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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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Polizei, keine Bewegung!« Das Kreischen von Menschen wurde durch den ohrenbetäubenden Knall eines Schusses unterbrochen. Lähmendes Entsetzen machte sich in ihr breit. Sie konnte später nicht mehr sagen, wie lange sie völlig erstarrt in ihren Bewegungen verharrt hatte.
    Mit der Waffe im Anschlag betrat sie vorsichtig den Kundenraum, in dem absolute Stille herrschte. Alle Kunden lagen auf dem Boden. Keiner rührte sich. Sie sah ihren Kollegen auf dem Rücken liegen. Seine Augen waren halb geöffnet. Geduckt und immer noch bereit, sofort zu schießen, machte sie langsam eine 360-Grad-Drehung. Nichts, keine Bewegung. Fragend schaute sie die Schalterbeamten an. Sie waren wie erstarrt. Einer hob vorsichtig den Arm und deutete auf den Ausgang. Es dauerte Sekunden, bis es aus ihm herausplatzte: »Da ist er raus!«
    Die Polizeibeamtin hechtete zum Ausgang und riss die Tür auf. Der Vorplatz war leer. Der Verdächtige war wie vom Erdboden verschwunden. Sie rannte zurück hinter den Tresen, wo sie das Handfunkgerät zurückgelassen hatte.
    »Uran für Uran 2/53! Uran für Uran 2/53«, wiederholte sie hektisch.
    »Uran hört!«, quäkte es aus dem kleinen Lautsprecher des Funkgerätes.
    »Hier Uran 2/53. Wir hatten eine Konfrontation mit Schusswechsel. Verdächtiger konnte fliehen. Kollege ist schwer verletzt oder tot. Sofort Notarzt zur Postfiliale in der Schwetzinger Straße 71.«
    »Hier Uran! Notarzt kommt sofort. Ist die Fluchtrichtung des Täters bekannt?«
    »Hier Uran 2/53! Negativ!«
    »Hier Uran, kümmern Sie sich sofort um Kollegen und geben unverzüglich seine Verletzung durch. Danach Personenbeschreibung des Täters. Haben Sie verstanden?«
    »Habe klar.«
    Der kleine Einsatzstab unter Nawrods Führung hörte den Funkverkehr mit. Nawrod gab sofort Befehl, alle verfügbaren Einsatzkräfte in Richtung Südstadt zu beordern, um nach dem flüchtigen Täter zu fahnden. Die Funkleitzentrale der Polizeidirektion Heidelberg löste zusätzlich noch eine Ringalarmfahndung aus.
    Kurz danach kam die erlösende Nachricht, dass der verletzte Kollege das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Er war vom Täter trotz Dienstpistole im Anschlag mit einem Handkantenschlag gegen den Hals blitzschnell niedergestreckt worden und minutenlang bewusstlos gewesen. Im Fallen hatte sich ein Schuss aus seiner Dienstpistole gelöst.
    Obwohl die junge Polizeimeisterin eine genaue Personenbeschreibung abgeben konnte, war die fieberhafte Fahndung nach dem Täter vorerst erfolglos.
    Nawrod, Yalcin und die anderen eingesetzten Beamten waren frustriert. Sie waren so nah an der Lösung des Falles gewesen, aber der Unbekannte hatte sich ganz offensichtlich in Luft aufgelöst.
    Als sich ihre Aufregung etwas gelegt hatte und das eintreffende Notarztteam feststellte, dass bei ihrem Kollegen keine Lebensgefahr bestehe, meldete sich die Polizeimeisterin noch einmal über Funk: »Hier Uran 2/53, hören Sie mich?«
    »Uran hört!«
    »Hier liegt das Päckchen auf dem Boden, das der Täter bei sich hatte. Wie soll ich damit verfahren?«
    »Hier Uran! Die Spurensicherung ist schon unterwegs. Bis dahin achten Sie darauf, dass das Paket von niemandem berührt wird.«
    »Habe klar!«
    »Und bitten Sie alle Anwesenden zu warten, bis Kollegen eintreffen. Jeder Einzelne muss als Zeuge vernommen werden.«
    Zwei Stunden später zerplatzte alles wie eine Seifenblase. Sabine Bauer hatte das Päckchen mit auf die Dienststelle genommen und wie gewohnt vorsichtig geöffnet. Sie ahnte schon vorher, dass die Sendung nichts mit dem aktuellen Verstümmelungs-Fall zu tun hatte, da Adressat und Absender nicht mit den Namen auf den bisherigen Päckchen übereinstimmten. In einer Plastiktüte eingewickelt fand Bauer in dem kleinen Paket 500   Ecstasy-Tabletten, die für einen Dealer bestimmt waren. Sie rief Nawrod an und übergab anschließend Tabletten samt Paket dem Rauschgiftdezernat.
    Am zweiten Tag der Poststellenobservationen wurden insgesamt sieben Personen kontrolliert, die gelbe Päckchen in der fraglichen Größe aufgeben wollten. Die Betroffenen ließen die Kontrollen geduldig über sich ergehen. Menschliche Körperteile befanden sich jedoch in keinem der geöffneten Pakete.
    Das Observationsteam, das in der Postfiliale Kleingemünder Straße 35 im Stadtteil Ziegelhausen postiert war, hatte einen sehr ruhigen Tag. Hier erschien nicht eine einzige Person mit einem verdächtigen Päckchen. Die ältere Frau mit Hut und weißgrauen Haaren, die sich, vom Alter sichtbar

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