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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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über die unverhohlene Andeutung, dass er und Hal nicht in der Lage sein könnten, die Gräfin zu beschützen, beherrschte sich jedoch hinreichend, um dies nicht auszusprechen. Objektiv betrachtet musste er zugeben, dass dem General zu diesem Zweck die besseren Ressourcen zur Verfügung standen - und dass es ihm vielleicht eher möglich sein würde, auf das Verhalten der Gräfin einzuwirken,
wenn nicht sogar tatsächlich Kontrolle darüber auszuüben, was Hal und ihm mit Sicherheit unmöglich war. Er sah, dass Sir George gerade selbst begriff, dass sein Einfluss Grenzen hatte.
    »Ich … gehe davon aus, dass du tatsächlich nichts weißt, was einem dieser Männer gefährlich werden könnte?«, fragte der General die Gräfin zögernd.
    »Wenn es so ist, wird sie es Euch nicht sagen«, teilte ihm Grey mit und kam so der Antwort seiner Mutter zuvor. »Eine Frage bitte, Mutter. Ist einer dieser Männer Mitglied des Regiments?«
    Diese Vorstellung schien sie zu verblüffen, und das »Gott, nein!«, das ihr entfuhr, kam so von Herzen, dass es unübersehbar die Wahrheit war.
    »Nun denn. Da sowohl Melton als auch ich in weniger als einem Monat mit dem Regiment in See stechen werden, sollte es uns wohl gelingen, bis dahin unserer Ermordung aus dem Weg zu gehen, falls tatsächlich eine Bedrohung existiert.« Er richtete den Blick auf seine Cousine, die sich all dies mit halb offenem Mund angehört hatte, während ihr Blick wie ein Uhrpendel zwischen den Sprechern hin und her wechselte.
    »Gehst du davon aus, dass Olivia in Gefahr ist?«
    »Das glaube ich nicht«, sagte seine Mutter langsam. »Ich bezweifle sogar, dass auch nur einer von ihnen weiß, dass sie hier wohnt, solange Malcolm Stubbs in Amerika ist.«
    »Dann gilt es also nur noch, für deine Sicherheit zu sorgen«, sagte Grey. »Ihr seid doch auf die Westindischen Inseln abkommandiert, nicht wahr, Sir George? Wenn meine Mutter Euch begleiten würde, wärt Ihr doch in der Lage, sie vor etwaigen Anschlägen auf ihr Leben zu beschützen, oder nicht?«
    In Sir Georges Gesicht machte sich aufrichtiger Ingrimm breit.
    »Das sollen sie nur versuchen«, sagte er. Er wandte sich an die Gräfin, und eine lebhafte Röte stieg ihm ins Gesicht. »Würdest du das tun, Bennie? Würdest du mit mir kommen?«
    »Was, und Olivia allein hierlassen?«

    Olivia richtete sich begeistert auf.
    »Oh, nein! Ich könnte zu Minnie ziehen - sie hat mich schon so oft darauf angesprochen. Wir würden so viel Spaß miteinander haben - oh, ja, Tante Bennie, du solltest mitgehen!«
    Die Gräfin betrachtete ihre Nichte einen Moment, um abzuschätzen, wie aufrichtig sie es meinte, dann seufzte sie und wandte sich an Sir George.
    »Ich werde dann zwar durch Seuchen, Seekrankheit und Giftschlangen viel stärker gefährdet sein als durch alles, was London zu bieten hat. Aber gut. Ja, ich komme mit.«
    Es war zwar noch nicht Mittag, doch man läutete die Glocke, ließ Sherry kommen und brachte einen allgemeinen Trinkspruch auf die erneuerte Verlobung aus. Erst als Grey schließlich die Treppe hinaufging, um sich anzukleiden, fiel ihm wieder ein, was seine Mutter über die Wahrscheinlichkeit von Zufällen gesagt hatte.
    Er war gar nicht auf den Gedanken gekommen, seine Begegnung mit den O’Higgins-Brüdern im Hyde Park mit dem späteren Überfall durch Jed und seinen Kumpanen in Seven Dials in Verbindung zu bringen. Die beiden Brüder hatten natürlich vehement geleugnet, auch nur in der Nähe gewesen zu sein, und sie hatten mindestens sechzehn Zeugen angeschleppt, die ihnen bestätigt hatten, dass sie zum Zeitpunkt des Überfalls ganz sittsam in einem Schuppen hinter der Kaserne ein Besäufnis veranstaltet hatten. Selbst wenn er sich ihrer Identität hundertprozentig gewiss war, war es doch unmöglich zu sagen, ob sie auf ihn gewartet hatten; schließlich hatte die Tatsache, dass sie ihn erkannten, sie in die Flucht geschlagen. Aber dennoch …
    Ein Überfall konnte Zufall sein, hatte die Gräfin gesagt. Zwei sind etwas anderes .
     
    Am nächsten Tag erzählte Grey seinem Bruder vom Bruch und der erneuten Verlobung ihrer Mutter und den daraus folgenden Enthüllungen.
    »Ich habe von der Sache in Tyburn gehört«, sagte sein Bruder
und warf ihm einen Blick zu. »Möchtest du mir vielleicht sagen, was das sollte? Denn ich glaube nicht eine Sekunde lang, dass du nur rein zufällig dort gewesen bist.«
    Grey war zwar versucht, ihm von seiner Unterredung mit Hauptmann Bates in Newgate zu erzählen, doch er

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