Die Sünde
müssen. Aber nach der Besprechung rief uns Wegner zu sich, und danach mussten wir gleich in Haiders Umfeld ermitteln.«
Nawrod schaute Sabine Bauer schuldbewusst an. »Wir versprechen dir, dich nächstes Mal …«
»Ist schon gut, Jürgen. Schwamm drüber.« Bauer lächelte gequält. »Sind die beiden polizeibekannt? Liegen sie in der AFIS und DAD ein?«
»Ich habe das überprüft«, antwortete Yalcin. »Haider ist mehrfach vorbestraft. Unter anderem auch wegen versuchten Mordes. Er wurde vor etwa fünf Jahren erkennungsdienstlich behandelt. Eine Speichelprobe gibt es nicht. Weiß der Teufel, warum. Da wurde mal wieder geschlampt.«
»Die brauchen wir momentan noch nicht, da es keine fremde DNA -Spuren in den Päckchen gab. Wir haben auf einem der Pakete einige Fingerabdrücke gefunden, die sich allerdings überlagern und sich deshalb nur ganz bedingt eignen, einen Tatverdächtigen auszuschließen. Sie reichen keineswegs aus, einen Täter beweiskräftig zu überführen.«
»Was heißt das im Klartext?«, fragte Yalcin, für die die Sprache der Kriminaltechnikerin noch nicht so geläufig war.
»Wir können zumindest feststellen, ob Haider als Spurenverursacher infrage kommt oder ob er ganz ausscheidet.«
Yalcin nickte. »Kapiert«, sagte sie trocken.
»Was ist mit dem anderen?«
»Robert Pfaff ist ein unbeschriebenes Blatt. Von ihm gibt es in unseren Dateien keinerlei Einträge.«
»Okay, ich werde Walter bitten, sofort einen Spurenabgleich durchzuführen. Wäre schön, wenn er positiv ausfällt. Was liegt sonst noch an?« Bauer runzelte die Stirn. Ein Schuss Ironie war nicht zu überhören, als sie nachlegte: »Oder ist das wieder ein Geheimnis, das man Kriminaltechnikern nicht anvertrauen darf?«
Nawrod lächelte. »Wir haben uns doch schon entschuldigt, oder?«
»Sorry, Jürgen, das musste noch mal raus.« Sabine Bauer lächelte zurück.
»Wir müssen sofort herausfinden, von wo das Paket weggeschickt wurde«, stieß Nawrod entschlossen hervor.
»Faber und Goll kümmern sich schon darum«, antwortete Bauer. »Wegner hat das arrangiert. Sie sind unterwegs nach Schwetzingen. Dort wurde das Päckchen aufgegeben.«
Nawrod nickte. »Sie weichen also auf die umliegenden Städte aus. Vermutlich haben sie mitbekommen, dass in allen Heidelberger Poststellen die Phantombilder der beiden Frauen hängen. Ich bin gespannt, wen sie dieses Mal vor ihren schmutzigen Karren gespannt haben.«
»Vielleicht haben wir Glück und Haider hat das Paket selbst zur Post gebracht«, warf Yalcin ein. »Wenn er unser Mann ist, wird das den Observationskräften nicht entgangen sein. Dann schnappt die Falle zu.«
»Schön wär’s ja. Aber so dumm wird Haider nicht sein«, entgegnete Nawrod verbissen. »Außerdem steht die Observation erst seit gestern. Das Paket wurde sicher schon vorgestern aufgegeben.«
»Da könntest du recht haben«, sagte Yalcin. Die Enttäuschung war ihr ins Gesicht geschrieben.
»Wir müssen ihm Druck machen«, raunzte Nawrod. »Das Schwein darf keine Ruhe mehr finden. Wenn er die beiden Frauen, die die Pakete aufgegeben haben, nicht eingeweiht hat, werden sie uns zu ihm führen. Wir werden ihre Bilder in allen Zeitungen und im Fernsehen veröffentlichen. Ihre Fahndungsplakate müssen an jeder Ecke hängen, und zwar bundesweit.«
»Gute Idee.« Sabine Bauer lächelte Nawrod anerkennend zu. »Ich werde den Finger sofort zu Barbara bringen und ihr so lange auf den Füßen herumstehen, bis sie mir ein Ergebnis liefert. Du hörst noch heute von mir.«
»Sehr gut. Ich verlasse mich auf dich. Ruf mich an, egal zu welcher Zeit.«
Zwei Minuten später saßen Nawrod und Yalcin in Wegners Büro. Der Soko-Leiter sah sichtlich mitgenommen aus. Er konnte nicht verbergen, dass ihm die ungeheure Last, die auf seinen Schultern ruhte, schwer zu schaffen machte. Es war klar, dass im Abstand von vier Tagen das nächste Paket kommen und die weitere Verstümmelung des Opfers mit dessen Tod enden würde. Nach dem Telefonat mit den Kriminaltechnikern bestand für ihn kein Zweifel, dass der Täter ein neues Opfer gefangen hielt, um es letztlich zu töten, und dass er kaum eine Chance hatte, dies zu verhindern, selbst wenn die Soko noch einmal um zwanzig Beamte aufgestockt werden würde. Haider, Pfaff oder wer auch immer den Mord begangen hatte, war zu raffiniert, zu intelligent, um brauchbare Spuren zu hinterlassen. Fünf Minuten zuvor hatte ihn der Leiter des Mobilen Einsatzkommandos darüber in Kenntnis gesetzt, dass
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