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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Uniformrock vom Licht rote Streifen bekam.
    »Nein. Ich habe nur nachgedacht.« Percys Gesicht lag im Schatten, doch seine Stimme war ruhig.
    »Ah. Dann will ich dich nicht unterbrechen.« Grey streckte die Hand nach der Tür aus, war aber nicht überrascht, als Percy aufstand.

    »Nein, geh nicht. Es war gut von dir zu kommen und nach mir zu sehen.« Er legte kurz die Arme um Grey und senkte den Kopf, sodass sich ihre Wangen streiften.
    Im ersten Moment erstarrte Grey, überrascht und ein wenig alarmiert - doch draußen war es still; der Exerzierplatz war verlassen, und jedermann war mit den restlichen Vorbereitungen für die Abreise beschäftigt. Er erwiderte die Umarmung, deren Berührung ihn tröstete - und die durch die Gefahr umso erregender wurde. Dann trat er zurück.
    »Bist du ganz sicher, dass dir nichts fehlt?« Percy hatte aufgehört zu schwitzen und war auch nicht mehr so blass. Es war aber nicht zu übersehen, dass er immer noch verstört war. Doch er nickte.
    »Dass - ich das Strafmaß reduziert habe - war das richtig?«, fragte er.
    »Unter den Umständen.« Grey hielt inne und stützte sich mit der Hand am Türrahmen ab. »Möchtest du allein sein?«
    Percy zuckte mit den Achseln und schritt unruhig durch den Schuppen. Hier und da trat er nach einem Gegenstand.
    »Das hier - wie nennt man es?«
    »Karussell.« Ein zylindrischer Lattenkäfig, der an einer Seite eine Tür hatte. Er wurde für geringfügige Bestrafungen benutzt, wenn ein Mann zu spät kam oder seine Ausrüstung nicht vollständig war. »Man steckt einen Mann hinein, und zwei Männer drehen es.«
    »Benutzt du - benutzen wir so etwas oft?« Percy stieß mit der Stiefelspitze gegen das Pferd, ein Holzpferd wie ein Kinderschaukelpferd, nur dass sein Rücken nicht flach war, sondern spitz zulief.
    »Das kommt ganz darauf an.« Grey beobachtete ihn, sah seine Verstörung, den Verlust seiner natürlichen Anmut, als er sich unruhig bewegte, weil er nicht stillhalten konnte. Spürte das Gleiche tief in seinem eigenen Inneren und hustete, um das Gefühl zu vertreiben. »Manche Offiziere gehen sehr großzügig mit Strafen um; andere weniger. Und manchmal führt kein Weg daran vorbei.«

    Percy nickte, jedoch ohne ihn anzusehen. Einige Sekunden lang blieb er stehen und betrachtete die Wandborde, auf denen diverse Ausrüstungsgegenstände gelagert wurden. Dort befanden sich auch die beiden Stoffbeutel, in denen die Katzen aufbewahrt wurden.
    »Hast du dich schon einmal gefragt, wie es wohl ist?«, fragte er plötzlich. »Ausgepeitscht zu werden?«
    Greys Magen verkrampfte sich, doch er antwortete aufrichtig.
    »Ja. Hin und wieder.« Zumindest einmal.
    Percy hatte einen der roten Stoffbeutel geknetet wie ein Kater, der seine Krallen schärft. Jetzt ließ er ihn zu Boden fallen und griff nach der neunschwänzigen Katze, einem kurzen Griff mit einem Gewirr aus Lederriemen.
    »Würdest du es gerne herausfinden?«, sagte er ganz leise.
    »Was?« Ein außerordentliches Gefühl durchlief Grey, halb Angst, halb Erregung.
    »Zieh deinen Rock aus«, sagte Percy immer noch leise.
    In einem schockähnlichen Zustand ertappte Grey seine Hand dabei, dass sie an die Knöpfe seiner Weste wanderte. Er fühlte sich wie ein Schlafwandler, konnte das alles gar nicht glauben - dass Percy es vorgeschlagen hatte und dass er es tat. Dann hatte er das Hemd abgelegt, und Gänsehaut überzog seinen Rücken und seine Schultern.
    »Dreh dich um«, sagte Percy, und er wandte sich dem Pferd zu.
    Die Riemen trafen seine Schultern wie das Brennen einer Qualle, beißend und plötzlich. Seine Hände schlossen sich fest um den Rücken des Pferdes.
    »Noch einmal«, sagte er halb atemlos.
    Er hörte, wie Percy seine Position veränderte, spürte, wie auch seine Neugier umschlug, von nervöser Erregung zu… mehr.
    »Sicher?«, fragte Percy leise.
    Grey beugte sich ein wenig vor und breitete die Arme aus, um fester zuzupacken und seinen ganzen entblößten Rücken
preiszugeben. Der Hieb traf ihn unterhalb der Schulterblätter, und seine Wucht raubte ihm den Atem und schmerzte ihn bis in die Fingerspitzen.
    »Mehr?« Das Wort war geflüstert. Er konnte Percys Atem warm in seinem Nacken spüren, ihn dicht bei sich spüren, die leichte Berührung einer Hand auf der nackten Haut seiner Hüfte.
    Gott, rühr mich nicht an!, dachte er und spürte, wie sich sein Magen verdrehte und ihm übel wurde. Doch was er sagte, heiser und leise, war: »Noch einmal. Nicht aufhören.«
    Drei Hiebe noch,

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