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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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konnte hören, dass sich oben Stimmen erhoben hatten, doch er konnte nicht verstehen, was sie sagten. Der General hatte auf seinem Irrweg durch das Zimmer innegehalten und starrte jetzt trübe auf eine Topfpflanze. Er streckte die Hand nach dem Kaminsims aus, um eines von Benedictas Lieblingsstücken zu berühren, eine comedia-del-arte -Figur in Gestalt einer jungen Frau mit einer gestreiften Schürze. Es rührte Grey zu sehen, dass die Hand des Generals sacht zitterte.
    »Ihr seid Euch ganz sicher, dass nichts vorgefallen ist?«, fragte er, eher um den General abzulenken, als weil er tatsächlich auf eine klärende Antwort hoffte. »Wenn etwas gewesen ist, so muss es kürzlich passiert sein, denn sie hat gestern noch ihr Hochzeitskleid anprobiert, und das hätte sie nicht getan, wenn …«
    Der General wandte sich ihm zu, dankbar für den Ablenkungsversuch,
aber nach wie vor unfähig, die Frage zu beantworten.
    »Nein«, wiederholte er und schüttelte perplex den Kopf. »Soweit ich weiß, war das Einzige, das irgendjemandem in meiner Bekanntschaft in den letzten vierundzwanzig Stunden zugestoßen ist, Euer Abenteuer in Tyburn.« Sein Blick richtete sich plötzlich auf Grey. »Habt Ihr Euch übrigens davon erholt? Ich bitte um Verzeihung, ich hätte sofort nachfragen sollen, aber …«
    »Ja«, versicherte ihm Grey verlegen. Er konnte sich über die Schulter des Generals hinweg im Spiegel sehen. Der lange Schlaf hatte seiner Erscheinung zwar sichtlich gutgetan, doch er trug immer noch sichtbare Spuren des Ereignisses, von seinem rauen Stoppelbart ganz zu schweigen. »Woher wusstet Ihr …«
    »Hauptmann MacLachlan hat es erwähnt, als ich ihn gestern Abend im Club gesehen habe. Er … äh … war zutiefst beeindruckt von Eurem Mut.« Die letzte Bemerkung hatte einen sacht fragenden Unterton, der Grey aufforderte, sein Verhalten zu erklären, jedoch nur, wenn es möglich war.
    »Der Hauptmann und sein Freund waren mir eine große Hilfe«, sagte Grey und hustete.
    Jetzt betrachtete ihn der General genau, und seine Neugier gewann die Oberhand über seine Sorge.
    »Es war eine unglückselige Angelegenheit«, sagte er. »Ich habe Hauptmann Bates sehr gut gekannt; er ist vor einigen Jahren einmal mein Adjutant gewesen. Habt Ihr - das heißt… ich gehe davon aus, dass Ihr ebenfalls mit ihm bekannt gewesen seid? Vielleicht durch den Club?« Diese Frage wurde mit äußerstem Taktgefühl gestellt, da der General offensichtlich nicht den Anschein erwecken wollte, als brächte er Grey mit einem verurteilten Sodomiten in freundschaftliche Verbindung.
    »Ich bin ihm einmal kurz begegnet«, sagte Grey und fragte sich, ob sich der General der politischen Machenschaften hinter Bates’ Prozess und Verurteilung bewusst war. »Ein… ausgesprochen interessanter Mensch.«

    »Nicht wahr«, sagte der General trocken. »Er war einmal ein hervorragender Soldat. Eine Schande, dass er auf solche Weise enden musste. Das war wirklich eine traurige Angelegenheit. Aber ich bin froh«, fügte er hinzu, »dass Ihr nicht ernsthaft verletzt worden seid. Die Menschenansammlungen in Tyburn sind gefährlich; ich habe schon gesehen, wie Männer dort umgekommen sind - und zwar aus Gründen, die weniger provokant waren als die, die Ihr der Menge geliefert habt.«
    »Tyburn?«, sagte eine schockierte Stimme in Greys Rücken. Als er herumfuhr, starrte ihn Olivia mit offenem Mund an. »Du warst gestern in Tyburn?« Ihre Stimme wurde schriller. » Du warst es, der die Beine dieser widerlichen Bestie gepackt hat und dann von der Menge angefallen wurde?«
    » Was? « Tom, der sich taktvoll in den Flur zurückgezogen hatte, tauchte mit großen Augen hinter Olivia auf. »Das wart Ihr , Mylord?«
    »Wie habt ihr denn davon gehört?«, fragte Grey, der versuchte, seine Beklommenheit zu verbergen, indem er seine Cousine und seinen Kammerdiener vorwurfsvoll anstarrte.
    »Meine Zofe hat es mir erzählt«, erwiderte Olivia prompt. »Es ist eine Flugschrift mit einer Karikatur - allerdings zum Glück ohne deinen Namen - im Umlauf, die zeigt, wie man dich im Schlamm der Perversion ertränkt. Was in aller Welt ist nur in dich gefahren, so etwas zu -«
    » Das ist es also, was mit Eurer Uniform passiert ist!«, rief Tom beleidigt aus.
    »Und warum bist du überhaupt in Tyburn gewesen?«, wollte Olivia wissen.
    »Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig«, begann Grey gerade streng, als noch eine weitere Person in der Tür auftauchte und sich zu ihnen gesellte.
    »Was zum

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