Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
jeder olle Imbiss recht. «
Kaye war an einer Tür stehen geblieben und reingegangen, nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie ihn gesehen hatten. Das Pfannkuchen-Café war hell und geräumig und nicht zu voll. Sie setzten sich an einen Ecktisch und versuchten wie Stammgäste auszusehen. Fox fragte sich oft, ob Polizisten weltweit die gleichen Verhaltensauffälligkeiten zeigten. Er mochte Ecktische, von denen aus er genau überblicken konnte, was passierte oder demnächst passieren würde. Naysmith hatte diese Lektion noch nicht gelernt und nichts dagegen, mit dem Rücken zur Tür zu sitzen. Fox hatte sich neben Kay gezwängt, den Raum mit Blicken abgesucht und nur einige in ihre Unterhaltungen vertiefte Frauen entdeckt, die sich für die drei Neuankömmlinge nicht interessierten.
Schweigend studierten sie die Speisekarte, bestellten und warteten einige Minuten, bis die Kellnerin mit einem Tablett zurückkehrte.
» Die Scones sehen aber gut aus « , meinte Naysmith und machte sich mit seinem Messer an der Portion Diät-Margarine zu schaffen.
Fox hatte die Mappe dabei. » Macht es euch bloß nicht zu gemütlich « , sagte er und verteilte deren Inhalt auf dem Tisch. » So lange der Tee abkühlt, könnt ihr euer Gedächtnis auffrischen. «
» Lohnt sich das Risiko? « , fragte Tony Kaye.
» Welches Risiko? «
» Ein Fettfleck auf dem Deckblatt. Würde bei der Vernehmung nicht unbedingt professionell wirken. «
» Heute bin ich leichtsinnig « , entgegnete Fox. » Ich lass es draufankommen … «
Kaye seufzte, und die drei Männer fingen an zu lesen.
Paul Carter war der Grund, weshalb sie nach Fife gefahren waren. Er war Detective Constable, achtunddreißig, seit fünfzehn Jahren bei der Polizei. Er stammte aus einer Polizistenfamilie – sowohl sein Vater als auch sein Onkel waren ebenfalls bei der Fife Constabulary gewesen. Der Onkel, Alan Carter, hatte die Dienstaufsicht eingeschaltet. Paul Carter wurde vorgeworfen, er habe sexuelle Gefälligkeiten verlangt und der drogenabhängigen Frau im Gegenzug eine mildere Behandlung versprochen. Dann hatten sich zwei weitere Frauen gemeldet, die aussagten, Paul Carter habe sie wegen Trunkenheit festgenommen, aber angeboten, auf eine Anzeige zu verzichten, sofern sie sich » gefällig « zeigen würden.
» Gibt es überhaupt noch Leute, die von ›Gefälligkeiten‹ sprechen? « , nuschelte Kaye, nachdem er die Seite zur Hälfte gelesen hatte.
» Vor Gericht und in Zeitungsartikeln « , erwiderte Naysmith und wischte Krümel von seiner Kopie der Fallakte.
Malcolm Fox hatte einige dieser Artikel vor sich. Sie zeigten auch Fotos von Paul Carter beim Verlassen des Gerichts. Topfschnitt; das Gesicht von Aknenarben zerfurcht. Er glotzte den Fotografen böse an.
Vor vier Tagen war er schuldig gesprochen worden. Der zuständige Richter hatte gemutmaßt, Detective Constable Carters Kollegen hätten sich » entweder absichtlich dumm gestellt oder mit ihm unter einer Decke gesteckt « . Was heißen sollte: Sie mussten seit Jahren gewusst haben, dass Carter ein böser Bulle war, hatten ihn aber trotzdem geschützt, für ihn gelogen, vielleicht sogar Zeugenaussagen gefälscht oder Zeugen eingeschüchtert, damit diese sich erst gar nicht meldeten.
All das hatte die Beamten von der Inneren auf den Plan gerufen. Die Fife Constabulary sah sich gezwungen, die Sache aufzuklären; und um die Öffentlichkeit (und was noch wichtiger war, die Medien) davon zu überzeugen, dass die Ermittlungen rückhaltlos geführt wurden, hatte man sich an die benachbarten Behörden gewandt. Fox hatte eine Kopie der Suspendierungsvorschriften und -regelungen
Weitere Kostenlose Bücher