Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
und ich möchte stark bezweifeln, dass sich das mit dem Amt des Chief Constable gut verträgt. Ich kann mir sogar vorstellen, dass der Fall bei der Inneren landet … « Das Aufnahmegerät befand sich jetzt wieder in seiner Tasche. Mit seiner gesunden Hand öffnete er die Tür. Der diensthabende Beamte gab sich alle Mühe, nicht zu neugierig zu wirken. Als Fox in den Gang trat, drehte er sich ein letztes Mal zu Stephen Pears um. Doch Pears hatte die Augen immer noch geschlossen. Fox ließ die Tür zufallen und überließ ihn seinem Schicksal.
Vierzehn
44
Es gab kein großes Willkommen, als er nach Hause zurückkehrte.
Sein Vater schlief im Wohnzimmer. Jude war noch nicht dazugekommen aufzuräumen. Teller und Becher mussten in die Küche gebracht, Zeitschriften in den Korb fürs Altpapier gelegt werden. Sie drückte ihm ein Küsschen auf die Wange und meinte, sie freue sich, ihn zu sehen.
» Wie lange bekommst du denn frei? « , fragte sie.
» Ich kümmere mich schon um Dad, falls du das wissen willst. «
» Wollte ich nicht « , sagte sie und blickte ihm nicht in die Augen. Seine Beine waren steif von der ganzen Rennerei, und seine Lunge brannte immer noch ein bisschen. Alle paar Minuten schien er einen Teil der Verfolgungsjagd noch einmal zu durchleben, aber wenn er gefragt wurde, wie es ihm ginge, sagte er, es gehe ihm gut.
Bislang hatte er vermieden, die Fernsehberichterstattung zu verfolgen. Er hatte Nachrichten von Evelyn Mills, Fiona McFadzean und Charles Mangold bekommen. Er hatte sie angehört, aber nicht darauf reagiert. Auch nicht auf SMS – Was sollte er sagen? Er hatte ein ganz besonders schlechtes Gewissen, Evelyn Mills zu ignorieren, wusste aber nicht, was er sonst tun sollte. Um ihn herum waren zu viele Beziehungen in die Brüche gegangen; er wollte nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen.
Jude kochte ihm Tee, während er sich aufs Sofa setzte und seinen Vater ansah. Sein Brustkorb hob und senkte sich. Der Mund war leicht geöffnet. Mitchs Haare mussten gewaschen werden, und im Zimmer roch es leicht nach Talkumpuder.
» Irgendwas los gewesen? « , fragte er Jude, als sie ihm seinen Becher reichte.
» Jede Menge Anrufe, aber das war’s auch schon. Und einer von den Nachbarn ist an die Tür gekommen und hat nach dir gefragt. Der alte Herr von gegenüber. «
» Mr Anderson? « , erkundigte sich Fox.
Sie nickte, ohne die Information wirklich zur Kenntnis zu nehmen. » Egal « , sagte sie, » ich freu mich jedenfalls, dass du da bist, weil ich mal kurz Kippen holen muss. «
» Immer noch zehn am Tag? «
» Hältst du mir jetzt eine Standpauke? «
Fox schüttelte den Kopf. » Geh nur « , sagte er.
Sie verschwendete keine Zeit, holte ihren Mantel, dann fragte sie ihn, ob er etwas wolle. Er schüttelte wieder den Kopf. Als sie zögerte, wusste er, dass sie Geld brauchte, also zog er zwanzig Pfund aus der Tasche.
» Danke « , sagte sie. » Sicher, dass du keinen Tomatensaft oder so was willst? «
» Ja. «
Die Tür schloss sich hinter ihr, und Fox blieb mit seinem Vater alleine. Er räumte ein paar Sachen vom Stuhl neben dem Bett und setzte sich, dann nahm er Mitchs Hand in seine. Mitchs Lider flatterten, und seine Atmung veränderte sich, aber er wachte nicht auf. Fox nahm das Foto aus der Tasche, auf dem Chris Francis Vernal zujubelte. Er schrieb beide Namen auf die Rückseite und steckte es in den Schuhkarton. Er entdeckte eine Halbliterflasche Whisky auf dem Kaminsims und eine weitere Halbliterflasche Wodka daneben. Der Wodka – Judes Lieblingsgetränk – war beinahe alle, der Whisky noch fast voll. Fox starrte beide Flaschen an, stand auf und ging drauf zu. Er schraubte den Verschluss vom Whisky, hielt die Nase an den Flaschenhals, atmete tief ein und aus. Er wusste, es wäre so einfach, einen klitzekleinen Schluck in den Mund zu nehmen, ihn vor
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