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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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Dritte? Er war doch der Schlimmste. Warum sollten wir gerade ihn verschonen?«, fragte der Blonde vorwurfsvoll.
    Der Kahlköpfige hob resignierend die Hände. »An den kommen wir sowieso nicht ran. Der ist bewacht wie die Kronjuwelen der englischen Königin.«
    Der andere schüttelte den Kopf. »Wir haben einen Plan und waren uns einig, dass wir ihn verwirklichen können, wenn wir ihn konsequent verfolgen.«
    »Ich will das Geld, kapiert? Wenn wir Radecke erledigen, haben wir uns genug gerächt.«
    »Okay, lass uns erst mal was essen, dann reden wir weiter. Ich bin sicher, mir fällt etwas ein, wie wir am besten weitermachen.«
    Die beiden aßen schweigend. Jeder hing seinen Gedanken nach. Nach einiger Zeit legte der Blonde Messer und Gabel zur Seite. Er sah seinem Gegenüber mit stechendem Blick direkt in die Augen, als er zu sprechen begann: »Gott will, dass alle Frevler bestraft werden, auch der Dritte. Des Allmächtigen Wille geschehe auf Erden, nicht erst im Himmel.«
    Der andere stellte abrupt das Kauen ein. Genervt verdrehte er die Augen. »Hör mal, das Spiel mit Richter, Polizei und Angeklagter war ja ganz lustig.« Er tupfte sich mit der Serviette verärgert den Mund ab und fuhr danach fort: »Aber jetzt bist du wieder auf diesem Scheiß-Gottestrip! Ich sehe es dir genau an. Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich mit deinem Gefasel über Gott in Ruhe lassen sollst? Auch das Getue mit diesen lateinischen Sprüchen geht mir auf die Nerven. Was soll das überhaupt?«
    »Latein ist die Sprache Gottes auf Erden«, entgegnete der andere immer noch mit einem Ausdruck im Gesicht, für den sein Gegenüber nur pure Verachtung empfand.
    »Du hast leider nichts begriffen. Gott hat uns nach über zwanzig Jahren wieder zusammengeführt. Er hat uns als seine Werkzeuge auserwählt. Wir sind dazu berufen, in seinem Namen die Sünder mit dem Schwert der Apokalypse ihrer irdischen Strafe zuzuführen.«
    »So ein Schwachsinn!«, rief der Kahlköpfige laut. »Wir haben uns zufällig in dieser blöden Kneipe getroffen. Das ist alles!«
    »Es gibt keine Zufälle«, antwortete der andere betont ruhig. »Gott allein bestimmt das Schicksal der Menschen. Aber lass uns weiteressen. Wir reden nachher noch einmal über alles. Ich habe uns übrigens ein schönes Dessert zubereitet. Erdbeeren in Champagnersahne.«
    Der Kahlköpfige leckte mit der Zunge über seine Lippen. »Hm, lecker, dafür sterbe ich!«
    Für einen Moment huschte ein kaum wahrnehmbares Lächeln über das Gesicht des anderen. Sie aßen schweigend weiter. Nach dem Hauptgericht ging der Blonde in die Küche. Kurze Zeit später kam er mit zwei Dessertschalen wieder zurück.
    »Hast du eigentlich schon die Pressemeldung abgesetzt?«, fragte der Kahlköpfige.
    »Ja, wieso fragst du?«
    »Ich denke, wir hätten uns den ganzen Mist sparen können. Das mit der Presse ist zwar affengeil, wirbelt aber jetzt zu viel Staub auf. Wir brauchen bestimmt ein paar Tage, in denen wir uns in aller Ruhe um Radeckes Geld kümmern können.«
    »Die Bullen sind nicht blöd. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie herausfinden, dass es Radeckes Finger ist.«
    »Die Zeit müssen wir nutzen. Lass uns überlegen, wie wir die Kohle am schnellsten abräumen können. Ich schlage vor, wir beginnen damit, dass wir Radecke die nötigen Vollmachten unterschreiben lassen. Als Erstes krallen wir uns das Gold, das sich im Schließfach seiner Bank befindet.«
    Der andere nickte. »Lass uns zu Ende essen, dann reden wir weiter.«
    Der Nachtisch sah himmlisch aus. Nach dem vierten oder fünften Löffel sagte der Blonde: »Es müsste eigentlich schon langsam wirken.«
    »Wovon sprichst du?«, entgegnete der andere etwas verwundert.
    »Das Etorphin, mein Lieber. Ich habe dir eine Überdosis des Etorphins, das du großzügigerweise zu Radeckes Narkotisierung besorgt hast, ins Dessert gemischt. Es würde jedem ausgewachsenen Elefantenbullen das Licht ausblasen. Den Willen des Allmächtigen werde ich wohl ohne dich vollenden müssen, denn ich bin mir ganz sicher, dass du, gottlos wie du bist, sehr bald vor den Pforten der Hölle stehen wirst.«
    Der Kahlköpfige erhob sich halb und griff sich an den Hals. Er röchelte. »Du bist …« Weiter kam er nicht. Beide Hände in die Tischdecke gekrallt, sank er zuerst auf den Stuhl zurück und dann zu Boden. Das Geschirr hinterließ beim Zerbrechen einen hässlichen Klang, der zum Tod von Markus Schaller nicht besser hätte passen können.
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    Der

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