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Die Suende der Engel

Die Suende der Engel

Titel: Die Suende der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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hätte ich Ihnen da bereits eine gute Nachricht übermittelt.« Er öffnete seine Zimmertür. »Kommen Sie herein.«
    Maximilian trat ein. Echinger nahm hinter seinem Schreibtisch Platz, wühlte in einem Stapel Papiere herum. »Hier!« Er zog einen Bogen heraus. »Das ist die offizielle Bestätigung des Landgerichts Flensburg. Mit dem ersten August dieses Jahres ist Ihre Unterbringung hier in der Klinik ausgesetzt.«
    »Oh«, sagte Maximilian. Er wußte nicht, wohin mit seinen Händen, schob sie in die Hosentaschen und zog sie gleich wieder heraus, weil er sich nun wie ein Schuljunge vorkam.
    »Setzen Sie sich doch«, sagte Echinger. Maximilian setzte sich auf den Stuhl, der gegenüber dem Schreibtisch stand. Eine eigenartige, ganz andere Perspektive des Raumes, fand er, eine, die ihn sich auch sofort dem Professor gegenüber anders fühlen ließ. Während der Therapiestunden saßen sie einander in zwei Sesseln an der anderen Seite des Zimmers gegenüber. Der wuchtige, respekteinflößende Schreibtisch, der jetzt zwischen ihnen
stand, ließ Maximilian sich kleiner fühlen. Und unterlegen.
    »Freuen Sie sich?« fragte Echinger. »Ich meine, wir wußten es ja, aber nun ist sozusagen nicht mehr daran zu rütteln.«
    »Natürlich. Ich freue mich.«
    »Sie fürchten sich auch, nicht? Hat sich mit Ihrem Vater etwas Neues ergeben?«
    »Schottland ist gestorben. Meine Mutter ist dort nicht aufgetaucht, und eine zweite Chance geben sie einem da nicht. Mein Vater hat sich natürlich den Mund fusselig geredet, aber es war nichts zu machen. Der Platz wurde anderweitig vergeben.«
    »Aha. Erleichtert Sie das?«
    Maximilian zuckte mit den Schultern. »In gewisser Weise schon. Aber was ich nun tun soll, steht für mich noch immer in den Sternen. Mit meiner Vergangenheit habe ich nur schlechte Karten.«
    Echinger neigte sich vor und sah Maximilian eindringlich an. »Wir haben so oft darüber gesprochen. Sie neigen dazu, alles in schwarzer Farbe zu malen, alles zu Ihren Ungunsten zu interpretieren. Das ist durchaus normal in Ihrer Lage. Sie haben sechs Jahre hinter den dikken Mauern einer Klinik gelebt; natürlich haben Sie Angst vor Ihrer Rückkehr ins Leben. Aber seien Sie nicht ganz blind für die Dinge, die durchaus Hoffnung geben können.«
    »Herr Professor...«, setzte Maximilian an, doch Echinger unterbrach ihn.
    »Ich habe Ihnen das so direkt noch nie gesagt, Herr Beerbaum, aber Sie sind der intelligenteste Patient, den ich je hatte. Ich gebe zu, mit allem, was hinter Ihnen liegt, haben Sie durchaus eine gewichtige Hypothek mit sich herumzuschleppen. Aber das ist nicht alles. Ihr Kapital
ist Ihre Intelligenz, und die kann Ihnen niemand nehmen.«
    »Aber es kann sein, daß niemand sie registriert.«
    »Ich denke, was stark ist, setzt sich durch«, sagte Echinger, »aber diesen Prozeß sollten Sie sich nicht zu schwer machen, indem Sie als Ihr härtester Gegner in den Ring gehen. Machen Sie sich nicht zum Komplizen derer, die gegen Sie sind.«
    Er hat eine überzeugende Art, dachte Maximilian, ein kraftvoller Appell, der Mut zuspricht.
    Unvermittelt sagte er: »Meine Mutter ist verschwunden.«
    Echinger runzelte die Stirn. »Verschwunden?«
    »Sie ist aus England nicht zurückgekehrt. Und hat sich auch nicht gemeldet.«
    »Kann es sein, daß ihr etwas zugestoßen ist? Hat Ihr Vater entsprechende Nachforschungen eingeleitet?«
    »Nein. Mein Vater ist überzeugt, daß ihr nichts passiert ist. Er und mein Bruder glauben, daß sie bei Andrew Davies ist.«
    Nach sechs Jahren Therapie war Professor Echinger mit jedem Detail aus dem Leben der Familie Beerbaum vertraut. Er wußte sofort, um wen es ging.
    »Andrew Davies. Das ist der Mann, der...«
    »Ja. Das ist er. Manches spricht dafür, daß sie bei ihm ist. Sie war immer sehr... gierig nach ihm. Die alten Gefühle dürften sie überfallen haben, als sie englischen Boden betrat.«
    Echinger überlegte und stellte dann seine Standardfrage: »Was genau empfinden Sie bei der Vorstellung, daß Ihre Mutter jetzt mit Andrew Davies zusammen ist?«
    Maximilian schüttelte den Kopf. »Nein, Herr Professor, das ist hier keine Therapiestunde. Auf diese Frage will ich diesmal nicht antworten.«

    »Das müssen Sie selbstverständlich auch nicht«, sagte Echinger sanft, »ich dachte nur, da Sie es mir nun einmal mitgeteilt haben...«
    Maximilian erhob sich. »Ich wollte es Ihnen einfach sagen. Nicht mit Ihnen darüber reden.«
    »Sie haben zu dieser späten Stunde lange vor meinem Zimmer

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