Die Suenden der Vergangenheit
Sinne schwanden immer mehr. Als Godh sie als Letzter einnahm, hielten ihre Knie sie nicht länger. Der einst so mächtige Krieger fing ihren Sturz ab und tat dann, wozu er auf diese Mission geschickt worden war. Ein letzter leiser Segensspruch, dann waren die Geister endgültig verschwunden.
Nico lag in ein zerwühltes Laken gewickelt auf dem weichen Teppich und spürte nun nichts mehr.
Damon schlief gut. Tief und fest. Den Schlaf des Gerechten sozusagen. Es gab keine Alpträume oder Heimsuchungen aus der Vergangenheit mehr, die ihn quälen könnten. Mit seiner Wiedergutmachung gegenüber Nico hatte er sich doch für ein paar Stunden das Recht auf Erholung verdient. Dass sie sich aus seinen Armen löste, spürte er kaum. Kein Grund, aufzuwachen oder erneut Besorgnis zu empfinden. Hätte sie Schmerzen oder dergleichen, dann würde er es durch ihre jetzt bestehende Verbindung gespürt haben. Ein Soulmate wusste immer, was in seinem Partner vorging. Zumindest diejenigen, die eine Spur Einfühlungsvermögen wie Nathan besaßen.
Es war alles in Ordnung. Er konnte weiterschlafen. Damon murmelte leise unverständliche Worte im Schlaf, drehte sich mit Schwung auf die andere Seite zur Wand hin herum und schlief mit beiden Händen unter den dicken Kissen nach einem kurzen gemütlichen Schmatzen weiter.
Nicos Weinen bekam er demnach nicht mit. Genauso wenig wie den Besuch der Geister, von denen einer seine Nacktheit mit einer guten Prise Humor begutachtete und dafür von der Sophora gerügt wurde.
Erst als Nicos leise Stimme durch seine Traumwelt an seine Ohren drang, konnte sich Damon der Tatsache, dass sich seine Soulmate bereits anderen Dingen als ihrer gemeinsamen Nacht widmete, nicht länger erwehren. Er versuchte zwar, das Gemurmel und dann den schärfer werdenden Ton, der nicht ihm sondern den für ihn unsichtbaren Geistern galt, zu ignorieren, doch wach war irgendwann trotz aller Gemütlichkeit wach. Damon grub sein Gesicht ins Kissen und stöhnte leise. Nein, er würde nicht mit ihr schimpfen. Ja, er hatte versprochen, brav zu sein. Just in dem Moment, als er seinen Kopf anhob, sah er, wie Nicos Knie vor dem Bett nachgaben und sie langsam wie unter Hypnose in ein zerwühltes Laken gekleidet zu Boden glitt.
„NICO!“
So schnell er konnte, rappelte er sich auf und krabbelte über das große Bett auf ihre Seite. Dabei verfluchte er die weichen Decken und Kissen, die ihm den Weg versperrten, nachdem sie es sich darin so bequem gemacht hatten.
„NICO!“, rief er noch einmal und sprang behände über sie hinweg, kniete sich an ihre Seite und tätschelte ihre blasse Wange.
Hatte sie sein Blut doch nicht vertragen? War sie deshalb ohnmächtig geworden? Gab es nach der Umwandlung doch noch andere Dinge, die sie hätten beachten müssen? Nebenwirkungen? Vielleicht hätte er sie unmittelbar danach in Ruhe lassen sollen. Er hatte es schon wieder kaputt gemacht. Ihr ging es schlecht und das war seine Schuld.
„Nico, wach auf. Bitte!“, redete er auf sie ein und das Tätscheln seiner Wange bekam etwas mehr Nachdruck. Ihre Lider flatterten endlich, nach einer halben Ewigkeit wie ihm schien, und Damon gestattete sich zum wiederholten Mal in dieser Nacht ein erleichtertes Aufatmen, während er sie an sich zog und einen Kuss auf ihren Scheitel hauchte.
„Oh Gott sei Dank, es geht dir gut!“
„Ja… Godh …“, murmelte Nico wie in Trance und versuchte, sich auf die Stimme zu konzentrieren. Jemand tätschelte ihre Wange und sie schlug ihre Lider schließlich auf, die gleich wieder zufielen und dann hob sie sie endlich so langsam an, als würden sie Gewichte davon abhalten.
Ihr Kopf fiel schwer gegen seine Brust und sie brauchte ein paar Minuten, bis sie wieder klar bei Bewusstsein war. Ihre rechte Hand glitt prüfend über ihren Bauch und ihren Oberkörper, auf dem sie nur den seidigen Stoff des Lakens spürte. Es schien alles normal zu sein, aber in ihr Inneres konnte sie nicht schauen. Sie fühlte nichts. Jedenfalls nichts Auffälliges. Nur ein bisschen ermattet und ein Gefühl wie Watte im Kopf, das langsam aber sicher wich, als hätte sie Tranquilizer genommen, deren Wirkung gerade nachließen.
Nico seufzte zufrieden auf, als Damon sie vom Boden aufhob und sie zurück zum Bett trug, wo er sie in seine Arme zog. Sie sah mit großen Augen zu ihm auf, die immer noch voller Unglauben und Fassungslosigkeit waren.
„Ich hatte Besuch… Hohen Besuch! Zuerst erschien mir Malakai Harpia… Er teilte mir mit, dass ich
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