Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
der Fife Constabulary zusammen mit dem schriftlichen Bericht des Chief Constable ausgehändigt bekommen, in dem dieser begründete, weshalb die drei fraglichen Beamten noch im Dienst waren, dies sei » im besten Interesse der Polizei « .
Fox nahm einen Schluck Tee und blätterte eine weitere Seite auf. Fast jeder Satz war unterstrichen oder farbig hervorgehoben. Die Ränder hatte er mit Fragen, Anmerkungen und Ausrufezeichen versehen. Das meiste wusste er auswendig, er hätte aufstehen und es den Cafébesuchern vortragen können. Vielleicht tratschten sie sowieso schon darüber. In einer Stadt von dieser Größe hatten sich bestimmt schon alle für eine Seite entschieden und eine unumstößliche Meinung gebildet. Carter war ein Schleimbeutel, ein Widerling und ein Verbrecher. Oder aber er war von einem miesen kleinen Junkie-Mädchen reingelegt worden, vielleicht auch von einer der billigen Schlampen, mit denen er sich abgab. Was hatte er schon Schlimmes verbrochen? Was hatte er überhaupt getan?
Nicht viel, außer die Polizei in Verruf zu bringen.
» Erinnert mich ein bisschen an Colin Balfour « , sagte Tony Kaye. » Weißt du noch? «
Fox nickte. Ein Cop aus Edinburgh, der gerne mal in den Zellen vorbeischaute, wenn Frauen dort über Nacht festgehalten wurden. Die Strafverfolgung gegen ihn war ins Stocken geraten, aber aufgrund interner Ermittlungen wurde er schließlich doch noch aus dem Polizeidienst entlassen.
» Interessant, dass ausgerechnet der Onkel als Erster den Mund aufgemacht hat « , meinte Naysmith und lenkte das Gespräch damit wieder auf den vorliegenden Fall.
» Aber erst als er pensioniert war « , ergänzte Fox.
» Trotzdem. Muss ganz schön Unruhe in die Familie gebracht haben. «
» Möglicherweise gibt’s da eine Vorgeschichte « , vermutete Kaye. » Böses Blut. «
» Möglich « , stimmte Naysmith zu.
Kaye schlug mit der Hand auf den Blätterstapel vor sich. » Also, was bringt uns das? Wie viele Tage müssen wir hin- und herpendeln? «
» So lange wie’s dauert. Vielleicht ein oder zwei Wochen. «
Kaye verdrehte die Augen. » Damit die in Fife sagen können, bei ihnen sei nur ein Apfel faul und nicht gleich die ganze Cider-Fabrik? «
» Wird Cider in Fabriken hergestellt? « , fragte Naysmith.
» Wo denn sonst? «
Fox machte sich nicht die Mühe, darauf einzugehen. Er dachte über den Hauptakteur nach, Paul Carter. Es war sinnlos, den Mann selbst zu befragen, auch wenn er damit einverstanden gewesen wäre. Man hatte ihn schuldig gesprochen, er befand sich in Haft, nur sein Strafmaß hatte er noch nicht erhalten. Das Zivilgericht » beriet « noch. Fox nahm an, dass Carter ins Gefängnis wandern würde. Ein paar Jahre und vielleicht ein Eintrag in die Liste der Sexualstraftäter. Mit fast hundertprozentiger Sicherheit würde er mit seinen Anwälten ein Berufungsverfahren in Erwägung ziehen.
Ja, er würde mit seinem Rechtsbeistand sprechen, aber nicht mit den Beamten von der Inneren. Der Mann hatte nichts zu gewinnen, indem er seine Freunde aus der Station verpfiff, diejenigen, die zu ihm gehalten hatten. Und Fox konnte ihm auch keinen Deal anbieten. Sie konnten einzig darauf hoffen, dass ihm aus Versehen etwas rausrutschte. Wenn er den Mund überhaupt aufmachte.
Was sehr unwahrscheinlich war.
Fox glaubte nicht, dass er reden würde. Oder besser gesagt, er würde reden, aber nichts sagen, das es wert wäre, gehört zu werden. Die Kollegen waren früh genug gewarnt gewesen, dass dieser Termin bevorstand. Scholes. Haldane. Michaelson. Diese drei hatte der Richter wegen ihrer widersprüchlichen Aussagen und Erinnerungslücken gerügt und weil sie versucht hatten, Tatbestände zu
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