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Die Sünde des Abbé Mouret

Die Sünde des Abbé Mouret

Titel: Die Sünde des Abbé Mouret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Pflanzen, das erbebt war
unterm Gewicht ihrer Körper, und das sie mehr liebten als die
anderen weichen Gartenlager, um des seltsamen Schauers willen, der
dort ihnen beschieden war. Also waren sie jetzt die Gebieter
zur Rechten, zur Linken und vor ihnen
weit, hatten ihr Land erobert, wandelten inmitten befreundeter
Natur, die sie kannte, sie lächelnd auf allen Wegen grüßte, sich
ihren Freuden unterwarf als demütige Dienerin. Und der Himmel war
ihnen ergeben, Bläue, die sich über ihnen wölbte; Mauern hielten
ihn nicht, aber ihrem Blick war er hingegeben, er ergoß sich in
ihre Lebensfreude, tags in sieghaftem Sonnenglanz, nachts in warmen
Sternenschauern. Jederzeit, den ganzen Tag entlang, war er ihnen
ein Entzücken, immer überpulst von wechselndem Leben, weißer am
Morgen als ein erwachendes Mädchen, am Mittag übergoldet vom
Verlangen nach Fruchtbarkeit, am Abend selig hingegossen in
zärtlicher Ermattung. Nie war sein Angesicht das gleiche.
Allabendlich zumal, zur Stunde des Abschieds, betrachteten sie ihn
bewundernd. Die den Horizont übergleitende Sonne wußte sich mit
immer neuem Lächeln zu schmücken. Manchmal schwand sie in stillem
wolkenlosen Frieden, sank langsam ein in goldene Flut. Andere Male
flammte sie purpurstrahlend auf, zerriß ihr nebelschleiernes Kleid,
verlor sich in glühenden Wellen, die den Himmel überstreiften mit
gigantisch schweifenden Kometen, deren Mähnen die Wipfel des
Hochwaldes in Brand setzten. Dann gab es über roten Dunstküsten,
über langgestreckt rosigen Korallenbänken ein Niedersinken
besänftigten, mählich seine Strahlen löschenden Gestirns, oder auch
geheimes Zurruhegehen hinter irgendeinem großen Gewölk, faltig
gerafft, wie grauseidene Bettgehänge, die nichts durchscheinen
lassen als rötlichen Schimmer einer Nachtampel inmitten sich
tiefender Dämmerung; endlich leidenschaftliches Untergehen,
hingeschleuderte Weiße, nach und nach aufblutend unter glühend sie durchschneidender Scheibe,
gemeinsamer Sturz zu guter Letzt über die Horizonte hinaus, in
chaotischem Gliedergewirr, das hinschmolz in Licht.
    Doch nicht nur die Pflanzen hatten sich unterworfen.
    Albine und Sergius wandelten königlich im Gemenge der Tiere, die
ihnen botmäßig waren. Durchschritten sie den Blumengarten, hoben
sich, ihnen zur Augenlust, Schmetterlingsflüge, umfächelten sie mit
bebendem Flügel, zogen ihnen nach wie lebendiges Sonnenbeben, wie
fliegende Blüten, denen Duft entstäubte. Im Obstgarten trafen sie
in Wipfeln mit den naschhaften Vögeln zusammen; Spatzen,
Buchfinken, Goldamseln, Dompfaffen lasen ihnen die reifsten Früchte
aus, übernarbt von Schnabelhieben; das war ein Gelärm wie von
ferientollen Schulkindern, ein lustig lautes Plündern, kecke
Scharen flogen herzu und stahlen Kirschen zu ihren Füßen, während
sie rittlings auf Ästen schaukelnd ihr Frühstück einnahmen. Albine
kam es noch lustiger vor, auf der Wiese die kleinen grünen Frösche
zu fangen, die an den Binsenhalmen kauerten, mit dem sanften
Goldblick beschaulichen Getiers; indessen Sergius mittels eines
Strohhalms die Heimchen aus ihren Löchern trieb, die Grillen
kitzelte, um sie zum Zirpen zu bringen, blaue, rosa und gelbe
Insekten aufsammelte, um sie sich dann über die Ärmel laufen zu
lassen, wie wandernde Saphir-, Rubin- und Topasknöpfe. Weiter waren
die Wiesen belebt von der geheimnisvollen Regsamkeit der Gewässer,
dunkle Fischrücken flohen durch die Wellen, das Schlängeln der Aale
war an der leichten Unruhe im Gras wahrzunehmen, beim geringsten
Laut kreiste Laich wie rauchschwärzlicher Staub, unterm Gleiten der
Wasserfliegen runzelte sich silbern totes
Wasserrund, all dies stille Getriebe, das an Bachufern sie
fesselte, gab ihnen das Verlangen ein, sich ohne Schuh und Strümpfe
mitten in die Strömung zu stellen, um sich näher von der
unaufhörlichen Bewegung dieser zahllosen Lebewesen umgleiten zu
lassen. An manchen Tagen, den Tagen sanfter Ermattung, machten sie
sich auf, um unter Waldbäumen den Serenaden ihrer Musikanten zu
lauschen, kristallener Flöte der Nachtigallen, silbern zarter
Meisentuba, fernbegleitendem Kuckucksruf; sie bestaunten den
plötzlich aufrauschenden Flug der Fasanen, deren Schweife
Zweigdunkel sonnig durchscheitelte; lächelnd hielten sie an, ließen
in einiger Entfernung Rudel junger Rehe vorüberspielen, oder
ernsthafte zweigesellige Hirsche, die ihren Schritt verlangsamten,
um sie zu beäugen. Auch gab es Tage, wenn glühend der Himmel sich
wölbte, an

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