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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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Hauk soll prüfen, ob die Indizien ausreichen, um ihn zu observieren und bei ihm eine TKÜ zu schalten.«
    »Von welchen Indizien sprechen Sie?«, fragte Wegner erstaunt.
    »Als Doktor Karmann noch an der Uni-Klinik Heidelberg als Herzchirurg arbeitete, war er der Einzige weit und breit, der bei einer Herztransplantation die Hohlvenen auf Gehrung schnitt. Er vertrat die Auffassung, dass dadurch die Nahtstellen der Venen nach dem Zusammennähen größere Belastungen aushalten können. An dem Herzen, das wir geschickt bekommen haben, waren die Hohlvenen ebenfalls auf Gehrung geschnitten.«
    »Ich glaube nicht, dass das reicht, um den Staatsanwalt zu überzeugen.«
    Nawrod ließ nicht locker. »Wir müssen es zumindest versuchen.«
    »Okay, ich werde Hauk damit beauftragen. Er soll Doktor Karmann unter die Lupe nehmen. Vielleicht ergeben sich weitere Indizien gegen ihn.«
    »Um Doktor Karmann möchte ich mich selbst kümmern«, erwiderte Nawrod. »Hauk soll nur prüfen, ob es zu den Gerichtsbeschlüssen reicht.«
    »Sind wir mit den aktuellen Vermisstenfällen auf dem Laufenden?«, schaltete sich Yalcin ein. »Ist auch wirklich sichergestellt, dass von allen Vermissten in Deutschland DNA -Material erhoben wird?«
    »Das ist nicht ganz unproblematisch«, erwiderte Wegner stirnrunzelnd. »Ich konnte zwar erreichen, dass über das Innenministerium an alle Polizeidienststellen eine entsprechende Weisung erging, aber im einen oder anderen Fall ist es nicht zu vermeiden, dass es zeitliche Verzögerungen gibt. Hinzu kommt, dass das serologische Institut des LKA Stuttgart mit DNA -Material von Vermissten nun zugeschüttet wird und damit völlig überlastet ist.«
    »Ist bekannt, wie viel Zeit das LKA benötigt, um die DNA eines Vermissten mit der DNA der eingesandten Körperteile zu vergleichen?«, fragte Nawrod. Er ahnte schon, dass es viel zu lange dauern würde.
    »Das ist der wunde Punkt«, entgegnete Wegner. »Man sagte mir, dass die Kapazität des Labors für solche Fälle viel zu klein sei. Vorausgesetzt, das Spurenaufkommen wird nicht zunehmen, hinken die Serologen etwa ein bis zwei Wochen hinterher.«
    »Das ist nicht akzeptabel«, raunzte Nawrod. »Wir müssen das unbedingt ändern. Es geht nicht an, dass unser Opfer vielleicht vorgestern als vermisst gemeldet wurde und wir dann erst in zehn Tagen erfahren, wem der Mittelfinger gehört. Da kann der Mann längst tot sein, und wir hätten ihn retten können, wenn wir früher gewusst hätten, wer er war. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass es zwischen Opfer und Täter eine Verbindung gibt. Wenn wir wissen, welche, könnten wir eventuell den Fall klären, bevor wir einen weiteren Toten haben.«
    »Sie haben vollkommen recht«, antwortete Wegner. »Doch mir sind die Hände gebunden. Ich habe alles versucht, um die Untersuchungen zu beschleunigen, aber es geht nun mal nicht schneller.«
    Nawrod senkte den Kopf und rieb sein Kinn. Das machte er oft, wenn er angestrengt überlegte. Nach einer Weile sah er auf. »Ich habe da so eine Idee«, sagte er und in seinem Gesicht spiegelte sich eine gewisse Erleichterung wider. »Wir schicken eine Rundmail an alle 16   Landeskriminalämter mit der Bitte, sie sollen innerhalb ihres Zuständigkeitsbereiches die DNA -Untersuchungen ihrer Vermissten selbst durchführen. Dazu müssen wir denen nur den DNA -Code des abgetrennten Mittelfingers liefern. Und den bekomme ich spätestens morgen früh von der Gerichtsmedizin.«
    »Gut«, antwortete Wegner etwas verlegen. Er ärgerte sich, weil er darauf nicht selbst gekommen war.
    »Die Idee ist nicht nur gut, sie ist super«, mischte sich Yalcin enthusiastisch ein. »In der E-Mail müssen wir explizit auf die Dringlichkeit und darauf hinweisen, dass jede einzelne Untersuchung den entscheidenden Treffer ergeben kann, mit dessen Hilfe wir das Leben unseres Opfers retten könnten. Es darf bei den Landeskriminalämtern nicht einen Serologen geben, der den Ernst der Lage nicht begreift.«
    Wegner sah Yalcin verwundert an. Die junge, kleine Frau strömte eine ungeheure Souveränität aus. »Es freut mich sehr, dass Sie sich so engagieren«, lobte er. Und zu Nawrod gewandt: »Veranlassen Sie alles Nötige. Wenn es Schwierigkeiten gibt, sagen Sie Bescheid.«
    Das Telefon klingelte. Wegner nahm ab. Nach wenigen Sekunden fragte er den Anrufer: »Sind Sie ganz sicher?« Danach nickte er und legte auf.
    »Das war Goll«, sagte er ernst. »Er hat den Schalterbeamten in Schwetzingen befragt. So wie es

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