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Die Suende der Engel

Die Suende der Engel

Titel: Die Suende der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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verwahrlost aus!«
    Dana pfefferte den Kamm auf den Boden.
    »Halten Sie bitte an. Ich möchte aussteigen«, sagte sie kalt.
    Der Mann erhöhte die Geschwindigkeit ein wenig. »Glaubst du, ich lasse dich in dem Aufzug draußen herumlaufen? Du siehst aus wie eine Schlampe«, sagte er verächtlich. »Ich möchte, daß du dir sofort die Haare anständig kämmst!«
    »Und ich möchte, daß Sie sofort anhalten!« Während sie sprach, versuchte Dana, die Situation abzuschätzen. Der Wagen fuhr zu schnell, als daß sie einfach hätte hinausspringen können. Zudem war die Gegend furchterregend einsam. Eine ganze Weile schon war ihnen kein Auto mehr entgegengekommen. Bäume, deren Wipfel in den tiefhängenden Wolken verschwanden, Weinberge, soweit das Auge reichte, strömender Regen. Nirgendwo ein Gehöft oder auch nur eine Hütte, in der man hätte hoffen können, einen Menschen anzutreffen.
    Scheiße, dachte Dana.
    Die Lage hatte sich so unvermittelt zugespitzt. Dana hatte Unheil gewittert, aber ihre Befürchtungen hatten sich auf nichts gründen können als auf ein paar zudringliche Blicke des Fahrers. Dann hatte dieser von einem Moment zum anderen jegliches Bemühen, den Anschein von Normalität aufrechtzuerhalten, aufgegeben. Auf einmal war er aggressiv, böse, ein unberechenbarer, womöglich geistesgestörter Feind.
    »Ich hatte dir etwas befohlen, wenn ich mich nicht irre«, sagte er. Er sah sie an. Seine vergrößerten Augen glänzten fiebrig. »Du sollst dich ordentlich herrichten!«
    »Sie haben mir nichts zu befehlen. Hören Sie.« Dana hatte immer Angriff für die beste Verteidigung gehalten,
sie war schwer einzuschüchtern, und ihre Stimme wurde nun sehr laut und angriffslustig. »Sie werden jetzt anhalten und mich aussteigen lassen, oder Sie werden eine ganze Menge Ärger bekommen, das kann ich Ihnen versprechen!«
    Ihr scharfer Ton irritierte ihn einen Moment. »Ich kann dich hier gar nicht aussteigen lassen. Du würdest ja nicht weiterkommen.«
    »Das ist mein Problem, nicht Ihres. Ich möchte sofort aussteigen!«
    »Du bist ziemlich unhöflich. Setzt dich tropfendnaß in mein Auto, läßt dich mitnehmen und wirst dann auch noch frech! Man sollte es nicht glauben!«
    Dana ließ sich auf nichts ein. »Ich möchte sofort aussteigen«, wiederholte sie stereotyp.
    Der Mann bremste so scharf, daß der Wagen auf der nassen Straße heftig schlingerte. Er fuhr an den rechten Rand und schrie: »Los, raus mit dir! Verschwinde! Du bist häßlich, weißt du das? Du hast Hängetitten! Hat dir das noch keiner gesagt?«
    Dana hielt ihren Rucksack fest umklammert und stieg aus. Der Regen strömte mit Wucht auf sie herab und durchweichte sie in Sekundenschnelle erneut. Die Luft kam ihr wesentlich kühler vor als am Morgen. Fröstelnd zog sie die Schultern hoch. Obwohl sie sich in einer mißlichen Lage befand, fühlte sie sich erleichtert. Auch wenn sie stundenlang durch den Regen wandern mußte, die Hauptsache war, sie brauchte nicht mehr im Auto dieses Psychopathen zu sitzen.
    Er war mit quietschenden Reifen und erneut gefährlich schlingernd davongebraust. Dana hüllte sich in ihr Regencape, das sie allerdings nur unzureichend schützte, und schulterte den Rucksack. Irgendwann mußte doch jemand durch diese gottverdammte Gegend kommen, und
wenn es sich nicht um einen völlig herzlosen Menschen handelte, würde er es nicht fertigbringen, an ihr vorbeizufahren.
    Sie war zehn Minuten gelaufen, als sie ein Motorengeräusch hörte. Enthusiastisch dachte sie: Ich bin ein Glückskind!
    Dann wurde ihr klar, daß ihr das Geräusch entgegenkam, anstatt sich ihr von hinten zu nähern, und das bedeutete, der betreffende Wagen fuhr in die falsche Richtung. Aber das war auch nicht schlimm. Sie konnte zurück ins Dorf fahren; von dort gab es vielleicht einen Bus in die nächstgrößere Stadt, und notfalls konnte sie dann doch ihre Geldreserven anbrechen und mit dem Zug bis Nizza fahren.
    Sie wechselte die Straßenseite und streckte hoffnungsvoll den Daumen aus.
    Der Wagen näherte sich mit überhöhter Geschwindigkeit. Ein altmodischer schmutzig-weißer Peugeot. Erst als er schon ziemlich nahe herangekommen war, begriff Dana in jähem Entsetzen, daß es sich um das Auto handelte, aus dem sie gerade erst entkommen war. Der Mann mit den vergrößerten Augen saß hinter dem Steuer. Sein Gesicht war verzerrt vor Wut. Die Beute war schon zu greifbar gewesen, als daß er es fertiggebracht hätte, sie sich entgehen zu lassen. Und zudem hatte ihn

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