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Die Sünde des Abbé Mouret

Die Sünde des Abbé Mouret

Titel: Die Sünde des Abbé Mouret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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gingen scherzend zum Alkoven, doch in Wirklichkeit war ihnen
ernst zumute. Eines war sicher, niemals hatte es den Alkoven so
erregend durchduftet. Die Wände schienen noch überbebt von der
schmeichelnden Berührung moschusduftender Gewänder. Am Boden hin
zog noch der süßbalsamische Aushauch kleiner Atlaspantoffel, die
vor dem Bett gestanden hatten, und am Holzwerk des Bettes wollte
Sergius den Abdruck einer kleinen Hand entdeckt haben, deren
durchdringender Veilchenduft dort noch haftete. In sanften Düften
schien die Tote zu dieser Stunde alle Geräte zu umgeistern.
    »Zumeist ruhte sie in diesem Sessel,« rief Albine. »Am
Rückenpolster kann ich's riechen.«
    Und sie ließ sich selbst in den Sessel gleiten und gebot Sergius
niederzuknien und ihr die Hand zu küssen.
    »Weißt du noch damals, wie ich dich empfing mit den Worten:
Guten Tag, mein teurer Gebieter … Sicher blieb es aber nicht
nur bei Worten! War die Türe ins Schloß gefallen, küßte er ihr die
Hände … Da hast du meine Hände. Sie sind dein.«
    Dergestalt versuchten sie ihre alten Spiele wieder aufleben zu
lassen, um das Paradeis zu vergessen, dessen Gelächter lauter zu
ihnen drang, um die Malereien nicht mehr sehen zu müssen, dem
träumerischen Duft des Alkovens nicht zu verfallen. Albine lehnte
sich im Sessel zurück und zierte sich; sie
mußte lachen über des knienden Sergius törichtes Gesicht.
    »Du Tölpel, so umarme mich doch, sag' mir nette Dinge, wenn du
schon mein Liebhaber sein willst … Du scheinst nicht zu wissen
wie?«
    Als er sie aber leidenschaftlich an sich preßte, setzte sie sich
zur Wehr und entzog sich ihm voller Entrüstung.
    »Nein, laß mich, ich will nicht! … Dies Zimmer bringt einen
um.«
    Von diesem Tag an flößte ihnen das Zimmer die gleiche Angst ein
wie der Garten. Ihre letzte Zufluchtsstätte war ihnen genommen. Es
war ihnen unmöglich, dort zusammen zu sein, ohne sich scheu
gegenseitig zu beobachten.
    Albine betrat das Zimmer fast nicht mehr; sie blieb auf der
Schwelle stehen, ließ die Türe weit offen hinter sich. Wie um
schnell flüchten zu können. Sergius verbrachte seine Tage allein in
schmerzlicher Aufregung. Er fühlte sich noch beengter, schlief auf
dem Sofa, suchte verzweifelt dem Seufzen des Gartens, dem Duft der
alten Möbel zu entgehen. Die schamlosen Bilder verursachten ihm
wirre Träume, von denen beim Erwachen nichts blieb als tiefe
Unruhe. Er glaubte neuerdings krank zu sein. Sein
Gesundheitszustand benötigte ein Letztes, um sich vollkommen zu
gestalten, eine letzte höchste Erfüllung, ein gänzliches
Befriedigtwerden, das er nirgends zu finden wußte. So vergingen ihm
die Tage in Schweigen, seine Augen waren tief umschattet, und er
raffte sich nur leise durchschauert zusammen, wenn Albine kam, um
nach ihm zu sehen. Ernsten Blickes standen sie sich gegenüber und
sagten sich sanfte Worte, die sie zur Verzweiflung brachten.
Albines Augen waren noch eingesunkener als
Sergius' Augen, und stummes Bitten sprach aus ihnen.
    Nach Verlauf einer Woche dann verweilte Albine nur noch wenige
Minuten; sie schien ihn zu meiden. Voller Besorgnis kam sie, blieb
stehen und konnte nicht schnell genug wieder aus dem Zimmer kommen.
Stellte er sie zur Rede und warf ihr vor, sie habe ihn nicht mehr
lieb, drehte sie das Gesicht zur Seite, um nicht antworten zu
müssen. Nie wollte sie ihm erzählen, wie sie sich in den fern von
ihm verbrachten Morgenstunden beschäftigte. Verlegen schüttelte sie
den Kopf und sagte, sie sei sehr faul. Wollte er sich nicht damit
begnügen, war sie mit einem einzigen Satz aus dem Zimmer und rief
ihm abends nur durch die Türe gute Nacht zu. Trotzdem bemerkte er,
daß sie viel weinte. Er konnte in ihren Zügen ein immer wieder
betrogenes Hoffen lesen, ständiges Auf und Nieder eines nie
gestillten Begehrens. An manchen Tagen war sie zu Tode betrübt,
Mutlosigkeit malte sich auf ihrem Gesicht; ihr Gang war stockend,
als vermöchte sie nicht länger Lebensfreude zu erhoffen. Am anderen
Tag hielt sie mit Mühe ihr Lachen zurück, ihr Antlitz war
überglänzt von einem sieghaften Gedanken, dem sie noch nicht Worte
geben wollte, kaum konnte sie stillstehen, kaum ruhig sitzen, im
Drang sich eine letzte Gewißheit zu verschaffen. Am nächsten Tag
fiel sie ihrer Trübseligkeit wieder anheim, um am übernächsten Tag
in neuer Hoffnung aufzuleben. Nicht mehr zu verbergen aber
vermochte sie bald eine grenzenlose Müdigkeit, eine Ermattung, die
ihr die Glieder lähmte. Sogar in

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