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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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gezeichnet, mühsam in leicht gebückter Haltung mit einem Rollator fortbewegte und ein großes gelbes Paket in ihrem Einkaufskorb transportierte, beachtete man nicht.
    12
    Einen Tag später traf dieses Paket bei der Polizeidirektion Heidelberg ein. Es war wiederum an Kriminalhauptkommissar Jürgen Nawrod adressiert. Absender war ein M. Meier, Goethestraße 141 in 69   120 Heidelberg.
    Die Sendung war dieses Mal schwerer als die anderen drei zuvor. Nawrod wurde von einer Angestellten der Postitur angerufen, als das Paket von einem Postboten angeliefert wurde. Zuvor hatte er darum gebeten, bei weiteren Sendungen sofort angerufen zu werden, weil er Frau Lelle schonen wollte. Die Überbringerin menschlicher Körperteile zu sein, hatte sie ziemlich mitgenommen. Als sie erfahren hatte, dass sich im dritten Päckchen ein Auge befunden hatte, war sie schneeweiß im Gesicht geworden, hatte auf der Stelle kehrtgemacht und wortlos Nawrods Büro verlassen.
    Nawrod brachte das Paket sofort zur Kriminaltechnik. Auf dem Weg dorthin kamen ihm alle möglichen Gedanken. Hatte Yalcin mit ihrer Prophezeiung recht? Befand sich in dem Paket vielleicht der Kopf eines Menschen? Was sonst könnte es noch sein? Für einen Finger war die Verpackung viel zu groß. Wie schwer ist ein Kopf? Nawrod lief es eiskalt den Rücken hinunter. Er blieb kurz stehen und wog das Paket mit beiden Händen. Vielleicht hatte der Absender einfach kein kleineres Paket mehr gehabt.
    »Nicht schon wieder«, brummte Walter Beck, als er Nawrod mit den Einmalhandschuhen und dem gelben Paket sah.
    »Oh, das ist aber um einiges größer als die anderen«, bemerkte Sabine Bauer. »Bin gespannt, mit was uns der Täter dieses Mal beglückt. Bitte stell es hier auf den Tisch, wir kümmern uns sofort darum.«
    »Kann ich so lange hier bleiben?«
    »Das macht keinen Sinn«, antwortete Beck. »Es dauert zu lange. Wir müssen zuerst auf der Außenseite nach DNA - und Fingerspuren schauen. Das ist eine ziemlich aufwendige Prozedur. Danach lösen wir mit einem speziellen Mittel vorsichtig die Klebestreifen. Wir haben schon mehr als einmal erlebt, dass Täter auf der Klebeseite Faser-, Haar- oder gar Fingerspuren hinterlassen haben. In diesem aktuellen Fall allerdings noch nicht.«
    »Ganz so düster sieht es nicht aus«, sagte Sabine. »Wir haben auf den anderen Päckchen ein paar überlagerte Fingerspurenfragmente gefunden. Sind nicht besonders gut. Aber sobald du uns einen Tatverdächtigen lieferst, können wir die mit seinen Prints vergleichen. Mit viel Glück könnten wir einen Treffer landen, mit dem das Schwein überführt werden kann.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, antwortete Nawrod und atmete tief durch. »Könnt ihr nicht einen Zahn zulegen? Ich meine … wenn da drinnen …« Er zeigte nervös auf das Paket.
    »Wir geben Gas, verlass dich darauf. Aber Walter hat recht, notiere dir die Daten des Poststempels und stelle schon mal fest, wo das Paket aufgegeben worden ist. Mehr kannst du momentan nicht tun. Ich rufe dich an, sobald wir so weit sind.« Sabine Bauer lächelte charmant.
    »Okay, werde mich verkrümeln, aber bitte sofort ans Rohr, wenn ihr das Ding geöffnet habt!«
    »Großes Indianerehrenwort.« Sabine sah Nawrod wieder in die Augen, wie nur eine Frau das kann, die weiß, was sie will.
    Der Südflur der Polizeidirektion war gut 50   Meter lang. Als Nawrod die Hälfte hinter sich hatte, sah er in einiger Entfernung Yalcin aus dem Büro des Polizeipräsidenten kommen. Er hielt sofort inne und drehte sich in die andere Richtung.
    »Dachte ich es mir doch«, sagte er leise.
    Yalcin ging offensichtlich zum Dezernat zurück. Sie hatte ihn nicht gesehen. Er folgte ihr. Als er das Büro betrat, hatte Yalcin schon hinter ihrem Schreibtisch Platz genommen.
    »Wo war der große Meister?«, fragte sie freundlich.
    »Das Gleiche könnte ich dich fragen.« Nawrod sah seine Kollegin vorwurfsvoll an.
    »Oh, seine Exzellenz sind verstimmt. Dann schlage ich vor, wir schweigen uns jetzt so lange ganz laut an, bis wir genug davon haben.« Yalcin lachte. Ihre blendend weißen Zähne kamen zum Vorschein.
    Während sich Nawrod an seinen Schreibtisch setzte, dachte er nach. Nur nichts anmerken lassen. Ich stelle dir eine Falle, du kleine Göre, dann weiß ich, auf welcher Seite du stehst.
    »Als du nicht da warst, ist wieder ein Paket gekommen. Dieses Mal ein größeres«, sagte Nawrod betont sachlich.
    Yalcin riss die Augen auf und sprang vom Stuhl. »Weiß man schon, was drin

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