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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Manieren. Was hält Hal denn von ihm?«, fragte er neugierig.
    Minnie spitzte nachdenklich die Lippen. Sie war zwar keine Schönheit, aber sie war eine hübsche Frau, und die Schwangerschaft ließ ihr stumpfes Haar glänzen und ihre Apfelwangen leuchten.
    »Hmm. Sehr viel, obwohl er es nicht lassen kann, ihn genau zu beobachten, damit der neue Bruder nicht am Ende die Teelöffel
einsackt und sie verscherbelt, um seinen Opiumkonsum und seine drei Mätressen zu finanzieren.«
    »Ich sehe schon, dass Hal viel zu lange damit gewartet hat, dir die Zeitungen zu verbieten«, sagte Grey, den es natürlich freute zu hören, dass Hal Percy mochte, trotz der kleinen Peinlichkeit bei ihrer ersten Begegnung. »Aber ein paar Besucher musst du doch in letzter Zeit gehabt haben; wer ist da gewesen?«
    »Meine Großmutter, zwei Tanten, sechs Cousinen, eine sehr liebenswerte junge Frau, die Geld zur Unterstützung der Ziegelmacherwitwen gesammelt hat - sie hat tatsächlich einen Teelöffel mitgehen lassen, aber Nortman hat sie erwischt und sie so lange geschüttelt, bis er wieder zum Vorschein kam, sehr amüsant, was sie alles in ihrem Mieder stecken hatte -« Sie lächelte dem Butler zu, und dieser neigte respektvoll den Kopf. »Oh, und heute Nachmittag ist Hauptmann Bates’ Herzensdame hier gewesen. Sie war natürlich hier, um Hal zu sehen, doch er war nicht da, und ich hatte Langeweile, also habe ich sie zum Tee eingeladen.«
    »Hauptmann Bates’ Herzensdame?«, erwiderte Grey überrascht. »Ich wusste gar nicht, dass er verheiratet ist.«
    »Das ist er auch nicht; sie ist seine Mätresse«, sagte sie unverblümt und lachte dann über seine Miene. »Sag jetzt nicht, dass du schockiert bist, John.«
    Doch das war er, wenn auch nicht ganz aus den Gründen, die sie vermutete.
    »Woher weißt du das?«, fragte er.
    »Sie hat es mir gesagt - mehr oder weniger.«
    »Und das heißt?«
    Minnie verdrehte in übertriebener Geduld die Augen.
    »Das heißt, dass sie so außer sich war, dass sie den Grund für ihren Wunsch, mit Melton zu sprechen, nicht für sich behalten konnte und mir daher erzählt hat, welche Sorgen sie sich um den Hauptmann macht - wie ich höre, hat man ihn verhaftet, wusstest du das?«
    »Ich hatte etwas in dieser Richtung gehört.« Grey stellte
seine Tasse beiseite und winkte ab, als sich Nortman mit der Kaffeekanne nähern wollte. »Aber -«
    »Und ich wusste, dass sie seine Mätresse sein musste und nicht seine Frau, weil ich ihr schon einmal begegnet war - mit ihrem Mann.« Geziert trank sie einen Schluck aus ihrer frisch gefüllten Tasse, und ihre Augen tanzten, als sie ihn ansah.
    »Und der ist?«, drängte er.
    »Ein gewisser Mr. Tomlinson. Sehr reich. Parlamentsabgeordneter eines schäbigen kleinen Bezirks, dessen Name mir entfallen ist, in Kent. Ich bin ihm nur das eine Mal begegnet, bei einem Wohltätigkeitsball. Er ist fett und langweilig; kein Wunder, dass sich seine Frau einen Liebhaber genommen hat.«
    »Kein Wunder«, echote Grey, während er krampfhaft nachdachte. Tomlinson, Tomlinson … Der Name sagte ihm gar nichts. War es möglich, dass er etwas mit der Verschwörung zu tun hatte, von der Hal ihm erzählt hatte?
    »Was wollte sie denn?«, fragte er. »Und warum ist sie zu Hal gekommen?«
    »Nun, der Hauptmann ist heute Morgen verhaftet worden«, sagte Minerva in aller Logik. »Sie möchte natürlich, dass man ihn freilässt. Und Hal ist offensichtlich gut mit dem Hauptmann befreundet - nicht dass er mir je etwas davon erzählt hätte, natürlich.«
    Oder mir , dachte Grey zynisch. Und was will der gute Hauptmann, der doch angeblich eine Vorliebe für das starke Geschlecht hat, mit einer Mätresse ? Diesen Aspekt der Angelegenheit hatte Hal Minnie gegenüber erst recht nicht erwähnt, und all seine weiteren Fragen führten zu nichts. Mrs. Tomlinson war furchtbar bestürzt gewesen, hatte aber lediglich gewusst, dass man Hauptmann Bates verhaftet hatte.
    »Sie weiß nicht einmal, wo er ist, die Ärmste.« Minnie runzelte mitleidig ihre breite, hellhäutige Stirn. »Meinst du, du könntest es herausfinden, John? Ich könnte ihr doch wenigstens eine Nachricht übersenden. Anonym«, fügte sie hinzu. »Ich nehme an, dass es Melton nicht recht wäre, wenn ich sie unterzeichne.«

    »Eine sehr vernünftige Annahme. Ich werde morgen sehen, was ich herausfinden kann - oh. Das habe ich ganz vergessen; ich reise morgen früh in den Lake District. Aber ich werde sehen, was ich vorher noch herausfinden

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