Die Suenden der Vergangenheit
wurden. Ihrer beider Atem ging rasselnd und ihre Leiber waren von einer Schicht blutigen Schweißes überzogen, deren Duft in die Reihen der Zuschauer waberte.
„Ziehst du deine Forderung zurück, Sterling, und nimmst das Urteil des Rates an?“, fragte Nico mit keuchender Stimme.
„Wenn nicht, dann stirbst du durch meine Hand!“, setzte sie hinzu, ohne es allzu drohend klingen zu lassen, als wäre es eine feststehende Tatsache.
Sterling warf den Kopf in einem irren Lachen in den Nacken und spuckte erneut auf den Boden, so dass er beinahe Nicos zierlichen Fuß getroffen hätte. Sie zuckte mit keiner Wimper und verharrte mit dem Speer in der Hand, den sie auf dem Boden abgestützt hielt.
„Stirb, du Schlampe!“, kreischte er außer sich, dass der Kampf nicht schon längst vorüber war. Nun war es endgültig genug.
Als hätte sie seinen nächsten Zug vorausgeahnt, warf sich Nico in die Brücke, um dann schwer auf den Rücken zu fallen, wobei volle Absicht dahinter lag. Sterling beugte seinen Oberkörper nach vorne, um seinem Hieb noch mehr Macht zu geben, da zog Nico ihre Waffe nach oben und durchbohrte Sterling genau unterhalb seines Brustbeins, so dass sie sein Herz regelrecht aufspießte. Seine Waffe glitt ihm aus den Händen und rollte polternd über den steinernen Boden, während sein Körper mitten in der Bewegung eingefroren war, weil das Speerende von Nico gehalten wurde und sie ihn durch die Stützte des Bodens auffing. Seine Hände fuhren mit einem Röcheln nach oben, wo er das Holz der Waffe umfasste.
Nico stemmte sich nach oben und der Speer glitt weiter in ihn hinein, bis sie Sterling auf den Rücken warf, wo ihre Waffe schief aus seiner Brust ragte und ein bizarres Bild bot. Sterling zuckte, rollte mir den Augen und spuckte Blut. Er starb nicht, er durchlitt aber Todesqualen. Immer wieder.
Das Orakel hatte sich inzwischen unauffällig von ihrem Platz erhoben, da die Krieger nun nicht mehr zurückgehalten werden mussten, nachdem der Kampf nun zu den Gunsten der Sophora gekippt war. Sie nahm Flavia ihr Schwert ab und stellte sich vor die Richterbank auf.
„Nicolasa, fang auf und bereite ihm das verdiente Ende!“, forderte sie die Kriegerin auf, um das Schwert mit einer lockeren Drehung ihres Handgelenkes in ihre Richtung zu werfen.
Nico fing es genauso locker mit der linken Hand auf, als würde sie so etwas jeden Tag tun.
„Und möge deine Seele in Frieden ruhen…“, flüsterte sie mit ersterbender Stimme, bevor sie die Klinge über ihrem Kopf schwang und dann auf Edward Sterlings Hals niedersausen ließ, womit sie seinen Kopf vom Körper trennte.
Schwer atmend hielt sie die Waffe mit beiden Händen umfasst, während die Spitze der Klinge in Sterlings Blut getunkt blieb, das sich in einer schnell wachsenden Lache auf dem Boden ausbreitete.
Tränen liefen ihr über die Wangen, weil sie den entsetzten Aufschrei der Mutter hörte. Und dann die leisen Seufzer der gerächten Toten, die eine nach der anderen an ihr vorüber zogen, um kurz ihre Schulter zu berühren oder gar ihre feuchte Wange zu küssen, wobei sie neben ihr aufleuchteten und sich dann nach ein paar Schritten im Sonnenlicht auflösten. Sie hatten ihren Frieden gefunden und konnten nun in eine bessere Welt übertreten. Nico konnte sich nicht bewegen, sie hatte das Gefühl, dass sie dann einfach in sich zusammen fallen würde. Sie stand förmlich unter Schock, da sie nicht mit diesem Ausgang des Kampfes gerechnet hatte.
° ° °
Da sich die Arbitra um das Wohl seiner Soulmate kümmerte, konnte sich Jagannatha ganz auf den Kampf konzentrieren. Genau wie die anderen, außer Damon, sah er ganz genau hin und war trotzdem überrascht über die plötzliche Wendung in diesem Kampf, in dem Nicos Untergang eigentlich schon besiegelt gewesen war.
„Das ist nicht möglich!“, sprach er zeitgleich mit Chryses, der ein wenig auf der harten Bank vorrutschte und noch genauer hinsah.
„Was ist das?“, fragte er weiter, ohne eine Antwort zu erwarten, da ihm das Ganze merkwürdig bekannt vorkam.
Nicos Art, plötzlich geschickt und gekonnt zu kämpfen, als hätte sie jahrelang mit ihnen trainiert. Sich jede ihrer behänden Eigenschaften nur vom Zugucken zu Eigen gemacht zu haben, war unmöglich. Nicht im Fall dieses Mädchens, das gerade einmal mit Messer und Gabel umgehen konnte, wenn man es hart aber fair in Worte fassen wollte. Nico gehörte zu den Kriegern, war aber in ihrer Ausbildung noch längst nicht soweit gewesen, als dass sie
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