Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
aus? «
Scholes gelang ein schiefes Lächeln, als er der Aufforderung folgte und sich Fox mit einem Nicken dafür bedankte.
» War DC Carter Ihrer Meinung nach ein guter Polizist? « , fragte Fox anschließend.
» Das ist er immer noch. «
» Wir wissen beide, dass er weg ist vom Fenster. «
» Wie kommt es, dass Sie einen solchen Hass auf Polizisten haben? «
Fox starrte den Mann über den Tisch hinweg an. Scholes war Mitte dreißig, sah aber jünger aus. Er hatte Sommersprossen und glasige blaue Augen. Ein seltsames Bild blitzte in Fox’ Erinnerung auf: ein großer Beutel mit Murmeln, die ihm als Kind gehört hatten. Seine liebste war eine blassblaue gewesen, ihre Kratzer sah man nur, wenn man sie ganz genau betrachtete, sie langsam zwischen den Fingern hin und her rollte …
» Originelle Frage « , bemerkte Tony Kaye statt einer Antwort. » Die kriegen wir wohl nicht öfter als ein paar Dutzend Mal pro Monat zu hören. «
» Ich weiß einfach nicht, weshalb Sie es auf alle abgesehen haben, die jemals mit Paul zusammengearbeitet haben. «
» Nicht alle « , korrigierte ihn Fox. » Nur auf diejenigen, die der Richter erwähnt hat. «
Scholes schnaubte abfällig. » Den nennen Sie einen Richter? Da können Sie jeden im Polizeidienst fragen – ausgerechnet Colin Cardonald muss das Maul aufreißen und nachtreten. Ich kenne unzählige Fälle, wo er versucht hat, das Ruder zugunsten des Angeklagten rumzureißen … «
» Ausnahmen bestätigen die Regel « , räumte Kaye ein.
» Gibt’s eine Vorgeschichte zwischen Richter Cardonald und DC Carter? « , fragte Fox.
» So was Ähnliches. «
» Und zwischen dem Richter und Ihnen selbst? « Fox wartete, aber die Antwort blieb aus.
» Wollen Sie behaupten, Richter Cardonald hege einen persönlichen Groll gegen Sie und Ihre Kollegen? «
» Kein Kommentar. «
» Es ist fast ein ganzes Jahr her, dass Paul Carter angezeigt wurde. Sein eigener Onkel hat ausgesagt, Carter habe gestanden, eine Frau belästigt zu haben. Es gab Ermittlungen … « Fox suchte demonstrativ nach der entsprechenden Seite in seinen Unterlagen.
» Dabei ist nie was rausgekommen « , behauptete Scholes.
» Zunächst nicht, erst als Teresa Collins endgültig genug hatte. « Fox hielt inne. » Kennen Sie Carters Onkel? «
» Er war Polizist. «
» Das heißt also, ja. Warum, glauben Sie, hat er diese Aussage gemacht? «
Scholes zuckte mit den Schultern.
» Noch jemand, der einen Groll hegt? Und die drei Frauen – die, die ihn ursprünglich angezeigt hat, und die beiden anderen, die sich später gemeldet haben –, alles nur Missgunst? Das ist eine ganze Menge böser Wille, der sich da gegen Ihren Freund richtet, den ›guten Cop‹ Paul Carter. « Fox lehnte sich zurück und tat so, als würden ihn bestimmte Textstellen ganz besonders interessieren. Die Zeitungsausschnitte lagen gut sichtbar auf dem Tisch. Kaye und Naysmith wussten, dass Stille manchmal nützlich sein konnte und sich Fox keineswegs zurücklehnte, weil ihm die Fragen ausgegangen waren. Naysmith prüfte die Geräte; Kaye betrachtete seine Armbanduhr.
» War’s das mit der Vorspeise? « , fragte Scholes schließlich. » Kommen wir jetzt endlich zum Fleisch und den Beilagen? «
» Fleisch und Beilagen? «
» Der Teil, in dem Sie mich mit Paul gleichsetzen, indem Sie behaupten, ich hätte vor Gericht gelogen und versucht, Zeuginnen einzuschüchtern … «
» Teresa Collins hat ausgesagt, dass Sie mit Carter im Wagen saßen, als er neben ihr hielt und kundtat, dass er später noch auf eine schnelle Nummer bei ihr vorbeikommen würde. «
» Ich war aber nicht dabei. «
» Nachdem Collins Anzeige erstattet hatte, haben Sie sie angerufen und zu überreden versucht, diese
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