzir und legte Barnevelt die Hand auf den Arm. »Sollte zwischen Freunden nicht gegenseitiges Vertrauen und Rücksichtnahme herrschen? Wir haben darüber abgestimmt, und Ihr seid mit vier gegen eins überstimmt …«
    »Geht sofort zurück an eure Arbeit!« befahl Barnevelt in scharfem Ton und schüttelte Zanzirs Hand ab. »Ich bin hier der Kapitän, und beim Hintern Qondyors, ich werde … ich werde …«
    »Wollt Ihr damit sagen, Ihr werdet nicht umkehren?« fragte Zanzir mit einer Miene schmerzlichen Staunens. »Nicht einmal, um Euren Freunden einen Gefallen zu tun?«
    »Raus hier! He, Chask! Sorg dafür, dass diese Kerle an die Arbeit gehen, und bestraf jeden, der auch nur ein Wort vom Umkehren spricht!«
    Die Männer gingen zurück nach achtern und warfen Barnevelt düstere Blicke zu. Dieser stampfte wütend und aufgebracht ins Ruderhaus, um Kursberechnungen zu machen. Das kam also dabei heraus, wenn man mit seiner Besatzung fraternisierte! Gut und schön, solange alles problemlos lief, aber wehe, wenn Schwierigkeiten auftauchten! Dann fielen sie um wie die Zinnsoldaten. Das hatte er natürlich schon oft gehört, aber er hatte es nicht geglaubt. Er hatte immer angenommen, es handle sich dabei um eine pure Rechtfertigungstheorie von Aristokraten und Tyrannen. Jetzt waren sie bestimmt sauer auf ihn – und nicht ganz ohne Grund. Denn erst hatte er sie in dem Glauben gelassen, sie könnten mitentscheiden und ihren Willen haben, und jetzt hatte er sie rüde ihrer Illusionen beraubt.
    »Mir gefällt das nicht«, sagte Zakkomir, der bleich aus den Kabinenfenstern in den Nebel starrte. »Varzai weiß, auf welcher Seite der Palindos-Straße wir an Land kommen, falls wir nicht schon vorher auf einen

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