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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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fraglichen Herren unleugbar sowohl das Geld als auch den Einfluss hätte brauchen können, doch die beiden anderen waren so hinreichend mit weltlichen Gütern ausgestattet, dass sie mit Sicherheit eine bessere Partie hätten machen können als eine Witwe jenseits des gebärfähigen Alters.«
    »Also bist du davon ausgegangen, dass es ihr Motiv war herauszufinden, ob du tatsächlich eine Bedrohung für ihre Sicherheit darstelltest - und wenn ja, Schaden zu verhindern«, sagte Sir George langsam.
    Die Gräfin nickte. Sie streckte die Hand nach ihrem Kaffee aus, stellte fest, dass er kalt geworden war, und setzte ihn mit gerümpfter Nase wieder ab.
    »Ich verstehe ja, warum dich diese Tagebuchseiten aus der Fassung bringen, Tante Bennie«, sagte Olivia stirnrunzelnd. »Aber welchem Zweck können sie dienen?«
    Benedicta richtete den Blick auf den General.
    »Zuerst war ich mir nicht sicher. Aber dann ist John ohne
erkennbaren Grund auf der Straße überfallen und zusammengeschlagen worden, was mich sehr in Alarm versetzt hat.« Der Blick seiner Mutter ruhte sorgenvoll auf Grey. »Und als ich dann gestern dachte, es wäre erneut geschehen… war ich mir sicher, dass dies eine Warnung war; eine Drohung, die meine Hochzeit verhindern sollte.«
    Grey war wie vom Donner gerührt.
    »Was? Du hast gedacht -«
    »Ja, nicht zuletzt dank deiner Märchen.« Die sorgenvolle Miene seiner Mutter hatte sich in Verärgerung verwandelt. »Ich wollte nicht, dass man dich beim nächsten Mal umbringt, also dachte ich mir, ich löse die Verlobung und lasse es öffentlich bekanntmachen. Gäbe es dann keine weiteren Warnungen mehr, hätte ich gewusst, dass meine Schlussfolgerungen korrekt waren, und mich dementsprechend verhalten können.«
    »Hättest du aber deine Verlobung gelöst und man hätte mich daraufhin auf offener Straße ermordet, so hättest du deine These überdenken können. Wunderbar!« Grey stieg die Hitze ins Gesicht. »In Gottes Namen, Mutter! Wann - falls überhaupt - hattest du vor, mir irgendetwas davon zu erzählen?«
    »Ich erzähle es dir ja jetzt«, sagte seine Mutter übertrieben geduldig. » Ein solcher Zwischenfall hätte durchaus Zufall sein können, und das hätte das Risiko, es dir zu erzählen, nicht gerechtfertigt. Zwei sind schon etwas anderes. Und was die Tatsache angeht, dass ich dir nicht gleich nach dem ersten Überfall von meinen Vermutungen erzählt habe … Nun, falls es keine Bedrohung gab, wollte ich nicht Gefahr laufen, dass du oder dein Bruder losgehst und eine Dummheit anzettelst. Das will ich nach wie vor nicht. Doch wenn du in Gefahr gewesen wärst, hätte ich natürlich etwas sagen müssen. Da du den zweiten Angriff jedoch selbst heraufbeschworen hast, gibt es keine Verbindung, und wir müssen wieder von einem Zufall ausgehen. Wenn ich von deinem Abenteuer in Tyburn gewusst hätte -«, bei diesen Worten richtete sie einen zutiefst argwöhnischen Blick auf ihn; sie wusste verdammt gut, dass er
ihr nicht alles erzählt hatte, genauso wenig, wie sie ihm alles erzählte, »- hätte ich mich nicht verpflichtet gefühlt, meine Verlobung zu lösen. Du solltest dich bei Sir George für den Gefühlsaufruhr entschuldigen, in den du ihn gestürzt hast, John.«
    Der General war im Lauf dieser Erklärungen immer nervöser geworden, und jetzt war er nicht mehr zu halten.
    »Benedicta! Sollte jemand - ganz gleich, wer! - so unüberlegt sein, dir oder deinen Söhnen zu drohen, so muss er sich vor mir verantworten. Das musst du doch wissen!«
    Die Gräfin betrachtete ihn mit einer Art enervierter Zuneigung.
    »Nun, das sind tapfere Worte, George, aber mir wäre es lieber, wenn meine Söhne am Leben blieben, als wenn sie gerächt würden. Obwohl ich mir sicher bin, dass du dies nötigenfalls mit Bravour übernehmen würdest«, fügte sie hinzu. Anscheinend meinte sie diese Worte besänftigend.
    Grey empfand wachsende Verärgerung über den Ton dieses Wortwechsels, den er nun beendete, indem er seinerseits seine Kaffeetasse klirrend abstellte.
    »Warum sollte irgendjemand deine Hochzeit verhindern wollen?«
    Es war Sir George, der ohne zu zögern darauf antwortete.
    »Ich habe doch schon gesagt, dass ich Eure Mutter und all ihre Habe beschützen würde - und ich versichere Euch, dass ich dazu in der Lage bin. Wenn Benedicta etwas wüsste, das einem dieser Männer gefährlich werden könnte, wäre es ja möglich, dass sie ihre Namen preisgibt, wenn sie erst mit mir verheiratet ist.«
    Grey war mehr als beleidigt

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