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Die Sünde des Abbé Mouret

Die Sünde des Abbé Mouret

Titel: Die Sünde des Abbé Mouret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Tränen.«
    Sie senkte den verdunkelten Blick und begann zornig aufs neue:
»Was liegt daran? Liebst du mich?« Sein Entsetzen fand keine
Worte.
    Schwere Schritte brachten die Steine hinter der Mauer ins
Rollen.
    Wie langsames Nähergrollen eines Zorngewitters war es. Albine
hatte sich nicht getäuscht. Es kam jemand und störte den Frieden
der Büsche mit seinem Keuchen. Da wollten sie sich beide, von
furchtbarer Scham befallen, im Gesträuch verstecken. Aber schon
waren sie entdeckt, Bruder Archangias zeigte sich in der
Mauerbresche.
    Eine Weile stand der Bruder so, ohne zu sprechen, mit geballten
Fäusten. Er betrachtete das Paar, Albine, die an Sergius' Hals
Schutz suchte, mit dem Ekel eines Mannes, der am Grabenrand
irgendeinen Unrat findet.
    »Ich wußte es ja,« knurrte er durch die Zähne. »Nur hier konnte
man ihn versteckt haben.«
    Er kam etwas näher und schrie: »Ich seh' euch ganz genau, und
weiß, daß ihr nackt seid … Ein Greuel ohnegleichen ist das.
Sind Sie ein Vieh, daß Sie mit diesem Weibsstück in den Wäldern
umherlaufen? Weit ist es mit Ihnen gekommen. Sie hat Sie zur
Unzucht verführt, und da stehn Sie nun, behaart wie ein Bock…
Reißen Sie einen Ast ab und zerschlagen Sie ihn ihr auf den
Flanken!«
    Albine flüsterte glühend:
    »Liebst du mich, liebst du mich?«
    Sergius senkte den Kopf und schwieg, doch stieß er sie noch
nicht von sich.
    »Ein Glück, daß ich Sie gefunden habe,« fuhr
Bruder Archangias fort. »Dieses Loch hatte ich lange schon
entdeckt. Sie sind Gott ungehorsam gewesen und haben Ihren Frieden
zerstört. Unablässig wird die Versuchung mit Flammenzähnen Sie
anfallen, und von jetzt an werden Sie Ihre Unschuld nicht mehr zum
Bundesgenossen haben … Verführt hat Sie diese Dirne. Ist es
nicht so? Sehen Sie nicht, wie die Schlange sich in Ihren Haaren
ringelt? Ihre Schultern verursachen mir Brechreiz… Weg von ihr,
berühren Sie sie nicht mehr, denn die Hölle ist sie!… Im Namen
Gottes, fort aus diesem Garten!«
    »Liebst du mich, liebst du mich?« lallte Albine.
    Aber Sergius war von ihr gewichen, als versengten ihn ihre
Schultern, ihre nackten Arme wirklich.
    »Im Namen Gottes, im Namen Gottes!« schrie der Bruder mit
Donnerstimme.
    Unaufhaltsam schritt Sergius der Bresche zu.
    Als Bruder Archangias ihn mit rauhem Griff aus dem Paradeis riß,
glitt Albine zu Boden, streckte wild die Arme nach ihrer
entschwindenden Liebe, dann erhob sie sich mit gramzerrissener
Brust und floh davon, verschwand zwischen Bäumen. Gelöst flatterte
ihr Haar gegen die Stämme.

Teil 3

Kapitel 1
     
    Nach dem Vaterunser verneigte sich der Abbé Mouret vor dem Altar
und ging zur Epistelseite herüber. Dann stieg er herunter, schlug
das Kreuz über dem langen Fortunat und der Rosalie, die Seite an
Seite vor der Estrade knieten.
    »
Ego conjugo vos in matrimonium, in nomine Patris, et filii
et spiritus sancti

    »
Amen,
« antwortete Vinzenz, der die Messe bediente und
voll Neugier von der Seite das Gesicht seines Bruders
beobachtete.
    Fortunat und Rosalie senkten doch in einiger Rührung das Kinn,
trotzdem sie sich mit den Ellbogen angestoßen hatten beim
Niederknien, um sich gegenseitig zum Lachen zu bringen. Indessen
holte Vinzenz die Schale und den Weihwasserwedel. Fortunat legte
den Ring in die Schale, einen schwerfälligen, ganz glatten
Silberring. Nachdem der Priester ihn durch Besprengen in Kreuzform
geweiht hatte, übergab er ihn dem Fortunat, und dieser schob ihn
Rosalie an den Ringfinger, deren Hand immer noch grün schimmerte
von Grasflecken, die keine Seife hatte entfernen können.
    »
In nomine Patris, et filii, et spiritus
sancti,
« murmelte der Abbé Mouret wiederum und erteilte ihnen
ein letztes Mal den Segen.
    »
Amen,
« gab Vinzenz die Antwort.
    Es war früher Morgen. Die Sonne schien noch nicht durch die
großen Kirchenfenster. Draußen in den Zweigen der Eberesche, deren
Astwerk anscheinend die Scheiben eingestoßen hatte, vernahm man das
lärmende Erwachen der Spatzen. Die Teusin, die noch nicht dazu
gekommen war, das Hauswesen des lieben Gottes zu ordnen, staubte
die Altäre ab, reckte sich auf ihrem gesunden Bein, um die Füße des
gelb und rot bepinselten Christus abzuwischen, schob so leise als
möglich die Stühle zurecht, verbeugte sich, bekreuzte sich, schlug
sich an die Brust, folgte dem Verlauf der Messe, alles, ohne auch
nur einen Augenblick ihren Flederwisch zu vernachlässigen.
    Einige Schritte entfernt von dem Hochzeitspaar, am Fuß der
Kanzel,

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