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Die Sünde des Abbé Mouret

Die Sünde des Abbé Mouret

Titel: Die Sünde des Abbé Mouret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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zum
Lachen. Er schlug sich auf die Schenkel, hustete und erstickte
fast.
    »Nicht wegen der Kirche komme ich,« antwortete der Abbé Mouret.
»Ich wollte mit Ihnen über Ihre Tochter Rosalie sprechen… «
    »Rosalie? Was hat die Ihnen denn getan?« fragte Bambousse
blinzelnd. Unverfroren ließ das Bauernmädchen ihre Blicke über den
jungen Priester wandern, von den weißen Händen bis zu dem
mädchenhaften Hals, der Versuch war spaßhaft, ihn zum Erröten zu
bringen. Er aber sagte geradeaus mit unbewegtem Gesicht, als redete
er von Dingen, die ihn nichts angingen: »Sie wissen, was ich sagen
will, Vater Bambousse. In anderen Umständen ist sie. Sie muß
heiraten.«
    »Ach, darum,« murrte der Alte spöttisch. »Danke für die
Bestellung, Herr Pfarrer. Die Brichets schicken Sie wohl, nicht
wahr? Die Mutter Brichet kommt zur Messe, und Sie helfen ihr ein
bißchen, ihren Sohn unterzubringen; versteht sich… . Aber ich mache
da nicht mit. Das Geschäft lockt mich nicht, Punktum!«
    Der erstaunte Priester erklärte ihm, das Ärgernis müsse
beseitigt werden, er müsse dem Fortunat verzeihen, da der sein
Unrecht ja gut machen wolle; zu guter Letzt, daß die Ehre seiner
Tochter eine sofortige Heirat fordere.
    »Ta, ta, ta, warum so viele Worte,« fing Bambousse kopfschüttelnd wieder an. »Ich behalte meine Tochter,
verstehen Sie. Das alles ist mir gleich… Ein Bettler, der Fortunat.
Keine zwei Heller. Das wäre bequem, wenn es genügte, mit einem
Mädchen zu gehen, um es zu heiraten. Wahrhaftig! Dann gäbe es bei
den Jungen nichts mehr als Hochzeit vom Morgen bis zum Abend …
Gott sei Dank! brauch' ich mir keine Sorge zu machen wegen Rosalie!
Jedermann weiß, was ihr zugestoßen ist; davon wird sie weder krumm
noch bucklig, und sie kann heiraten, wen sie sich aussucht in der
Gegend.«
    »Aber, das Kind?« unterbrach der Priester.
    »Das Kind! Ist es etwa schon da? Vielleicht kommt es nie… Und
wenn sie ein Kleines kriegt, kann man immer noch sehen.« Als
Rosalie merkte, welche Wendung das Vorhaben des Pfarrers nahm,
hielt sie es für geraten, die Fäuste in die Augen zu drücken und
Jammerlaute von sich zu geben. Sie ließ sich sogar auf die Erde
fallen und zeigte ihre blauen Strümpfe bis übers Knie.
    »Wirst du schweigen, Hündin!« brüllte der plötzlich in Wut
versetzte Vater.
    Und er bedachte sie mit gemeinen Ausdrücken, die sie unter ihren
vorgehaltenen Fäusten zum Lachen brachten.
    »Find' ich dich mit deinem Kerl, so bind' ich euch zusammen und
bring' euch so vor die Leute … Willst du wohl still sein?
Warte, ich will dich lehren!«
    Er nahm eine Erdscholle und warf sie heftig nach ihr aus einer
Entfernung von vier Schritten. Das Erdstück traf auf ihren
Haarknoten, bröckelte ihr in den Halsausschnitt und bedeckte sie
mit Staub. Betäubt sprang sie mit einem Satz in die Höhe und lief
davon, den Kopf mit den Händen schützend. Aber Bambousse hatte noch
Zeit, sie mit zwei weiteren Erdstücken zu
treffen: das eine streifte sie nur an der linken Schulter; das
andere prallte ihr gerade aufs Rückgrat, mit solcher Kraft, daß sie
in die Knie brach.
    »Bambousse!« schrie der Priester auf und entriß ihm eine
Handvoll Steine, die er gerade aufgerafft hatte.
    »Lassen Sie mich nur machen, Herr Pfarrer,« sagte der Bauer. »Es
war weiche Erde. Ich hätte die Steine nach ihr werfen
sollen …
    Man merkt, daß Sie von Mädels nichts wissen, die können schon
was vertragen. Wenn ich die da in unseren Brunnen tunkte, ihr die
Knochen mit Knüttelhieben zerschlüge, sie würde deshalb nicht
weniger zu ihren Schmutzereien laufen! Aber ich passe ihr auf, und
erwisch' ich sie!… Sie sind nun alle mal so.«
    Er begann sich zu trösten und nahm einen Schluck Wein aus einer
großen umflochtenen Flasche, die auf dem heißen Boden lag. Dann,
mit seinem alten Gelächter:
    »Hätte ich ein Glas, Herr Pfarrer, böte ich Ihnen gerne etwas
an.«
    »Was ist also mit der Heirat? … « fragte der Priester.
    »Nein, damit ist es nichts, ausgelacht würde ich … Rosalie
ist ein tüchtiges Frauenzimmer. Sehen Sie, wie ein Mann kann sie
arbeiten. Am Tag, wo sie geht, werde ich einen Knecht mieten
müssen …
    Nach der Ernte kann man weiter darüber sprechen. Außerdem will
ich nicht bestohlen werden. Gleiches zu Gleichen, nicht wahr?«
    Der Priester hielt sich noch eine gute halbe Stunde damit auf,
Bambousse zu ermahnen, ihm von Gott zu reden, und ihm alle
Rücksichten, die die Lage forderte, klarzulegen. Der Alte hatte

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