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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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ist?«
    »Nein, Sabine und Walter sind gerade dabei, es auf Spuren zu untersuchen.«
    »Sollen wir nicht rüber zu ihnen?« Yalcin hielt es kaum noch auf dem Stuhl.
    »Die beiden sagten, es würde zu lange dauern.« Nawrod legte den Notizzettel, den er in der Hand hatte, auf den Schreibtisch und wählte eine Nummer.
    »Hauptkommissar Nawrod von der Kripo Heidelberg«, meldete er sich. »Wir haben ein viertes Paket bekommen. Würden Sie bitte wieder so freundlich sein und mir sagen, welche Poststelle den Paketstempel mit der Nummer 439 verwendet?«
    Es dauerte einige Sekunden, in denen Nawrod mit den Fingern nervös auf die Schreibtischplatte trommelte. Dann begann er zu notieren.
    »Vielen Dank! Sie haben mir sehr geholfen.« Mit diesen Worten legte er auf, zog die Liste mit den überwachten Poststellen aus einer Schreibtischschublade und polterte gleich darauf los: »Verflixt noch mal! Wir hatten das Objekt Kleingemünder Straße 35 doch besetzt! Wie konnte das passieren? Der Täter hat dort gestern um 9   :   24   Uhr seelenruhig das Paket aufgegeben.«
    »Das gibt’s doch nicht!« Yalcin war fassungslos. »Da müssen die Kollegen aber ganz schön geschlafen haben.«
    Nawrod griff zum Telefon und wählte die Nummer der Bereitschaftspolizei. Kurze Zeit später hatte er einen der beiden jungen Beamten am anderen Ende, die die betreffende Poststelle observiert hatten.
    »Hier Kriminalhauptkommissar Nawrod«, begann er. »Ich hoffe, Sie wissen noch, wer ich bin, Sie Schlafmütze.«
    Sekundenlanges Schweigen. Dann: »Ähm … Sie sind … Sie waren der Einsatzleiter bei den Postobservationen, oder?«
    »Wenigstens funktioniert Ihr Gedächtnis noch einigermaßen.«
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »So, wie ich es sage, Herr Kollege. Während Sie und Ihr Partner geschlafen, Karten gespielt oder sonst was getan haben, hat der Täter in Ihrem Objekt seelenruhig das nächste Paket aufgegeben.«
    »Das ist … das ist unmöglich! Ausgeschlossen ist das. Wir haben den Schalter keinen Moment aus den Augen gelassen.«
    »Und wie erklären Sie sich dann, dass der Täter um 9   :   24   Uhr ein Paket abgeben konnte, das genauso aussah wie das, das ich Ihnen bei der Einweisung gezeigt hatte?«
    »Moment bitte.«
    Nawrod hörte ein Blättern. Er wollte schon lospoltern, als sich der Polizeischüler wieder meldete.
    »Vorsichtshalber haben wir uns von allen Paketaufgebern Notizen gemacht. Man weiß ja nie.«
    »Haben Sie die Güte, mir zu sagen, was Sie notiert haben?«
    »9   :   24   Uhr … 9   :   24   Uhr sagten Sie? Ja, da gab eine ältere Dame ein Paket ab. Die war bestimmt an die 80   Jahre alt. Und krank war sie auch, zumindest konnte sie sich nur mühsam fortbewegen. Sie schob so ein Ding vor sich her.«
    »Sie meinen einen Rollator?«
    »Nennt man das so?«
    »Und wieso haben Sie die Dame nicht kontrolliert?«
    »Ich bitte Sie. Die und eine Täterin? Unmöglich. Außerdem wäre sie bestimmt auf der Stelle in Ohnmacht gefallen, wenn wir sie kontrolliert hätten, so gebrechlich, wie sie war. Hinzu kam, dass das Paket um einiges größer war als das, das Sie uns zuvor gezeigt hatten.«
    Nawrod wäre vor Wut am liebsten an die Decke gesprungen, doch er beherrschte sich. Die Argumente, die der junge Kollege vorbrachte, leuchteten ihm ein. Er musste sich eingestehen, bei der Einsatzbesprechung die Kollegen explizit auf ein kleines, gelbes Postpaket eingeschworen zu haben. Natürlich hatte er sich über diesen Aspekt vorher Gedanken gemacht. In Abstimmung mit den Kollegen der Soko war er jedoch zu dem Schluss gekommen, dass man unmöglich alle Personen kontrollieren konnte, die ein x-beliebiges Paket aufgaben.
    Nawrod tröstete sich schließlich damit, dass der Polizeischüler die alte Frau noch sehr genau beschreiben konnte. Seine Beschreibung schloss er damit, ihm sei auch aufgefallen, dass die Dame eine große, leicht getönte Brille sowie dünne, schwarze Stoffhandschuhe getragen hatte, obwohl Letzteres bei alten Frauen ja nicht unüblich sei.
    Als das Telefon klingelte, setzte Nawrod gerade die Kaffeetasse an seinen Mund. Er hielt inne, sah auf dem Display, dass es Sabine Bauer war, und stellte die Tasse sofort ab.
    »Jürgen, es wird ernst«, begann Sabine Bauer, als sich Nawrod mit einem kurzen »Ja« gemeldet hatte. »Es ist ein Herz, und damit haben wir einen Mord. Du musst sofort Wegner und die Leitung der Kriminalpolizei verständigen!«
    »Bist du absolut sicher, dass es ein Herz ist? Ich meine, so

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